Deutscher Krebspreis auf dem DKK in Berlin verliehen

Der Deutsche Krebspreis 2020 wurde in den Sparten Klinische-, Translationale- und Experimentelle Forschung vergeben. Drei Krebsforscher erhielten den jeweils mit 7.500 Euro dotierten Preis für ihre wegweisenden Arbeiten.

deutscher krebspreis 2020

Der Deutsche Krebspreis zählt zu den höchsten Auszeichnungen in der deutschen Krebsmedizin und wird von der Deutschen Krebsstiftung und der Deutschen Krebsgesellschaft gestiftet. Diese Krebsforscher wurden auf dem Deutschen Krebskongress in Berlin (DKK) für ihre herausragenden Arbeiten in drei verschiedenen Sparten geehrt:

  • Prof. Dr. Andreas du Bois, KEM Essen - in der Sparte klinische Forschung
  • Prof. Dr. Rita Schmutzler, Uniklinik Köln - im Bereich Transferforschung
  • Prof. Dr. Andreas Trumpp, DKFZ Heidelberg - für seine experimentelle Grundlagenforschung

Andreas du Bois ist führender Spezialist der Gyn-Onkologie

An der Klinik für Gynäkologische Onkologie in den KEM (Evangelische Kliniken Essen Mitte) behandelt der Gynäkologe und Direktor, Prof. Dr. Andreas du Bois etwa 1200 Patientinnen im Jahr. Die Klinik für Gynäkologische Onkologie ist eine der größten Frauenkrebszentren in Europa.

Mit zahlreichen Studien und Forschungsprojekten, sowie auch als Leiter der AGO-Studiengruppe (Arbeitsgruppe Gynäkologische Onkologie), hat du Bois maßgebliche Innovationen in der Onkologie etabliert. Die AGO zählt heute zu den weltweit aktivsten in der Durchführung klinischer Studien zum Eierstockkrebs. Ihre Studien haben die Therapiestandards beim Ovarialkarzinom nachhaltig geprägt. Das gilt sowohl für die Therapie nach einem Rückfall als auch für die Chemotherapie bei primärem Eierstockkrebs. So wurde zum Beispiel der global noch immer gültige Standard Carboplatin-Paclitaxel, von Professor du Bois und seinem Team entwickelt.

Durch die Arbeit der Gruppe konnten Operationsverfahren beim Eierstockkrebs verbessert und zielgerichteter eingesetzt werden. Darüber hinaus gilt die AGO bei der Entwicklung und Integration neuer Wirkstoffe, wie zum Beispiel PARP-Inhibitoren und Angiogenesehemmern als global treibende Kraft. Bei der Einführung der Angiogenesehemmer in die Therapie des Ovarialkarzinoms hatte die AGO einen maßgeblichen Anteil.

Rita Schmutzler gilt als Pionierin der risikoadaptierten Prävention

Prof. Dr. Rita Schmutzler, Direktorin des Zentrums Familiärer Brust- und Eierstockkrebs am Uniklinikum Köln, setzt sich in der risikoadaptierten Prävention bei familiär bedingtem Brust- und Eierstockkrebs ein. Etwa 30 von 100 Frauen mit diesen Krebserkrankungen sind familiär vorbelastet. Von 100 Brustkrebserkrankungen zeigen fünf bis zehn eine erbliche Risikogen-Veränderung.

Nach dem Aufbau des Deutschen Konsortiums Familiärer Brust- und Eierstockkrebs, das seit 1996 von der Deutschen Krebshilfe gefördert wird, entwickelte Prof. Schmutzler als Koordinatorin des Konsortiums ein Konzept der Wissen generierenden Versorgung auf dem Gebiet der risikoadaptierten Prävention. Das Konsortium greift bei seiner Arbeit auf eine fundierte Datenbasis und eine umfangreiche Biobank zurück. Deren regelmäßige Auswertungen sind Grundlage für die Weiterentwicklung des Versorgungskonzeptes. Beide bilden auch die Grundlage für eine qualitativ hochwertige Forschungsarbeit, gemeinsam mit anderen internationalen Forschergruppen.

So können zusätzliche Risikogene für familiär bedingten Brust- und Eierstockkrebs identifiziert, auf ihre klinische Bedeutung validiert und in die Genpanelanalysen des Konsortiums integriert werden.

Trumpp forscht am DKFZ mit Stammzellen

Der Leiter der Abteilung „Stammzellen und Krebs", Prof. Dr. Andreas Trumpp arbeitet mit seinem Team am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und ist Gründungsdirektor des Heidelberger Instituts für Stammzell-Technologie und Experimentelle Medizin (HI-STEM).

Trumpp will durch Grundlagenforschung an normalen und bösartigen Stammzellen neue Ansätze für die Diagnose und Therapie von Krebserkrankungen entwickeln. Er trug mit seinen grundlegenden Arbeiten zum Konzept der Tumorstammzellen zum Verständnis der Krebsentstehung und der Ausbreitung von Krebs im Körper bei. Dr. Trumpp konnte zeigen, dass sich hämatopoetische Stammzellen oft in einem schlafähnlichen Zustand befinden und erst durch den Verlust von reiferen Blutzellen oder Entzündungsprozessen aktiviert werden. In diesem Schlafzustand sind die Stammzellen multiresistent.

Bei Übertragung dieser Regulationsprozesse auf Leukämiestammzellen stellte sich heraus, dass das Onkogen myc darüber entscheidet, ob normale Stammzellen und potenziell auch Krebsstammzellen aktiv oder im Ruhezustand sind. Diese Erkenntnis ist für die klinische Praxis deshalb wichtig, weil aktivierte Krebsstammzellen empfindlich gegenüber Chemotherapien sind, während ruhende Stammzellen darauf nicht ansprechen.

Die Forschergruppe um Prof. Trumpp verwendet neben verschiedenen Mausmodellen auch Patientenproben, um die Ergebnisse im Labor auch direkt mit klinischen Parametern zu korrelieren. Trumpps Ziel ist es, innovative Strategien zu entwickeln, mit denen Krebs- und Metastasestammzellen aufgespürt, bekämpft und auch Therapieresistenzen aufgehoben werden können.

Autor:
Stand:
20.02.2020
Quelle:

Pressemitteilung der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) vom 19.2.2020

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