Schnelltest für Schluckstörungen bei alten Menschen

Dysphagie bei Hochbetagten ist ein wesentlicher Risikofaktor für Folgeerkrankungen wie Lungenentzündung (via Aspiration) oder Mangelernährung. Allerdings sind Schluckstörungen im Praxisalltag nicht einfach zu diagnostizieren. Abhilfe schafft hier das von der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie erarbeitete Dysphagie Screening Tool Geriatrie (DSTG).

Mann Schluckbeschwerden

Dysphagie bei Älteren ist ein wenig beachtetes, aber häufiges und gefährliches Symptom. Bei den noch selbständig lebenden Älteren weist etwa jeder Dritte Schluckstörungen auf, bei Pflegeheimbewohnern ist es jeder Zweite und bei Patienten in geriatrischen Kliniken beträgt die Prävalenz bis zu 70 Prozent. Doch Schluckstörungen können lebensbedrohlich sein: Wenn sich alte Menschen verschlucken, können sie nicht nur ersticken oder durch Aspiration eine Pneumonie entwickeln. Langfristig drohen auch Muskelschwund und massive Mangelernährung.

Nach Dysphagie fragen

Bei der Routine-Diagnostik wird selten nach Dysphagie gefahndet. Gerade bei den Alten stehen Herzkreislauf- oder orthopädische Erkrankungen im Vordergrund. Und aufgrund von Demenz sind viele Alte nicht in der Lage, selbst Beschwerden beim Schlucken zu schildern. Auch Pflegepersonen denken oft nicht daran, den Arzt über Schluckstörungen zu informieren, bzw. ordnen Symptome wie Räuspern, Husten und Atemnot während und nach dem Essen, Herauslaufen von Speichel oder Speisebrei aus dem Mund nicht unbedingt einer Schluckstörung zu.  Wie kann man also in der Praxis der Dysphagie schnell und einfach auf die Spur kommen?

Testinstrumentarium: Ein Teelöffel und ein Glas Wasser

Hierzu hat die Arbeitsgemeinschaft Dysphagie der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) einen Früherkennungstest entwickelt – das Dysphagie Screening Tool Geriatrie (DSTG). Und das funktioniert so:

  • Schritt 1: Ist der Patient in der Lage zu sitzen und ausreichend wach?
  • Schritt 2: Der Untersuchende soll feststellen, ob sich die Zunge des Patienten frei bewegen lässt, keine auffälligen Beläge oder Nahrungsreste im Mund zu finden sind und der Patient spontan husten kann.
  • Schritt 3: Der Patient bekommt zwei Mal hintereinander einen Teelöffel mit Wasser angereicht. Es folgt zwei Mal ein Schluck Wasser aus einem normalen Wasserglas. Muss der Patient räuspern oder husten? Ist eine Stimmveränderung bemerkbar?

Früherkennung heißt frühzeitige Hilfe

Falls in Schritt 3 nur eine dieser Fragen mit „Ja!“ beantwortet wird, liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Dysphagie vor. Dann sollte unbedingt ein weiteres Vorgehen mit dem behandelnden Arzt bzw. Logopäden des Patienten besprochen werden.

Für Statistiker: Der DSTG wurde von der Universität Hamburg validiert. Sein positiver Likelihood Quotient liegt bei 4,95

Praxispersonal kann DSTG vornehmen

Der DSTG, validiert für geriatrische Patienten, ist bewusst einfach gehalten und kann von Arzthelferinnen, Pflegekräfte oder Ärzte ausgeführt werden. Die Entwickler appellieren an Allgemeinmediziner und Geriater, den DSTG bei den alten Patienten anzuwenden, damit Schluckstörungen häufiger und früher erkannt werden. So können dann auch frühzeitig entsprechende Maßnahmen zur Versorgung der Patienten – z.B. Schlucktraining – eingeleitet werden.

Das DSTG, validiert für geriatrische Patienten, ist das erste Screening Tool seiner Art. Der Fragebogen mit Handlungsanweisung sowie vier Seiten Schulungsunterlagen für die Anwendung des Tests können auf der Website der DGG heruntergeladen werden und stehen jedem zur Nutzung und Weitergabe frei zur Verfügung.

  • Teilen
  • Teilen
  • Teilen
  • Drucken
  • Senden

Anzeige

Orphan Disease Finder

Orphan Disease Finder

Hier können Sie seltene Erkrankungen nach Symptomen suchen:

 

Seltene Krankheiten von A-Z
Schwerpunkt Seltene Erkrankungen