ASCO GU 2023: mRCC – Hirnmetastasen gar nicht so selten

Patienten mit Hirnmetastasen werden aus Studien zur Behandlung des mRCC meist ausgeschlossen. Eine internationale mRCC-Datenbank gibt Aufschluss über Häufigkeit und Therapieerfolg.

Gehirn MRT

Auf Basis von Daten des International Metastatic Renal Cell Carcinoma Database Konsortiums (IMDC) aus den Jahren 2004 bis 2022 überprüfte Dr. Kosuke Takemura vom Tom Baker Cancer Centre der Universität von Calgory, Kanada, zusammen mit Kollegen die Inzidenz von Hirnmetastasen bei metastasiertem Nierenzellkarzinom (mRCC) und die Wirksamkeit von Erstlinien-Immuntherapien im Vergleich zu Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKI) alleine. Wie er anlässlich des 2023 ASCO-GU Symposiums berichtete, konnten für die Analyse Daten von insgesamt 10.224 Patienten mit mRCC ausgewertet werden [1].

Immer auf Hirnmetastasen screenen

9.421 der Patienten wiesen keine Hirnmetastasen auf, 803 Patienten hatten Hirnmetastasen. Damit lag die Inzidenz von Hirnmetastasen bei den in der Datenbank erfassten Patienten bei 7,9%, betonte Takemura. Vor Beginn einer Therapie sollte also immer auf das Vorhandensein von Hirnmetastasen gescreent werden. Patienten mit Hirnmetastasen waren bei Diagnosestellung etwas jünger (Median 62 vs. 64 Jahre; p<0,001), unterschieden sich ansonsten aber nicht signifikant von den Patienten mit mRCC ohne Hirnmetastasen.

OS in Abhängigkeit von der Therapie

Patienten mit Hirnmetastasen wiesen unabhängig von der Art der Therapie ein kürzeres Gesamtüberleben (engl. overall survival, OS) auf als Patienten ohne Hirnmetastasen. Das OS war mit Immuntherapie-basierten Regimen unabhängig von dem Vorhandensein von Hirnmetastasen höher und der Unterschied zwischen Patienten ohne und mit Hirnmetastasen war geringer als mit TKI-Monotherapie:

Mit Immuntherapie lag das mediane OS ohne Hirnmetastasen bei 47,2 Monaten und mit Hirnmetastasen bei 32,7 Monate (p=0,090), mit TKI bei 27,7 ohne und 16,5 Monaten mit Hirnmetastasen (p<0,001). 81% der mit Immuntherapie-basierten Therapien behandelten Patienten hatten die doppelte Checkpoint-Blockade mit Nivolumab plus Ipilimumab erhalten, bei den TKI-Monotherapien dominierte Sunitinib (76%) vor Pazopanib (24%). Die Gesamtansprechrate war mit Immuntherapie-Regimen höher als mit TKI-Monotherapie (41% vs. 31%). Das galt auch für ein Komplettansprechen als bestes Ansprechen (7% vs. 1%).

Bedeutung der Lokaltherapien

Etwa neun von zehn Patienten mit Hirnmetastasen hatten auch eine hirngerichtete Therapie erhalten. Im Verlauf der Datenerhebung nahm der Anteil der Patienten, die eine Lokaltherapie erhalten hatten, immer weiter zu, der Anteil an Ganzhirnbestrahlungen ab. Im Zeitraum 2019–2022 hatten nur noch 20% eine Ganzhirnbestrahlung erhalten – vor allem bei multiplen Hirnmetastasen.

59% waren stereotaktisch bestrahlt und 32% einem neurochirurgischen Eingriff wegen der Hirnmetastasen unterzogen worden. Das mediane OS war bei stereotaktischer oder neurochirurgischer Metastasenbehandlung mit 23,4 Monaten besser als bei keiner hirngerichteten Therapie (40,5 Monate) oder einer Ganzhirnbestrahlung (7,5 Monate). Wichtig ist die multidisziplinäre Behandlung von Hirnmetastasen bei Patienten mit RCC, betonte Takemura.

Autor:
Stand:
23.02.2023
Quelle:

Dr. Kosuke Takemura: „Outcomes of patients with brain metastases from renal cell carcinoma treated with first-line therapies: Results from the International Metastatic Renal Cell Carcinoma Database Consortium (IMDC)“, 2023 ASCO Genitourinary Cancers Symposium. San Francisco, 16-18. Februar 2023, Abstract 600.

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