
Die Idee wurde vom Bremer Senat in Kooperation mit der Apothekerkammer Bremen bei einer Pressekonferenz genauer vorgestellt. Zuvor hatte Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) in seiner Regierungserklärung angekündigt: „Wir wollen älteren Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen einfacher als bisher ermöglichen, sich mit FFP2-Masken selber effektiv vor Ansteckungen zu schützen. Wir beraten derzeit mit der Apothekenkammer, wie sich eine möglichst gute Versorgung von Risikogruppen in die Praxis umsetzen lässt.“ Bis Weihnachten sollen nun an Senioren kostenfrei FFP2- und KN95-Masken in Apotheken kostenfrei abgegeben werden. Das betrifft in Bremen ca. 140.000 Personen. Rund 140 Apotheken sind an der Aktion beteiligt. Insgesamt seien seit vergangener Woche 450.000 Masken an die jeweiligen Apotheken ausgeliefert worden. Der Präsident der Apothekerkammer Klaus Scholz bittet darum, rücksichtsvoll miteinander umzugehen und appelliert, dass nicht alle direkt am ersten Tag den Weg zu den Apotheken suchen. Es seien genug Masken für alle da. Doch wie der „Weser-Kurier“ berichtete, befürchten Apotheker nun einen Ansturm.
Wie läuft die Abholung ab?
Die Landesapothekerkammer Bremen hat hierzu folgende Punkte veröffentlicht:
- Berechtigt zur Maskenabholung sind alle Menschen mit Wohnsitz in Bremen und Bremerhaven ab 65 Jahren und älter.
- Jede(r) Berechtigte erhält maximal 10 Masken als Monatsbedarf.
- Abgegeben werden FFP-2- und KN-95-Masken (KN-95-Masken können teilweise ein CE-Kennzeichen tragen, in keinem Fall aber eine 4-stellige Nummer). Die Verkehrsfähigkeit aller ausgegebenen Schutzmasken wurde von der entsprechenden Dienststelle bei der Senatorin für Gesundheit festgestellt. Aus diesen Beständen werden auch Feuerwehr und Polizei beliefert.
- Das Alter wird per „Sichtkontrolle“ von den abgebenden Apothekenmitarbeiter*innen beurteilt.
- Hat die Apotheke Zweifel an der Berechtigung des Kunden/der Kundin, darf sich die ausgebende Person den Ausweis oder ein ähnliches Dokument zeigen lassen (wie nach aktueller Rechtslage bspw. schon beim Kauf von Alkohol oder ermäßigtem Eintritt in Kultureinrichtungen möglich). Zeigt der Kunde/die Kundin keinen Ausweis vor, kann der/die Apothekenmitarbeiter*in die Maskenabgabe verweigern.
- Bitte holen Sie Ihre Masken, wenn möglich, persönlich ab und schicken Sie keine Angehörige oder Bekannte in die Apotheke. Dies erleichtert den Ablauf der Aktion.
- Der Versuch, sich kostenlos Schutzmasken abzuholen, obwohl man jünger als 65 ist und somit nicht zu den Berechtigten zählt, ist Betrug und somit strafbewehrt.
- Menschen mit Wohnsitz in Niedersachsen oder anderen Bundesländern sind nicht berechtigt, sich kostenlose Schutzmasken in einer Bremer Apotheke abzuholen.
- Nachfragen können direkt über die Hotline 115 gestellt werden – bitte sehen Sie von Anfragen bei den Apothekenmitarbeiter*innen ab, sowohl persönlich als auch telefonisch.
Kritik von vielen Seiten
Die Kassenärztliche Vereinigung Bremen (KVHB) kritisiert die Massen-Ausgabe von medizinischen FFP2-Masken: Viele Ärzte und Praxismitarbeiter machten sich Sorgen, dass die Krisenreserve des Landes Bremen aufgebracht sei, wenn sie am dringendsten benötigt werde – nämlich in der Grippesaison im Januar und Februar, sagte der KVHB-Vorsitzende Jörg Hermann. „Seit Beginn der Pandemie tragen wir in den Praxen dieselben Masken mehrere Tage am Stück, weil es nicht genug davon gibt. Damit haben wir uns arrangiert. Für die Ärzte und ihre Mitarbeiter in den Praxen ist die angekündigte Verteilaktion daher sehr irritierend“, betonte KVHB-Vertreter und Kinder- und Jugendarzt Stefan Trapp. Die Bremer FDP hingegen bemängelt die Auswahlkriterien des Senats. Ihr Standpunkt: Nicht etwa ältere Personen, sondern Menschen, die über ein geringes Einkommen verfügen und auf engem Raum zusammenleben sollten zuerst Zugang zu kostenlosen Masken erhalten.
Warum richtet sich das Angebot nur an Senioren?
Der Senat begründet, dass gerade Senioren besonders durch eine Coronavirus-Infektion gefährdet seien, da diese das höchste Risiko für schwere Krankheitsverläufe hätten. Bürgermeister Bovenschulte erklärt jedoch, dass eine Ausweitung der Maskenausgabe besprochen würde. Dabei stehen vor allem logistische und organisatorische Fragestellungen im Vordergrund: Eine Abgrenzung nach Alter sei eindeutig, bei Risikopatieten ist das Spektrum vielfältiger. „Bei den Risikogruppen müssen wir eine ähnlich pragmatische Lösung finden, die händelbar ist", sagt Bovenschulte. Deswegen lautet die derzeitige Devise: Erstmal abwarten, Erfahrungen sammeln und das Projekt dann gegebenenfalls ausweiten.
Andere Städte bieten ähnliche Aktionen an
Auch in Tübingen erhalten Senioren ab 65 Jahre kostenlos FFP2-Masken – diese werden aber nicht in Apotheken ausgegeben, sondern jeweils eine Maske per Post an die rund 15 000 tübinger Senioren verschickt, die Geburtsjahrgang 1955 oder älter sind.