
Eine prospektive, multizentrische Kohortenstudie unter der Leitung der Universität Luzern analysierte die Rate an Krankenhausaufenthalten und Todesfällen nach Infektionen mit der Omikron-Variante von SARS-CoV-2. Diese wurden mit Ereignissen von hospitalisierten PatientInnen verglichen, die an Influenza A oder B erkrankt waren.
Die Ergebnisse der Studie wurden im medizinischen Fachjournal „JAMA Network Open“ publiziert. Demnach zeigte die Omikron-Variante im Vergleich mit der saisonalen Influenza eine signifikant höhere Kliniksterblichkeit [1].
Daten von mehr als 5.200 Patienten ausgewertet
Eine Arbeitsgruppe um Prof. Rami Sommerstein, Lehr- und Forschungsbeauftragter für Medizin an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften und Medizin der Universität Luzern, wertete Daten von 5.212 hospitalisierten Personen in 15 Schweizer Spitälern aus. Dabei stellten die Forschenden die Krankheitsverläufe von 3.066 Omikron-PatientInnen (58,8%) denen von 2.146 Influenza-Erkrankten (41,2%) gegenüber. Als primäre und sekundäre Endpunkte waren die Kliniksterblichkeit und die Aufnahme auf eine Intensivstation definiert.
Die Daten der an der Omikron-Variante von SARS-CoV-2 erkrankten Personen stammen aus dem Zeitraum vom 15. Januar bis 15. März 2022, in dem Omikron für mehr als 95% der Covid-19-Fälle in der Schweiz verantwortlich war. Die Vergleichsdaten der Influenza-Betroffenen wurden aus den Grippesaisons 2018/19, 20/21 und 21/22 erhoben.
Omikron-Sterblichkeit 1,5-mal höher als bei Influenza
In den ersten 30 Hospitalisierungstagen war die Sterblichkeit bei den an der Omikron-Variante von SARS-CoV-2 erkrankten PatientInnen rund 1,5-mal höher als bei den Grippe-Erkrankten, berichtet Lea Portmann, Studentin im gemeinsamen Masterstudiengang Medizin der Universitäten Luzern und Zürich und Erstautorin der Studie. Bei der Notwendigkeit einer intensivmedizinischen Versorgung zeigte sich kein Unterschied zwischen Omikron und Influenza.
Die Ergebnisse sind umso erstaunlicher, da die Covid-19-assoziierte Kliniksterblichkeit mit der Omikron-Variante in einer vorangegangenen Studie deutlich geringer ausfiel als mit den vorausgegangenen Varianten (7,0 bei Omikron vs. 12,8 bei Wildtyp oder Alpha) [2].
Fazit: Omikron weiter ernst nehmen
Die Forschenden warnen, die Omikron-Variante von SARS-CoV-2 zu verharmlosen. Omikron-Infektionen verlaufen zwar meist weniger schwer als Erkrankungen mit den vorherigen Varianten, dafür ist die Sterblichkeit bei Omikron immer noch deutlich höher als bei schwerer saisonaler Grippe. Dieses Ergebnis ist angesichts einer zunehmenden Immunität in der Bevölkerung und verbesserten Therapiestrategien gegen Covid-19 bemerkenswert, so das Autorenteam [1].