Neu entdecktes Klettverschluss-Protein für Corona-Immunität verantwortlich?

Australische Forschende haben ein Protein namens LRRC15 identifiziert, das ähnlich wie ein Klettverschluss an SARS-CoV-2 haften kann. Eine hohe Konzentration von LRRC15 in der Lunge könnte die Ausbreitung des Coronavirus so stark bremsen, dass ein schwerer Covid-19-Verlauf verhindert wird.

Corona ACE2

Seit Beginn der Coronapandemie wird gerätselt, warum einige Menschen schwer an Covid-19 erkranken und andere nicht. Australische Wissenschaftler könnten der Antwort ein Stück nähergekommen sein. Das Forscherteam um Greg Neely, Professor für Genomik am Charles Perkins Centre der Universität von Sydney, haben ein Rezeptor-Protein entdeckt, dass die Ausbreitung von SARS-CoV-2 womöglich so weit hemmt, dass Menschen nicht schwer an Covid-19 erkranken. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin „PLoS Biology“ veröffentlicht [1].

Molekularer Klettverschluss inaktiviert SARS-CoV-2

Das Team suchte in Gewebekulturen das gesamte menschliche Genom nach Proteinen ab, die sich an Sars-CoV-2 binden können. So stießen sie auf LRRC15. Das Protein kann an das Spike-Protein von SARS-CoV-2 andocken, das Virus inaktivieren und so verhindern, dass menschliche Zellen infiziert werden. Das neu entdeckte Rezeptor-Protein wirke „wie ein molekularer Klettverschluss, indem es an der Spitze des Virus klebt und dieses dann von den Zielzelltypen wegzieht“, erklärt Dr. Lipin Loo, Mitglied der Arbeitsgruppe, gegenüber dem britischen „The Guardian“ [2].

Neue Immunbarriere entdeckt?

Anschließend haben die Forschenden Lungen von PatientInnen untersucht, die an Covid-19 oder anderen Krankheiten gestorben sind. Laut Neely hatten Personen mit schweren Covid-19-Verläufen „tonnenweise dieses LRRC15 in ihren Lungen“ [2].

LRRC15 ist beim Menschen erst dann vorhanden, wenn SARS-CoV-2 in den Körper eingedrungen ist. Es könnte Teil einer neuen Immunbarriere sein, die zum Schutz vor einer schweren Covid-19-Infektion beiträgt. Gleichzeitig scheint es die antivirale Reaktion des Körpers aktivieren zu können, meint Neely [2].

LRRC15-Konzentration bei Covid-19 hoch

Menschen, die an Covid-19 starben, könnten LRRC15 entweder in zu geringen Mengen oder zu spät produziert haben, vermuten die Forschenden. „Wenn wir uns die Lungen von Patienten ansehen, die an Covid gestorben sind, finden wir viel von diesem Protein“, erklärt Neely – und ergänzt: „Aber wir konnten uns die Lungen von Patienten, die Covid überlebt haben, nicht ansehen“. Eine Lungenbiopsie bei lebenden Menschen sei nicht so einfach durchzuführen [2].

Hohe LRRC15-Spiegel – schwerer Covid-19-Verlauf

Das Team gehe davon aus, dass LRRC15 bei den Überlebenden häufiger vorkommt als bei denen, die an Covid gestorben sind, so der Genomik-Professor [2]. Diese Theorie würde durch eine Untersuchung aus London unterstützt, in der Blutproben auf LRRC15 getestet wurden. Hier war die Protein-Konzentration im Blut von PatientInnen mit schwerem Covid-19-Verlauf tatsächlich niedriger als bei denjenigen mit leichtem Covid [3]. Das würde die Vermutung der Forschungsgruppe bestätigen.

LRRC15 vielversprechend für neue Medikamente

„Unsere Daten deuten darauf hin, dass höhere LRRC15-Konzentrationen zu einer weniger schweren Erkrankung führen würden“, sagt Neely. „Die Tatsache, dass es diesen natürlichen Immunrezeptor gibt, von dem wir nichts wussten, der unsere Lungen auskleidet und das Virus blockiert und kontrolliert – das ist wahnsinnig interessant.“

Die Entdeckung von LRRC15 könnte eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von neuen, breit wirkenden Medikamenten spielen, die eine Virusinfektion blockieren. Möglicherweise würde das Protein sogar eine Lungenfibrose, bei der die Behandlungsmöglichkeiten bislang limitiert sind, unterdrücken, überlegt Neely [2].

Autor:
Stand:
16.02.2023
Quelle:
  1. Loo, L. et al. (2023): Fibroblast-expressed LRRC15 is a receptor for SARS-CoV-2 spike and controls antiviral and antifibrotic transcriptional programs. PLoS Biology, DOI: 10.1371/journal.pbio.3001967.
  2. The Guardian, Artikel, 09. Februar 2023.
  3. Gisby, J. S. et al. (2022): Multi-omics identify falling LRRC15 as a COVID-19 severity marker and persistent pro-thrombotic signals in convalescence. Nature Communications, DOI: 10.1038/s41467-022-35454-4.
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