CAR-T-Zelltherapie von BioNTech erfährt einen Boost

Bisher waren CAR-T-Zellen wenig erfolgreich bei der Therapie von soliden Tumoren. Mit einer zusätzlichen Stimulation durch eine mRNA-Impfung von BioNTech soll sich das nun ändern. Die Behörden wollen das Evaluationsverfahren beschleunigen.

Vorteil

Im Juni 2022 verkündete das Mainzer Biotech-Unternehmen BioNTech, dass ihre Kombination aus Chimärer-Antigen-Rezeptor-T-Zellen (CAR-T-Zellen) und RNA-Booster-Impfung gegen das Protein Claudin-6 den Priority-Medicine-(PRIME)-Status von der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) erhalten hat. Das Produkt BNT211 ist ein Kandidat für die Drittlinientherapie von testikulären Keimzelltumoren und richtet sich gegen das fetale Antigen Claudin-6 [1].

Beschleunigte Entwicklung durch PRIME-Status

Der PRIME-Status der EMA soll die Entwicklung von Medikamenten für bisher schlecht therapierbare Erkrankungen beschleunigen. Dazu werden Kandidaten mit dem PRIME-Status schneller evaluiert und erhalten Unterstützung von Experten, um die regulatorischen Anforderungen an eine klinische Studie zu erfüllen [2].

Bereits zwei Medikamente haben vor BNT211 den PRIME-Status von der EMA erhalten. Es handelt sich bei beiden um CAR-T-Zell-Therapien. Kymriah (Novartis) wird u. a. bei akuter lymphatischer B Zell Leukämie eingesetzt und Yescarta (Kite Pharma/Gilead) u. a. bei diffus großzelligem B-Zell-Lymphom [2].

Wirkung bei soliden Tumoren

Im Gegensatz zu ihrem Gebrauch bei hämatologischen Krebserkrankungen zeigten CAR-T-Zell-Therapien bisher nur wenig Erfolg bei soliden Tumoren. Dies könnte sich durch BioNTechs Kombination von CAR-T-Zellen und RNA-Booster-Impfung ändern. Die mRNA-Impfung soll zu einer starken Expression von Claudin-6 auf dendritischen Zellen führen, was wiederum zu einer besonders starken Stimulation der CAR-T-Zellen führen soll, die sich gegen dieses Tight-Junction-Antigen richten [2].

Positive Studiendaten

Im April 2022 wurden vorläufige Daten einer Phase-I/II-Studie präsentiert, in der 16 Patienten mit verschiedenen soliden Tumoren mit BNT211 behandelt wurden. Sechs Patienten zeigten ein teilweises Ansprechen auf die Therapie und bei nur zwei Patienten kam es zu einem Fortschreiten der Erkrankung [3]. Zu den Einschlusskriterien der Studie gehört, dass mindestens 50% der Tumore eines Patienten Claudin-6 exprimieren müssen. Dies ermöglicht dem Claudin-6-negativen Anteil der Tumore zwar prinzipiell nicht von der hochspezifischen Therapie erfasst zur werden. Jedoch zeigt eine präklinische Studie in Mäusen, dass aktivierte CAR-T-Zellen die Tumormikroumgebung hin zu einer breiten Immunantwort gegen das Tumorgewebe verändern könnten [2,4,5].

Förderung der Weiterentwicklung

Claudine sind bereits länger Ziele von therapeutischen Ansätzen bei soliden Tumoren. Sich gegen Claudin-18.2 richtende monoklonale Antikörper, für Antikörper kodierende mRNA und CAR-T-Zellen wurden bzw. werden in Studien erprobt. Die Einnahmen durch die erfolgreiche mRNA-Impfung gegen SARS-CoV-2 nutzt BioNTech nun, um seine Kombinationstherapie aus CAR-T-Zellen und RNA-Impfung gegen Claudin-6 und andere Krebstherapien weiter voranzubringen [2].

Autor:
Stand:
07.11.2022
Quelle:
  1. BioNTech Press Release. June 23, 2022. Mainz, Germany.
  2. Carvalho (2022): mRNA vaccines boost BioNTech’s CAR T cell therapy. Nature Medicine, DOI: 10.1038/d41591-022-00091-3
  3. BioNTech Press Release. April 11, 2022. Mainz, Germany.
  4. BioNTech SE (2020): A trial to evaluate the safety and efficacy of CLDN6 CAR-T +/- CLDN6 RNA-LPX. NIH U.S. National Library of Medicine, Identifier: NCT04503278
  5. Reinhard et al. (2020): An RNA vaccine drives expansion and efficacy of claudin-CAR-T cells against solid tumors. Science, DOI: 10.1126/science.aay5967
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