
Hintergrund
Die EMA hat ein Risikobewertungsverfahren eingeleitet in dem das Risiko zur Entstehung einer Enzephalopathie unter Ifosfamid untersucht wird.
Dass es unter Ifosfamid zu einer Enzephalopathie kommen kann ist bereits bekannt und wird auch in den jeweiligen Fachinformationen erwähnt.
Laut BfArM zeigte eine Untersuchung im Jahr 2016 in Frankreich eine 3- bis 4-fach höhere Inzidenz von Enzephalopathien bei Fertiglösungen im Vergleich zum Pulver. Das Risiko stünde mit dem Abbau des Wirkstoffs und den sich im Laufe der Zeit entwickelnden Verunreinigungen zusammen, weshalb als Konsequenz die Haltbarkeitsdauer der Lösungen verkürzt wurde.
Das Enzephalopathierisiko blieb jedoch trotz dieser Vorkehrung bestehen, was zwei kürzlich durchgeführte Studien nun gezeigt haben. So war das Risiko des Auftretens einer Enzephalopathie nach Anwendung der gebrauchsfertigen Lösung weiterhin höher als nach Anwendung des Pulvers.
Es soll deshalb geklärt werden, ob bei Fertiglösungen oder dem Konzentrat zur Zubereitung einer Lösung ein höheres Risiko besteht als bei der Pulverform.
Was ist Ifosfamid und wofür wird es angewendet?
Ifosfamid wird zur Behandlung verschiedener Krebsarten wie z. B. verschiedener solider Tumore und Lymphome angewendet. Das Zytostatikum gehört zur Wirkstoffgruppe der Stickstoff-Lost-Verbindungen, das zum Einbau von Alkylgruppen in die DNA führt. Die Alkylierung behindert die DNA-Polymerase und bedingt in der Folge, dass die Replikation unterbleibt und sich die Zelle nicht mehr vermehren kann.
Pulver vs. Lösung
Ifosfamid-Arzneimittel sind als Fertiglösung sowie als Konzentrat oder Pulver zur Herstellung von Lösungen in Deutschland und Frankreich zugelassen. In den meisten anderen EU-Mitgliedsländern sind sie nur als Pulver zur Herstellung von Infusionslösungen erhältlich.
Die EMA wird nun die verfügbaren Daten zum Risiko einer Enzephalopathie bei Anwendung einer Ifosfamid-Fertiglösung oder einem Konzentrat zur Herstellung einer Lösung bewerten.
Es wird eine Empfehlung folgen in der geklärt wird, ob die Zulassungen für diese Produkte weiterhin gültig bleiben, geändert, ausgesetzt oder widerrufen werden sollten.
Da alle ifosfamidhaltigen Arzneimittel auf nationaler Ebene zugelassen sind, werden die PRAC-Empfehlungen an die Koordinierungsgruppe für die gegenseitige Anerkennung und dezentralisierte Verfahren - Human (CMDh) weitergeleitet, die dazu Stellung nehmen wird.
Details zum Verfahren finden Sie hier