
Fahrradfahren und Laufen gegen Grünen Star
Einer Pressemitteilung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) zufolge vermindern regelmäßige Bewegung und Ausdauersportarten das Risiko, an Grünem Star (Glaukom) zu erkranken. So führen Aktivitäten wie Fahrradfahren oder Laufen zu einer Senkung des Augeninnendrucks, dem größten Risikofaktor eines Glaukoms. Ob Sport auch das Fortschreiten des Augenleidens und den drohenden Sehverlust abwenden kann, ist indes noch nicht sicher zu beurteilen.
Hintergrund
Die DOG verweist auf die Ergebnisse einer prospektiven Beobachtungsstudie an 9519 Männern und Frauen zwischen 40 und 81 Jahren. Demnach erkranken sportlich aktive Menschen seltener an einem Glaukom als inaktive Personen. „Dieser Effekt zeigte sich in der fast sechsjährigen Beobachtungsphase selbst dann, wenn andere Faktoren wie Ernährung, Alkoholgenuss oder Rauchen herausgerechnet worden waren, die oft mit dem Fitnessniveau einhergehen“, erläutert Professor Dr. med. Hagen Thieme, Direktor der Augenklinik am Universitätsklinikum Magdeburg.
Aerobe Sportarten senken Augeninnendruck
Thieme hält einen positiven Einfluss des allgemeinen Lebensstils für durchaus plausibel. So wirken sich aerobe Sportarten wie Fahrradfahren oder Laufen nachweislich positiv auf den Augeninnendruck aus. „Die Senkung hielt je nach vorausgegangener sportlicher Intensität zwischen zehn Minuten und zweieinhalb Stunden an“, erläutert der Augenarzt. Zudem ist bekannt, dass der Sehnervenkopf sportlicher Menschen besser durchblutet ist. Ferner stimulieren körperliche Aktivitäten zentrale neuronale Reparaturmechanismen. „Das ist für einige Erkrankungen des zentralen Nervensystems wie etwa den Schlaganfall belegt. Es ist vorstellbar, dass es auch für Nervenzellen und -fasern am Sehnervenkopf gilt“, meint Thieme. Diese These wäre eine Erklärung, warum sportliche Menschen seltener an Grünem Star erkranken.
5000 Schritte mehr gegen drohenden Sehverlust
Noch ist unklar, ob sportliche Aktivitäten selbst den Verlauf einer bereits bestehenden Glaukom-Erkrankung aufhalten können. Erste Hinweise dazu gibt eine Querschnittsuntersuchung an 141 Glaukom-Patienten. Demnach würden sich 1000 zusätzliche Schritte pro Tag minimal positiv auf den Sehverlust über das Jahr hinweg auswirken (+0,007 dB, p <0,001). „Ginge man unter diesen Voraussetzungen von einer schützenden Wirkung aus, müssten Patienten etwa 5000 Schritte oder zwei Stunden körperliche Aktivität zusätzlich pro Tag ausüben, um die jährliche Sehverschlechterung bei der Glaukom-Erkrankung um 10% zu reduzieren“, resümiert Thieme.
Vorsorge und frühe Diagnose als wichtigste Maßnahme
Derzeit stehen weiterhin Vorsorge und eine frühe Diagnose an erster Stelle, um den Sehnerv zu erhalten. Das ist umso wichtiger, da Betroffene einen erhöhten Augeninnendruck oft über lange Zeit nicht spüren. Im Fall von Sehstörungen wie Ausfällen im zentralen oder äußeren Blickfeld ist die Erkrankung meist schon stark fortgeschritten. Thieme empfiehlt daher, den Sehnerven ab dem 40. Lebensjahr beim Augenarzt regelmäßig untersuchen zu lassen. „Ab dem 60. Lebensjahr ist ein jährlicher Sehnervencheck anzuraten“, so der Direktor der Magdeburger Augenklinik.