Coronavirus-Schnelltest generell nicht zu empfehlen

Medizinische Berufsverbände warnen vor Schnelltests zur Detektion von SARS-CoV-2, dem Erreger der neuen Lungenkrankheit COVID-19. Deutlich empfehlenswerter und bisheriger Goldstandard sind Abstrich-Untersuchungen zum Nachweis der Viruslast.

Polymerase-Kettenreaktion

Hintergrund

Verlässliche Testverfahren sind derzeit die wirksamste Methode, die Ausbreitung des Virus SARS-CoV-2 zu verlangsamen und somit die Infektionswelle der neuartigen Lungenkrankheit COVID-19 einzudämmen. Goldstandard ist aktuell (März 2020) der Virus-Nachweis aus einer Abstrich-Probe mittels einer Polymerase-Kettenreaktion (sogenannter PCR-Test). Dieses Verfahren ist langwierig und kompliziert – aber sicher und zuverlässig. Die Suche nach Antikörpern mittels Schnelltests birgt hingegen etliche Risiken. Der Berufsverband der Akkreditierten Medizinischen Labore in Deutschland (ALM) und der Berufsverband der Ärzte für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie (BÄMI) warnen sogar davor, das Coronavirus SARS-CoV-2 mit derartigen Kits nachzuweisen.

Antikörper-Schnelltests sind unsicher

Die Angst der Bevölkerung vor der neuen Coronavirus-Infektion ist in Arztpraxen und Apotheken deutlich spürbar. Viele Patienten möchten rasche Sicherheit. Oft wird nach einem sogenannten Schnelltest ähnlich einem Blutzuckertest gefragt. Davon ist jedoch abzuraten. Die erhältlichen Schnelltests zum Nachweis des Coronavirus SARS-CoV-2 suchen nicht nach den Viren selbst, sondern nach Immunglobulinen bzw. Antikörpern. Daniela Huzly, Ärztliche Leiterin der Diagnostik im Institut für Virologie am Universitätsklinikum Freiburg und Bundesvorsitzende des BÄMI, erklärt dazu: „Antikörper sind bei Virusinfektionen meist frühestens eine Woche nach Erkrankungsbeginn nachweisbar, in der Regel sogar erst nach 14 Tagen. Für SARS-CoV-2 liegen noch gar keine gesicherten Erkenntnisse hierzu vor.“

Nachweis von SARS-CoV-2 mittels PCR-Test

Selbst bei negativem Antikörper-Schnelltest kann die Person bereits hoch infektiös sein. Ferner besteht die Möglichkeit, dass ein positiver Antikörpertest auf eine frühere Infektion mit einem anderen Coronavirus zurückzuführen ist. Aufgrund dieser Unsicherheiten müsste jeder Antikörper-Schnelltest mittels PCR-Methode aus einem Abstrich bestätigt werden. Ausschließlich der Erregernachweis von SARS-CoV-2 beweist zweifelsfrei eine Infektion zum Zeitpunkt der Untersuchung.

Generelle Tests nicht zu empfehlen

Generelle Testuntersuchungen zum Ausschluss einer Coronavirus-Infektion werden von der Mehrheit der Experten als nicht sinnvoll bewertet. Zudem wäre es aufgrund der Personal- und Laborkapazitäten ohnehin nicht möglich, jede Person auf SARS-CoV-2 zu testen. Diese Verfahren sollten echten Verdachtsfällen vorbehalten werden. Gemäß Robert Koch-Institut (RKI) besteht ein begründeter Verdacht bei Personen mit respiratorischen Symptomen plus:

  • Kontakt zu einem bestätigten COVID-19-Fall (bis maximal 14 Tage vor Erkrankungsbeginn)
  • Aufenthalt in einem vom RKI festgelegten Risikogebiet (bis maximal 14 Tage vor Erkrankungsbeginn)

Coronavirus-Risikogebiete

Zu den Coronavirus-Risikogebieten zählen laut RKI derzeit folgende Regionen (Stand: 06. März 2020):

  • Deutschland: Landkreis Heinsberg (Nordrhein-Westfalen)
  • China: Provinz Hubei (inklusive Stadt Wuhan)
  • Iran: Provinz Ghom, Teheran
  • Italien: Südtirol (entspricht Provinz Bozen) in der Region Trentino-Südtirol, Region Emilia-Romagna, die Lombardei, Stadt Vo in der Provinz Padua (Region Venetien)
  • Südkorea: Provinz Gyeongsangbuk-do (Nord-Gyeongsang)

Tagesaktuelle Fallzahlen weltweit sind unter www.rki.de/covid-19-fallzahlen und auf den Internetseiten der Weltgesundheitsorganisation abrufbar.

Autor:
Stand:
09.03.2020
Quelle:
  1. Berufsverband der Akkreditierten Medizinischen Labore in Deutschland (ALM), Pressemitteilung: ALM e.V. und BÄMI e.V. warnen vor so genannten Schnelltests zum Nachweis des Coronavirus. 06. März 2020.
     
  2. Robert Koch-Institut (RKI): Coronavirus SARS-CoV-2, 07. März 2020.
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