
Weit weniger bekannt ist, dass ein laryngopharyngealer Reflux mit Symptomen einer Sinusitis einhergehen kann. Der sogenannte stille Reflux, ohne Pyrosis und/oder Abdominal-Ösophageal-Symptomatik, ist vor allem durch Heiserkeit und Reizung der pharyngealen Mucosa gekennzeichnet. Bei einigen Patienten dehnt sich die Symptomatik bis in die Nasennebenhöhlen aus. Chronische Rhinosinusitiden sind die Folge. Laut einer jüngst veröffentlichten Studie könnten diese Patienten von einer Therapie mit Protonenpumpenhemmern profitieren.
Magensäure-Reflux: Beschwerden bis in die Nebenhöhlen
Gelangt anhaltend saurer Mageninhalt über die Kardia in den Ösophagus, ist eine Refluxkrankheit die Folge. Typische Symptome sind Sodbrennen, saures Aufstoßen und ein Fremdkörper- bzw. Globusgefühl im Hals. Wird der pepsin- und säurehaltige Magensaft aspiriert, werden mitunter auch die Stimmbänder beeinflusst. Ebenfalls kann eine vasovagale Reizung die Schleimhäute von Larynx und Glottis irritieren. Hinweisgebend sind Reizhusten, Heiserkeit, Rachenbeschwerden und pharyngeale Entzündungen. Mitunter dehnt sich die Inflammatio bis in die Schleimhäute der Nasennebenhöhlen aus. Patienten leiden dann an den typischen Symptomen einer Sinusitis wie Cephalgie, Rhinorrhoe und Ansomnie. Sind diese Beschwerden refluxbedingt, schaffen unter anderem Protonenpumpenhemmer Abhilfe.
PPI gegen Stirndruck und Naselaufen
In einer aktuellen prospektiven Beobachtungsstudie wurden 50 Patienten mit der Diagnose Refluxösophagitis und laryngopharyngealem Reflux mit Protonenpumpenhemmer behandelt. Der Reflux-Symptom-Index war bei allen Probanden höher als 13 und der Reflux-Finding-Score größer 7. Nach zwölf Behandlungswochen erreichten die Patienten subjektiv und objektiv einen ähnlich gesunden nasalen Zustand wie die gesunde Kontrollgruppe (ebenfalls 50 Personen). Der Therapieerfolg wurde mittels aktiver anteriorer Rhinomanometrietechnik und der Nasal Obstruction Symptom Evaluation (NOSE) beurteilt. Als Therapeutika wurden ausschließlich PPI verabreicht. Lokale Maßnahmen wie abschwellende oder antiinflammatorische/cortisonhaltige Nasentherapeutika fanden keine Anwendung.
Dieser Therapieerfolg untermauert, dass Sinusitissymptome auf eine Refluxkrankeit zurückgehen können und mit entsprechender Behandlung der Ursache auch wieder verschwinden.
Renale Risiken bei Langzeiteinnahme von Protonenpumpenhemmern
Aber Vorsicht: Redundant wird vor einer zu sorglosen Rezeptierung von Protonenpumpenhemmern gewarnt – und das zu Recht. In jüngster Zeit mehren sich Meldungen über Nebenwirkungen in der Langzeitanwendung. So gilt es nunmehr als erwiesen, dass PPI das Risiko einer akuten Nierenschädigung erhöhen und infolgedessen die Ausbildung einer chronischen renalen Insuffizienz fördern. Dabei soll das Risiko der renalen Schädigung einer aktuellen Studie (Xie Y et al. Long-term kidney outcomes among users of proton pump inhibitors without intervening acute kidney injury. Kidney Int 2017; doi: 10.1016/j.kint.2016.12.021) zufolge mit der Dauer der Anwendung steigen. Patienten sollten deshalb unbedingt informiert werden, während der Behandlung mit Protonenpumpenhemmern auf Warn-Symptome zu achten und diese in der Sprechstunde anzusprechen bzw. ärztlich abklären zu lassen. Hinweisgebend sind dabei in erster Linie Ödeme, ansteigender Blutdruck oder eine ungeklärte Gewichtszunahme.