WHO zu Antikörper-Prophylaxe bei COVID-19

Das Medikament REGEN-COV soll schwere Verläufe von COVID-19 bei infizierten Risikopatienten verhindern. Die darin enthaltenen Antikörper Casirivimab und Imdevimab zeigten positive Ergebnisse in einer Studie, die jüngst im British Medical Journal veröffentlicht wurde.

Corona-Immunzellen

In einer Pressemeldung vom 24. September 2021 empfiehlt die WHO erstmals REGEN-COV zur Prophylaxe bei COVID-19 [1]. In dem Medikament der US-amerikanischen Firma Regeneron und des Schweizer Pharma-Unternehmens Roche sind die beiden monoklonalen Antikörper Casirivimab und Imdevimab enthalten. Die beiden humanisierten monoklonalen Antikörper verhindern, dass SARS-CoV-2 an den humanen ACE2-Rezeptor binden kann, indem sie die Rezeptorbindungsdomäne (RBD) des Spike-Proteins von SARS-CoV-2 blockieren.

Einsatz bei Risikopatienten

Laut WHO soll REGEN-COV bei Risikopatienten eingesetzt werden, die mit dem SARS-CoV-2-Virus infiziert sind, um sie vor einem schweren Verlauf zu schützen. Darüber hinaus sollten Patienten, die bereits einen schweren oder kritischen Verlauf entwickelt haben und keine Antikörper gegen SARS-CoV-2 ausgebildet haben, mit dem Medikament behandelt werden. Das Medikament kann intravenös als Infusion oder subkutan appliziert werden, wobei zur Therapie von der FDA die intravenöse Gabe empfohlen wird.

Casirivimab und Imdevimab reduzieren Anzahl schwerer COVID-Verläufe

In einem Review, das im renommierten British Medical Journal (The BMJ) erschien, wurden vier Studien zu REGEN-COVTM evaluiert [2].
In den Ergebnissen zeigte sich, dass die beiden Antikörper die Hospitalisierungsrate bei leichten Krankheitsverläufen senken könnten. Gleichzeitig gab es Hinweise auf eine geringere Mortalität bei Patienten mit schweren Krankheitsverläufen und fehlenden Antikörpern gegen SARS-CoV-2.

Aufruf zur fairen Verteilung

Das Medikament hat von der US-amerikanischen Behörde für Lebens- und Arzneimittel FDA die Notfallzulassung erhalten. In Europa ist REGEN-COVTM noch nicht zugelassen, wird aber in Deutschland in speziellen Fällen schon eingesetzt.

Hohe Kosten und Patentrecht limitieren Einsatz

Eine weltweite Verfügbarkeit der Medikamentenkombination wäre wünschenswert. Eine Hürde für viele Länder stellt alleine schon der Preis dar. Nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen kostet das Medikament in den USA 2.100 US-Dollar, in Deutschland umgerechnet 2.000 US-Dollar und in Indien 820 US-Dollar [3]. Daneben gibt es Hürden zur Ausweitung der Produktion, verursacht durch die patentrechtliche Situation. Das Unternehmen Regeneron hat nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen in mindestens elf ärmeren Ländern Patente auf die beiden Antikörper und auf die Kombination beantragt.

WHO-Empfehlung könnte breiteren Einsatz ermöglichen

Auch die WHO setzt sich dafür ein, dass patentrechtliche Schranken fallen. Dadurch und durch das Teilen von Know-How könnte der knappen Verfügbarkeit und den hohen Kosten entgegen gewirkt werden. Gerade in Ländern, in denen eine weniger intensive stationäre Versorgung möglich ist, wäre die prophylaktische Wirkung von REGEN-COVTM eine große Hilfe.

„In vielen Ländern in Lateinamerika oder Afrika sehen wir einen Mangel an Krankenhausbetten, zu wenig Personal und zu wenig Sauerstoff”, sagt Joan Tabu, ehemaliger Notfallkoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Brasilien [3]. „Antikörpermedikamente wie diese wären für diese Länder unbedingt notwendig”, so Tabu.

Mit der Empfehlung von REGEN-COV durch die WHO ist eine erste Hürde nun bereits genommen. Viele Länder können selbst keine Risikobewertung vornehmen und warten deshalb auf solche Empfehlungen der WHO.

Quelle:
  1. WHO, Pressemeldung, 24.09.2021; abgerufen am 29.09.2021
  2. Siemieniuk et al. (2021): Antibody and cellular therapies for treatment of covid-19: a living systematic review and network meta-analysis. BMJ, DOI: https://doi.org/10.1136/bmj.n2231
  3. Ärzte ohne Grenzen, Pressemeldung, 24.09.2021; abgerufen am 29.09.2021


 

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