
In einer multizentrischen, randomisierten und placebokontrollierten Megastudie konnte die positive Wirkung von Evolocumab auf Herz-Kreislauf-Ereignisse bei Hoch-Risikopatienten nachgewiesen werden. Derzeit sind PCSK9-Inhibitoren wie Evolocumab die potentesten Cholesterin-Senker. In Zulassungsstudien waren sie Statinen deutlich überlegen. Jetzt konnte bestätigt werden, dass sich der positive Effekt auch auf die Rate von Herzinfarkt und Schlaganfall auswirkt. Entsprechende Ergebnisse der Studie wurden jetzt auf dem Kongress des American College of Cardiology in Washington bekannt gegeben und im The New England Journal of Medicine publiziert.
Multizentrische FOURIER-Studie
Die FOURIER-Studie (Further Cardio-vascular Outcomes Research with PCSK9 Inhibition in Subjects with Elevated Risk) war eine groß angelegte multinationale Phase-III-Studie. Sie untersuchte die klinische Wirksamkeit und Sicherheit von Evolocumab auf kardiovaskuläre Ereignisse. An der Studie nahmen 27.564 Patienten an 1.242 Standorten aus 49 Ländern (inklusive deutscher Beteiligung) teil. Alle Probanden wiesen eine LDL-Konzentration von mindestens 70 mg/dl oder eine Nicht-HDL-Cholesterin-Konzentration von ≥100 mg/dl trotz optimaler Statintherapie auf. Zudem bestanden anamnestisch Myokardinfarkt, nichthämorrhagischer Schlaganfall oder symptomatische periphere arterielle Verschlusskrankheit.
Die Studie begann 2013 und war für einen Zeitraum über 5 Jahre geplant. Sie konnte allerdings bereits im Dezember 2016 erfolgreich beendet werden. Evolocumab überzeugte die Wissenschaftler mit einer signifikanten Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse.
Studien-Endpunkte: Evolocumab senkt Risiko um etwa 15 Prozent
Die Probanden der Studie wurden in zwei Gruppen randomisiert. Gruppe 1 (13.784 Patienten) erhielt - individuell nach persönlicher Präferenz - subkutan alle 14 Tage 140 mg oder einmal pro Monat 420 mg Evolocumab. Gruppe 2 (13.780 Patienten) bekam eine Placebo-Behandlung.
Der primäre Composite-Endpunkt der Studie war als kardiovaskuläres Ereignis mit letalem Ausgang, nicht-tödlichem Myokardinfarkt oder Insult sowie einer Hospitalisierung infolge instabiler Angina pectoris oder koronarer Revaskularisierung definiert. In der Evolocumab-Gruppe waren 1.344 Patienten von einem dieser Ereignisse betroffen (9,8 Prozent). In der Placebogruppe lag die Rate mit 1.563 Patienten (11,3 Prozent) höher. Evolocumab senkte das kardiovaskuläre Risiko also um etwa 15 Prozent. Die errechnete Hazard Ratio beträgt 0,85 und fiel mit einem 95%-Konfidenzintervall von 0,79 bis 0,92 (P < 0,001) statistisch signifikant aus.
Der Schlüssel-Sekundär-Wirksamkeitsendpunkt umfasste den kardiovaskulär-bedingten Tod, Myokardinfarkt und Schlaganfall. Davon waren in der Verumgruppe 816 Probanden (5,9 Prozent) vs. 1.013 Patienten (7,4 Prozent) in der Placebo-Kontrollgruppe betroffen. Das kardiovaskuläre Risiko sank mit Evolocumab also um etwa 20 Prozent. Die errechnete Hazard Ratio betrug 0,8 (KI 0,73 bis 0,88, P < 0,001).
Keine Beeinträchtigung der Neurokognition
Die ausgeprägte Senkung der Cholesterin-Konzentration durch Evolocumab ist nicht ganz unumstritten. Kritiker befürchten langfristig neurokognitive Einschränkungen, wenn neuronale Zellen nicht mehr ausreichend mit Cholesterin versorgt werden. Deshalb lief begleitend zur FOURIER-Studie die EBBINGHAUS-Studie. Hier wurde parallel die neurokognitive Leistung von etwa 1.900 Probanden der FOURIER-Studie untersucht. Dabei konnte bewiesen werden, dass Evolocumab einer Placebo-Behandlung nicht unterlegen war. Das Auftreten neurokognitiver Ereignisse war in beiden Gruppen etwa konsistent.
Diabetes Typ II-Neudiagnosen nur leicht erhöht
Neben dem Auftreten neurokognitiver Ereignisse wurde die Rate an neu diagnostizierten Diabetes Typ II-Erkrankungen überprüft. Dabei konnte während der Evolocumab-Therapie ein leicht erhöhtes Diabetes-Risiko beobachtet werden. Das fiel mit 677 Patienten (Verumgruppe) vs. 644 Patienten (Placebogruppe) jedoch nicht signifikant aus (HR 1,05; KI 0,94 bis 1,17) und erscheint daher als vernachlässigbar.