Studienabbruch: Xarelto ohne Vorteil gegenüber ASS

Xarelto (Wirkstoff Rivaroxaban) von Bayer wirkt bei der Sekundärprävention von Schlaganfällen und systemischen Embolien unklarer Genese nicht besser als ASS.

Analyse

Das Pharmaunternehmen Bayer AG und ihr Entwicklungspartner Janssen Research & Development, LLC informieren über den vorzeitigen Studienabbruch der Phase-III-Vergleichsstudie NAVIGATE ESUS. Bei einer planmäßigen Zwischenauswertung der Ergebnisse wirkte Rivaroxaban demnach nur vergleichbar, aber nicht besser als niedrig dosierte Acetylsalicylsäure in der Sekundärprävention von Schlaganfällen und systemischen Embolien bei Patienten, die vor Kurzem einen embolischen Schlaganfall unbekannter Ursache erlitten hatten.

Bayer erklärte dazu, dass die Zwischenanalyse durch das unabhängige Data Monitoring Committee (IDMC) „nur geringe Aussichten auf einen klinischen Nutzen bei Fortsetzung der Studie gab“. Der vorzeitige Abbruch der Studie wirke sich jedoch nicht auf andere Einsatzgebiete von Xarelto aus. Laut Bayer bleibt in allen zugelassenen Indikationen das positive Nutzen-Risiko-Profil von Rivaroxaban unverändert bestehen.

Phase-III-Studie NAVIGATE ESUS

Die Phase-III-Studie NAVIGATE ESUS war mit 7.214 teilnehmen Patienten an 459 Studienzentren in 31 Ländern eine große, weltweit angelegte Vergleichsstudie. Die Probanden erhielten randomisiert einmal täglich entweder 15 mg Rivaroxaban oder 100 mg Acetylsalicylsäure.

Primärer Studienendpunkt zur Wirksamkeit war das Auftreten von Schlaganfällen (ischämische, hämorrhagische und nicht definierte Schlaganfälle sowie transiente ischämische Attacken mit positiver Bildgebung im Zentralnervensystem) und systemische Embolien. Als primärer Endpunkt zur Sicherheit des Arzneimittels war das Auftreten schwerer Blutungskomplikationen gemäß Definition der International Society on Thrombosis and Haemostasis (ISTH) definiert.

Insgesamt waren die Blutungsraten in beiden Armen niedrig. Dennoch war ASS Xarelto hinsichtlich der Blutungsepisoden überlegen. Die Präsentation der vollständigen Analyseergebnisse soll 2018 im Rahmen eines medizinischen Kongresses erfolgen.

Erhöhtes Insult-Risiko bei ESUS

ESUS ist die Abkürzung für embolic stroke of undetermined source. Darunter fallen durch bildgebende Verfahren dokumentierte Schlaganfälle unklarer Genese, bei denen trotz gründlicher Untersuchungen und dem Bemühen, alle bekannten kardialen und vaskulären Ursachen auszuschließen, keine Ursache ermittelt werden kann. Patienten mit Vorhofflimmern oder atherosklerotischer Vorerkrankung in der Anamnese sind somit nicht inkludiert. Damit unterscheidet sich das Patientenklientel der NAVIGATE ESUS-Studie, verglichen mit dem in bereits zugelassenen Indikationen für Rivaroxaban.

Patienten mit ESUS haben gemäß Bayer trotz sekundärprophylaktischer Behandlung ein erhebliches Risiko, einen erneuten Schlaganfall zu erleiden. „Patienten mit ESUS haben derzeit nur wenige Behandlungsoptionen, und die Rolle der Gerinnungshemmer in diesem Bereich bleibt weiterhin unklar. Wir werden die Ergebnisse der NAVIGATE ESUS-Studie jetzt analysieren, um das Studienergebnis und seine Implikationen besser beurteilen zu können“, erklärt Dr. Jörg Möller, Mitglied des Executive Committees bei der Pharmaceutical Division der Bayer AG und Leiter der Entwicklung.

Xarelto-Therapie auf ASS umsetzen

Patienten der Studie aus dem Xarelto-Arm sollten nun neu auf ASS eingestellt werden. Dafür werden die Patienten „jetzt von ihren Ärzten kontaktiert und auf den Behandlungsstandard mit ASS umgestellt. Sie sollten die Studien-Medikation nicht ohne Rücksprache mit ihrem Arzt beenden. Die umfangreichen Untersuchungen von Rivaroxaban bei Patienten mit einem Risiko für tödliche Blutgerinnsel werden wir aktiv weiter betreiben“, so Möller.

Indikationen von Xarelto

Rivaroxaban, der Wirkstoff von Xarelto, gehört zur Gruppe der Faktor-Xa-Hemmstoffe. Xarelto hat von allen nicht Vitamin-K-abhängigen oralen Antikoagulantien (NOAK) die meisten zugelassenen Indikationen. Einsatzgebiete, die unabhängig vom Abbruch der Studie unverändert bestehen bleiben, sind:

  • Prävention von Schlaganfällen und systemischen Embolien bei erwachsenen Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern und einem oder mehreren Risikofaktoren
  • Behandlung von Lungenembolien (LE) bei Erwachsenen
  • Behandlung von tiefen Venenthrombosen (TVT) bei Erwachsenen
  • Prävention wiederkehrender LE und TVT bei Erwachsenen
  • Prävention von venösen Thromboembolien bei erwachsenen Patienten nach elektiver Hüftgelenksersatzoperation
  • Prävention von venösen Thromboembolien bei erwachsenen Patienten nach elektiver Kniegelenksersatzoperation
  • Prävention atherothrombotischer Ereignisse (kardiovaskuläre Sterblichkeit, Myokardinfarkt oder Schlaganfall) nach akutem Koronarsyndrom bei Patienten mit erhöhten kardialen Biomarkern ohne vorherigen Schlaganfall oder vorübergehende ischämische Attacke in Kombination entweder mit Acetylsalicylsäure oder mit Acetylsalicylsäure plus Clopidogrel oder Ticlopidin.
Autor:
Stand:
11.10.2017
Quelle:

Bayer Vital GmbH Geschäftsbereich Pharma

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