
Am Mittwoch wurde hierzulande der höchste Inzidenzwert seit Beginn der COVID-19-Pandemie gemessen: Deutschlandweit gab es 1706,3 Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche. Sieben Tage zuvor lag der Wert bei 1439. In Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen, Sachsen und dem Saarland übersteigt die 7-Tage-Inzidenz sogar die 2000er-Marke. Der Anstieg der positiv getesteten Personen fällt mit der zunehmenden Zirkulation der Omikron-Subvariante BA.2 und der Lockerung von Schutzmaßnahmen zusammen.
Anteil älterer Personen steigt
Die Mehrzahl der positiven Tests betrifft Schulkinder, Jugendliche und Erwachsene bis 34 Jahre. Einen deutlich steigenden Trend verzeichnet das RKI aber auch bei älteren Personen. Zusätzlich gibt es vermehrt Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen. Dabei ist davon auszugehen, dass ein Großteil der Infizierten gar nicht bei den aktuellen Meldezahlen erfasst wird. Gemäß der Datenerhebung des Verbands Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM) lag die Positivrate in der Kalenderwoche 10 auf einem Rekordhoch von 53,9 Prozent. Der hohe Anteil positiver Tests deute stark auf eine Untererfassung von an mit SARS-CoV-2-infizierten Personen hin. Die Zahlen bestätigen ein dynamisch zunehmendes Infektionsgeschehen, so der fachärztliche Berufsverband.
Ukraine-Flüchtlinge als Inzidenztreiber
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zeigt sich besorgt über die steigende Zahl an Corona infizierten Flüchtlingen. Die Impfquote in der Ukraine war niedrig. Zudem steigt bei engen Kontakten auf geringem Raum – etwa in Bussen, Zügen und Unterkünften – das Risiko sogenannter Superspreading-Events. Dazu weiß man nicht, wie sich der psychische Stress und die Fluchtsituation auf das Immunsystem auswirken. Ob die Ankunft der Menschen tatsächlich für die steigenden Zahlen verantwortlich ist, kann derzeit noch nicht zweifelsfrei beurteilt werden. Da es hierzulande keine Registrierungspflicht für ukrainische Staatsbürger gibt, sind keine reellen Zusammenhänge zu erheben.
Corona-Lockerungen umstritten
Die kurz bevorstehenden bundesweiten Corona-Lockerungen halten viele Mediziner und Wissenschaftler angesichts der rasant steigenden Infektionszahlen für falsch. „Vor dem Hintergrund des aktuellen Infektionsgeschehens können wir die geplanten Lockerungen der Bundespolitik nicht vollständig nachvollziehen“, sagt Professor Dr. Jan Kramer, stellvertretender Vorsitzender des ALM. Auf das Tragen von Masken sollte keinesfalls verzichtet werden, denn die Pandemie sei noch nicht vorbei, so der Internist und Laborarzt.