
Hintergrund
Bei COVID-19 kommt es neben den respiratorischen Symptomen bekanntermaßen auch zu neurologischen Symptomen. Die häufigsten sind Anosmie, Ageusie, Myalgien und Kopfschmerzen. Das Auftreten von Kopfschmerzen während der Infektion mit SARS-CoV-2 ist in mehreren Studien beschrieben worden, beispielsweise von Porta-Essam und Kollegen.
Zu Beginn der Pandemie zeigten sich in Studien etwa 10% der COVID-Erkrankten von Kopfschmerz betroffen. In neueren Studien ist die Häufigkeit deutlich höher und für 14-20% der Patienten sind die Kopfschmerzen die Symptomatik, welche sie am stärksten einschränkt und belastet. Es ist nicht neu, dass Kopfschmerzen als Begleitsymptome einer systemischen Virusinfektion auftreten. Diese Kopfschmerzen zählen zu den sekundären Kopfschmerzen und werden als „Kopfschmerz in Folge einer systemischen Virusinfektion“ bezeichnet. Hierunter werden Kopfschmerzen eingeordnet, die bei einer systemischen Virusinfektion auftreten, ohne dass eine Meningitis oder Enzephalitis vorliegt.
Bekannt ist mittlerweile auch, dass Patienten nach einer überstandenen COVID-Erkrankung weiterhin Einschränkungen erfahren. Dies wird unter dem Begriff Long-COVID subsummiert. Betrifft dies auch die Kopfschmerzen? Kann SARS-CoV-2, ähnlich dem Herpes-Virus, Auslöser für täglich auftretende und andauernde Kopfschmerzen (New Daily Persistent Headache, NDPH) sein? Diese Fragestellung wurde in einem aktuellen Review untersucht [1].
Zielsetzung
Dr. Pedro Augusto Sampaio Rocha-Filho von der Universität Pernambuco, Brasilien, untersuchte im Rahmen eines Reviews Daten zur Epidemiologie, Pathophysiologie, Charakteristika und Management von COVID-19-assoziierten Kopfschmerzen. Dabei wurde auch eine mögliche Persistenz der Kopfschmerzen über die akute Phase der COVID-19-Erkrankung hinaus berücksichtigt [1].
Methodik
Die Literaturrecherche wurde bei PubMed durchgeführt und enthielt die Suchbegriffe „Kopfschmerz“ und „COVID-19“. Artikel in englischer Sprache wurden ohne Einschränkung auf einen bestimmten Zeitraum in die Suche mit einbezogen.
Ergebnisse
In den Ergebnissen dieses Reviews zeigte jeder zweite Patient mit COVID-19 auch Kopfschmerzen. Häufiger betroffen waren Patienten jüngeren Alters, Patienten welche gleichzeitig auch Symptome wie Anosmie, Ageusie und Myalgien zeigten und Patienten, die bereits vor COVID-19 an primären Kopfschmerzen oder Migräne litten.
Kopfschmerzen nach COVID-19
In einem in der Studie zitierten systematischen Review persistierten die Kopfschmerzen nach der Akutphase von COVID-19. In einem Zeitraum von 60 Tagen nach der Akutphase litten noch 16,5% der Teilnehmer an Kopfschmerzen, nach 90 Tagen waren es noch 10,6% und nach einem halben Jahr 8,4%.
Fazit
Die Ergebnisse des Reviews zeigen, dass Patienten auch nach überstandener SARS-CoV-2-Infektion noch an Kopfschmerzen leiden können. Der Autor rät daher zu weiteren Studien über die Persistenz von Kopfschmerzen nach COVID-19. Weitere Studien sind auch nötig, da es sich um ein narratives Review handelt, welches von eingeschränkter Aussagekraft ist.
Länger andauernde Kopfschmerzen gezielt angehen, MOH vermeiden
In einer Pressemeldung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) sagt Professor Dr. Hans-Christoph Diener anlässlich dieser Ergebnisse: „Angesichts der hohen Infektionszahlen und mittlerweile über 30 Mio. Menschen in Deutschland, die sich bisher mit SARS-CoV-2 infiziert haben, ist die absolute Zahl der Menschen, deren Leben durch Kopfschmerzen in Folge von COVID-19 längerfristig beeinträchtigt ist, sehr hoch“, [2].
Sowohl in der Akutphase als auch nach der Erkrankung wirken die frei-verkäuflichen Kopfschmerzmittel in der Regel gut. Die tägliche Einnahme von Schmerzmitteln kann allerdings auch Kopfschmerzen auslösen, man spricht von Medication Overuse Headache (MOH). Daher sollten auch nichtmedikamentöse Strategien ausprobiert und in schweren Fällen ein auf Kopfschmerzen spezialisierter Neurologe aufgesucht werden, heißt es in der Meldung der DGN.