Immunmodulatoren

Immunmodulatoren sind Verbindungen, die das Immunsystem beeinflussen. Diese Modulation ist abhängig vom Wirkstoff und der Dosierung und kann entweder stimulierend (Immunstimulanzien) oder unterdrückend (Immunsuppressiva) sein.

Immunsystem

Anwendung

Immunmodulatoren besitzen je nach Wirkstoffklasse (Immunstimulanzien, Immunsuppressiva) unterschiedliche Indikationsgebiete:

Immunstimulation

Immunstimulanzien werden bei verschiedensten Erkrankungen eingesetzt und haben zum Ziel das körpereigene Abwehrsystem zu stimulieren. Ein wichtiges Beispiel sind Immuncheckpoint-Inhibitoren, die bei der zielgerichteten Tumortherapie angewendet werden oder Interferone, die u.a. zur Behandlung von Hepatitis B und Hepatitis C, chronisch myeloischer Leukämie, malignem Melanom oder multipler Sklerose eingesetzt werden.

Immunsuppression

Erkrankungen, denen zu starke oder überschießende Reaktionen des Immunsystems zugrunde liegen, können durch Medikamente, die diese Reaktionen unterdrücken, therapiert werden. Beispiele sind:

Nebenwirkungen

Eine immunsuppressive Therapie ist aufgrund ihres Wirkprinzips immer mit einem Risiko für eine erhöhte Infektanfälligkeit verbunden.

Immunstimulanzien wie Interferone führen vor allem zu grippeähnlichen Symptomen und können auch eine Leukopenie, Thrombozytopenie, Kopfschmerzen, Erbrechen, Diarrhoe, Übelkeit sowie Schmerzen an der Injektionsstelle  auslösen.

Die genauen Angaben sind der jeweiligen Fachinformation zu entnehmen.

Wechselwirkungen

Immunstimulanzien

Interferone können die Aktivität von Cytochrom P450-abhängigen Enzymen verringern, wodurch die Halbwertszeiten von gleichzeitig verabreichten Wirkstoffen, die durch das Cytochrom P450-System metabolisiert werden, verlängert werden kann. Es ist deshalb Vorsicht angebracht bei der gleichzeitigen Gabe von Arzneimitteln mit geringer therapeutischer Breite, deren Ausscheidung weitgehend vom Cytochrom P450-System der Leber abhängt wie z. B. manche Klassen von Antiepileptika und Antidepressiva.

Weiterhin kann die gleichzeitige Gabe von Arzneimitteln mit neurotoxischen (einschließlich Wirkungen auf das zentrale Nervensystem), hämatotoxischen, myelosuppressiven oder kardiotoxischen Wirkungen die Toxizität von Interferonen in diesen Systemen verstärken.

Immunsuppressiva

Sowohl Ciclosporin als auch Tacrolimus werden über Cytochrom-P450-Enzyme metabolisiert und besitzen eine geringe therapeutische Breite. Aus diesem Grund sind Dosierungen in Abhängigkeit weiterer Medikamente vorsichtig anzupassen.

Die genauen Angaben sind der jeweiligen Fachinformation zu entnehmen.

Wirkstoffe

Immunstimulanzien

Immunsuppressiva

Glucocorticoide

Glucocorticoide binden im Zytoplasma an einen spezifischen Glucocorticoid-Rezeptor (GR). Sie hemmen die Bildung der klassischen Entzündungsmediatoren  Interleukin-1 und -6, Prostaglandine, Leukotriene, TNFα oder Interferon. Am häufigsten werden folgende Wirkstoffe eingesetzt, da sie eine geringe mineralcorticoide Wirkung hervorrufen und hohe antientzündliche Effekte besitzen:

Hemmstoffe der Calcineurin-Aktivierung

Calcineurin ist eine Calcium- und Calmodulin-abhangige Phosphatase, die in T-Lymphozyten (CD4-positive T-Zellen) aktiviert wird, sobald eine Antigen-präsentierende Zelle an den T-Zell-Rezeptor bindet. Calcineurin dephosphoryliert dann den Transkriptionsfaktor NF-AT (nuclear factor of activated T cells), der die Transkription verschiedener Gene initiiert, die z.B. für die Synthese von Interleukinen verantwortlich sind. Die Immunantwort der aktivierten T-Lymphozyten wird so eingeleitet und verstärkt.
Wirkstoffe dieser Gruppe sind:

mTOR-Inhibitoren

Das Protein mTOR (mechanistic Target of Rapamycin, auch mammalian Target of Rapamycin) ist eine Serin/Threonin-Kinase, die bei allen Säugetieren vorkommt und den Zellstoffwechsel sowie die Zellproliferation steuert. Inhibitoren von mTOR bilden einen Komplex mit dem Enzym und hemmen so die Aktivität von Proteinkinasen, die an der Signalweiterleitung über den IL-2-Rezeptor beteiligt sind. Die Progression der T-Lymphozyten von der G1-Phase in die S-Phase des Zellzyklus wird gehemmt, was dann wiederum zur Inhibierung der Lymphozytenaktivierung führt. Vertreter dieser Wikstoffgruppe sind:

Hemmstoffe der DNA-Biosynthese (Zytostatika)

Wirkstoffe, die über die Hemmung der DNA-Biosynthese, die Lymphozytenproliferation unterdrücken, weisen außerdem immunsuppressive Eigenschaften auf. Zu ihnen zählen:

Antikörper/Biologicals

Die Wirkstoffgruppe der Antikörper/Biologicals umfasst rekombinant hergestellte Proteine, die gezielt in immunologische Prozesse eingreifen. Beispiele sind:

Sonstige

Quelle:
  1. Thieme via medici: Immunmodulatoren, abgerufen am 14.02.2023
  2. Steinhilber, Schubert, Zsilavecz, Roth; Medizinische Chemie 2. Auflage 2010
  3. Mutschler Mutschler Arzneimittelwirkungen, Pharmakologie – Klinische Pharmakologie – Toxikologie, Begründet von Ernst Mutschler, 11. Auflage 2020, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart
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