
Im März 2020 wurde Sarclisa von der FDA zugelassen und erhielt kurze Zeit später eine Zulassungsempfehlung des Ausschusses für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA). Seit dem 1. Februar 2021 ist das Medikament der Firma Sanofi-Aventis in Deutschland verfügbar. Es enthält den Wirkstoff Isatuximab, einen monoklonalen Antikörper gegen das Oberflächenprotein CD38 auf Myelomzellen, der das progressionsfreie Überleben von Patienten mit refraktärem und rezidivierendem Multiplen Myelom (MM) verlängern kann. Am 25. Februar 2021 gab das CHMP eine positive Empfehlung zur Erweiterung des Indikationsgebietes von Sarclisa bekannt.
Empfohlene Indikationserweiterung für Sarclisa
Die Indikation für Sarclisa beschränkt sich bisher auf die Therapie des rezidivierenden und refraktären Multiplen Myeloms bei Erwachsenen, wenn die Patienten zuvor mindestens zwei Therapien, darunter Lenalidomid und einen Proteasom-Inhibitor, erhalten haben und während der letzten Therapie eine Krankheitsprogression zeigten. Die Behandlung soll in Kombination mit Pomalidomid und Dexamethason erfolgen.
Der CHMP empfiehlt nun zusätzlich eine Kombinationstherapie von Sarclisa mit Dexamethason und dem Proteasom-Inhibitor Carfilzomib bei erwachsenen Pateinten mit Multiplem Myelom, die mindestens eine vorangegangene Therapie erhalten haben. Derzeit steht eine Entscheidung der Europäischen Kommission noch aus.
IKAM-Studie
Grundlage der Entscheidung des CHMP ist eine Zwischenanalyse der Phase-III-Studie IKAM (NCT03275285). In die randomisierte, offene, multizentrische, prospektive Parallelgruppenstudie sind 302 Patienten eingeschlossen. Die Studie vergleicht die Therapie des refraktären oder rezidivierenden Multiplen Myeloms mit Isatuximab in Kombination mit niedrig dosiertem Dexamethason und Carfilzomib gegenüber einer Behandlung, die nur aus Dexamethason und Carfilzomib besteht.
Primärer Endpunkt der Studie ist das mediane progressionsfreie Überleben (progression free survival, PFS), das definiert ist als Zeit bis zur Krankheitsprogression oder dem Tod. Weiterhin soll durch sekundäre Endpunkte die Tiefe des Ansprechens auf die zusätzliche Therapie mit Isatuximab im Vergleich zur Kontrollgruppe untersucht werden.
Methodik
Die Studie wird an Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem Multiplen Myelom durchgeführt, die mindestens 18 Jahre alt sind und wenigstens eine bis maximal drei vorangegangene antimyeloische Therapien erhalten haben, einschließlich eines Immunmodulators und eines Proteasom-Inhibitors. Die Patienten wurden im Verhältnis 3:2 in die Verum- und Kontrollgruppe randomisiert.
Die Therapie wird in 28-tägigen Zyklen jeweils mit oder ohne Isatuximab nach folgendem Schema durchgeführt:
Arzneimittel | Zyklus 1 | Zyklus 2 |
Isatuximab | 10 mg/kg an Tag 1, 8, 15, 22 | 10 mg/kg an Tag 1, 15 |
Carfilzomib | 20 mg/m2 an Tag 1, 2 56 mg/m2 an Tag 8, 9, 15, 16 | 56 mg/m2 an Tag 1, 2, 8, 9, 15, 16 |
Dexamethason | 20 mg an Tag 1, 2, 8, 9, 15, 16, 22, 23 | 20 mg an Tag 1, 2, 8, 9, 15, 16, 22, 23 |
Ergebnisse der Zwischenanalyse
In der Kontrollgruppe lag das PFS bei 19,15 Monaten. Der Endpunkt wurde in der Verumgruppe, die zusätzlich Isatuximab erhielt, zum Zeitpunkt der Zwischenanalyse bisher nicht erreicht. Im Vergleich zur Standardtherapie konnte bei Patienten mit Multiplem Myelom durch die Kombination mit Isatuximab das Risiko der Krankheitsprogression oder des Todes um 47% (hazard ratio 0,531; 99%-Konfidenzintervall 0,318-0,889; p=0,0007) gesenkt werden.
Die bisherigen Ergebnisse der sekundären Endpunkte lauten wie folgt:
- Gesamt-Ansprechrate (overall response rate, ORR): kein signifikanter Unterschied (Verumgruppe 86,6%, Kontrollgruppe 82,9%, p=0,1930)
- Vollständiges Ansprechen (complete response, CR): Verumgrupe 39,7%, Kontrollgruppe 27,6%
- Sehr gutes partielles Ansprechen (very good partial response, VGPR): Verumgruppe 72,6%, Kontrollgruppe 56,1%
- Minimale Resterkrankung (minimal residual disease, MRD)-Negativität: etwa 30% der Patienten unter Isatuximab-Therapie erreichten nicht nachweisbare MM-Spiegel bei einer Empfindlichkeit von 10-5 gemessen durch Next Generation Sequencing (MDR-Negativität Verumgrupe 29,6%, Kontrollgruppe 13%)
- Gesamtüberleben (overall survival, OS): noch nicht ausgereift
Schwerwiegende unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) traten bei 59,3% der Verumgruppe und 57,4% der Kontrollgruppe auf. Die häufigste schwerwiegende UAW war dabei Pneumonie mit 21,5%. Unter der Kombinationstherapie mit Isatuximab kam es bei 8,5% und in der Kontrollgruppe bei 13,9% der Patienten zur unregelmäßigen Therapie aufgrund von Nebenwirkungen. UAW mit tödlichem Ausgang wurden bei 3,4% der Verum- und 1,6% der Kontrollgruppe verzeichnet.