Hintergrund
Die Symptome beginnen mit Kribbeln und Ziehen in den Waden. Die Beine werden unruhig während Ruhephasen, besonders abends und nachts, und veranlassen Betroffene aufzustehen und umherzulaufen. Schlafstörungen sind die Folge. Das Restless-Legs-Syndrom (RLS) kann bei schwereren Ausprägungen auch mit Schmerzen einhergehen. Etwa 5-10% der Bevölkerung sind von dem zu den Bewegungsstörungen zählenden neurologischen Krankheitsbild betroffen. Das RLS kann auch begleitend zu anderen Erkrankungen auftreten, dann ist die Prävalenz meist höher. So leiden circa 27% der Parkinson-Erkrankten an einem RLS.
Neben den Symptomen in Beinen – und teils auch Armen – kann die Kognition der Patienten betroffen sein. Man vermutet hier vaskuläre Risikofaktoren oder die Auswirkungen der Schlafstörungen als Auslöser der vermuteten negativen Effekte auf die Kognition bei RLS. Einige Studien belegen eine Assoziation zwischen RLS und kardiovaskulären Risikofaktoren wie Rauchen, Diabetes mellitus und Bluthochdruck.
Veränderungen der kognitiven Funktionen bei RLS-Patienten rücken zunehmend in den Fokus der Forschung. Mehrere Studien haben einen möglichen Zusammenhang zwischen RLS und der kognitiven Funktion bereits untersucht. Die Ergebnisse sind bislang jedoch nicht eindeutig.
Zielsetzung
Forscher um Dr. Shichan Wang vom West China Hospital der Sichuan University, China, untersuchten den Zusammenhang zwischen RLS und der Kognition. Sie analysierten den Zusammenhang zwischen RLS und der allgemeinen Kognition sowie einzelnen kognitiven Fähigkeiten – Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Exekutivfunktionen (darunter fallen beispielsweise die Fähigkeiten zur Planung, Entscheidungsfindung und Problemlösung) und räumliche Kognition.
Methodik
Bei der Studie handelt es sich um eine Metaanalyse. Zur Suche nach geeigneten Studien scannten die Forscher die Datenbanken MEDLINE, EMBASE und Web of Science bis November 2022. Die Mittelwerte und Standardabweichungen der in den Studien verwendeten kognitiven Tests wurden zur Berechnung der Standardisierten Mittelwertdifferenz (Standardized Mean Difference, SMD) herangezogen. Die SMD ist ein Effektmaß für kontinuierliche Endpunkte und wird insbesondere in Metaanalysen verwendet, in denen derselbe Endpunkt mit unterschiedlichen Instrumenten gemessen wurde.
Ergebnisse
Von 1.437 Studien in der initialen Suche eigneten sich 16 Studien mit insgesamt 4.635 Teilnehmern (984 RLS-Patienten und 3.650 Kontrollpersonen) für die systematische Übersichtsarbeit und Metaanalyse. Das mittlere Alter der RLS-Patienten lag zwischen 39 und 83 Jahren. Die Geschlechterverteilung variierte in den Studien: 38% bis 88% der Studienteilnehmer waren weiblich. Drei der ausgewählten Studien kamen aus Deutschland, vier aus Nordamerika, vier aus Asien und die übrigen fünf aus anderen europäischen Ländern.
Die Ergebnisse zeigen eine negative Assoziation zwischen RLS und der Gesamtkognition, ermittelt unter anderem mit MMST oder MoCA (SMD -0,42; 95%-Konfidenzintervall [KI] -0,72 bis -0,11) und der Aufmerksamkeit (SMD -0,43; 95%-KI -0,73 bis -0,12).
Keine signifikanten Änderungen zeigten sich bei der Gedächtnisfunktion (SMD -0,01; 95%-KI -0,31 bis 0,28), den Exekutivfunktionen (SMD -0,10; 95%-KI -0,30 bis 0,11) und der räumlichen Kognition (SMD -0,17; 95%-KI -0,83 bis 0,03) im Vergleich zu gleichaltrigen Personen ohne RLS. Das Alter der Teilnehmer hatte einen Einfluss auf die Ergebnisse, nicht aber das Geschlecht.
Fazit
Die Ergebnisse dieser Metaanalyse zur Assoziation zwischen kognitiven Veränderungen und RLS zeigen eine negative Korrelation mit der kognitiven Funktion – also ein schlechteres Abschneiden der RLS-Patienten. Dies gilt vor allem für die allgemeine Kognition und die Aufmerksamkeit der RLS-Patienten.
Die Autoren räumen berechtigterweise ein, dass eine kausale Beziehung zwischen RLS und der Kognition weiter untersucht werden muss. Als Limitation dieser Metaanalyse sind die teils geringe Teilnehmerzahl einzelner Studien sowie die hohe Heterogenität anzumerken.
Die Studie wurde unterstützt vom National Key Research and Development Program of China und dem Sichuan Science and Technology Program.








