
Kleinzelliges Bronchialkarzinom im extensiven Stadium (extensive stage small cell lung cancer, ES-SCLC) ist mit einer schlechten Prognose verbunden und es gibt nur wenige Behandlungsmöglichkeiten. Die Immuntherapie hat in früheren Phase-III-Studien eine robuste klinische Aktivität bei ES-SCLC gezeigt. Adebrelimab (SHR-1316) ist ein neuartiger Antikörper gegen den Liganden 1 des programmierter Zelltod-Proteins (Anti-programmed cell death ligand 1,PD-L1-).
Zielsetzung
Das Ziel einer aktuellen Studie war es, die Sicherheit und Wirksamkeit von Adebrelimab in Kombination mit einer Standardchemotherapie, Carboplatin plus Etoposid, im Vergleich zur Behandlung mit Placebo plus Carboplatin plus Etoposid bei chemotherapienaϊven Patienten mit ES-SCLC zu bewerten. Die Ergebnisse wurden auf der Jahrestagung der American Association for Cancer Research (AACR) präsentiert [1]. Prof. Jie Wang vom Department of Medical Oncology, National Cancer Center, National Clinical Research Center for Cancer, Cancer Hospital, Chinese Academy of Medical Sciences & Peking Union Medical College, in Peking, China, publizierte die Ergebnisse als Erstautor im Fachblatt Lancet Oncology [2].
Methodik
Die CAPSTONE-1-Studie war eine randomisierte, doppelt verblindete, placebokontrollierte klinische Studie der Phase-III. Sie wurde in 47 tertiären Krankenhäusern in China durchgeführt. Um die wichtigsten Einschlusskriterien zu erfüllen, mussten die Patienten 18 bis 75 Jahre alt sein, an einem zuvor unbehandelten histologisch oder zytologisch bestätigtem ES-SCLC leiden und einen Leistungsstatus gemäß den Kriterien der Eastern Cooperative Oncology Group (ECOG) von 0 oder 1 aufweisen.
Die für die Studie geeigneten Patienten wurden nach dem Zufallsprinzip im Verhältnis 1:1 einer von zwei Behandlungsgruppen zugeordnet. Dabei wurde nach dem Vorliegen von Leber und Hirnmetastasen und dem Laktatdehydrogenase-Spiegel stratifiziert.
Alle Patienten erhielten vier bis sechs Zyklen Carboplatin (Fläche unter der Kurve von 5 mg/ml/min, an Tag 1 jedes Zyklus) und Etoposid (100 mg/m2 Körperoberfläche, an den Tagen 1 bis 3 jedes Zyklus). In einer Gruppe wurde zusätzlich Adebrelimab (20 mg/kg, an Tag 1 jedes Zyklus) gegeben, in der anderen ein entsprechendes Placebo. Die nachfolgende Erhaltungstherapie wurde mit Adebrelimab oder Placebo durchgeführt. Alle Behandlungen wurden intravenös in 21-Tage-Zyklen verabreicht, solange die Krankheit nicht fortschritt, keine intolerable Toxizität auftrat und das Einverständnis nicht zurückgezogen wurde.
Der primäre Endpunkt war das Gesamtüberleben bei Patienten, die mindestens eine Dosis der Studienmedikation erhalten hatten. Die Therapiesicherheit wurde in der behandelten Population analysiert.
Ergebnisse
In die Studie wurden 462 geeignete Patienten aufgenommen und nach dem Zufallsprinzip einer Behandlungsgruppe zugewiesen: 230 (50%) Patienten erhielten Adebrelimab plus Chemotherapie (Adebrelimab-Gruppe); 232 (50%) Patienten erhielten Placebo plus Chemotherapie (Placebo-Gruppe). Zum Zeitpunkt des Datenbankschlusses betrug die mediane Nachbeobachtungszeit 13,5 Monate (IQR 8,9-20,1).
Das mediane Gesamtüberleben war in der Adebrelimab-Gruppe (Median 15,3 Monate [95%-Konfidenzintervall [KI]: 13,2-17,5]) im Vergleich zur Placebogruppe (12,8 Monate [11,3-3,7]) signifikant verbessert (Hazard Ratio 0,72 [95%-KI: 0,58-0,90]; einseitig p=0,0017).
Das mediane progressionsfreie Überleben (progression-free survival [PFS]) betrug 5,8 Monate unter Adebrelimab und 5,6 Monate unter Placebo (HR 0,67; 95%-KI: 0,54-0,83; P<0,0001). Nach sechs Monaten hatten 49,4% der Patienten unter Adebrelimab und 37,3% der Patienten unter Placebo ohne Progression überlebt. Nach einem Jahr betrug die Rate 19,7% bzw. 5,9%.
Die Gesamtansprechrate betrug in der Adebrelimab-Gruppe 70,4% und in der Placebo-Gruppe 65,9%. Die Rate für das Komplettansprechen betrug 3,0% bzw. 1,7%. Das Ansprechen wurde im Median über 5,6 Monate bzw. 4,6 Monate aufrechterhalten.
Die häufigsten behandlungsbedingten Nebenwirkungen dritten oder vierten Grades waren eine verminderte Neutrophilenzahl (bei 174 [76%] Patienten in der Adebrelimab-Gruppe und 175 [75%] Patienten in der Placebo-Gruppe), eine verminderte Anzahl weißer Blutkörperchen (106 [46%] und 88 [38%] Patienten), eine verminderte Thrombozytenzahl (88 [38%] und 78 [34%] Patienten) und Anämie (64 [28%] und 66 [28%] Patienten).
Behandlungsbedingte schwerwiegende unerwünschte Ereignisse traten bei 89 (39%) Patienten in der Adebrelimab-Gruppe und bei 66 (28%) Patienten in der Placebogruppe auf. Insgesamt wurden vier behandlungsbedingte Todesfälle berichtet: jeweils zwei in der Adebrelimab-Gruppe (Ateminsuffizienz und interstitielle Lungenerkrankung und Lungenentzündung) und in der Placebo-Gruppe (multiple Organfunktionsstörungen und unbekannte Todesursache).
Fazit
Die Zugabe von Adebrelimab zur Chemotherapie verbesserte das Gesamtüberleben von Patienten mit ES-SCLC signifikant. Das Sicherheitsprofil war akzeptabel, fassten die Autoren die Studienergebnisse zusammen. Nach ihrer Ansicht stützen die Daten den Einsatz dieser Kombination als neue Erstlinien-Behandlungsoption für diese Patientenpopulation.
Die Studie ist unter der Nummer NCT03711305 bei ClinicalTrials.gov registriert und wurde von Jiangsu Hengrui Medicine Co., Ltd finanziert.