
Lepra, auch bekannt als Hansen-Krankheit, ist eine chronische Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Mycobacterium leprae verursacht wird. Die Krankheit hat eine lange Inkubationszeit und kann eine Vielzahl von klinischen Erscheinungsformen annehmen. Trotz erheblicher Fortschritte in der Behandlung und Kontrolle bleibt Lepra in vielen Teilen der Welt ein gesundheitliches Problem.
Ätiologie
- Erreger: Mycobacterium leprae, ein säurefestes Bakterium.
- Übertragungswege: Hauptsächlich durch langanhaltenden engen Kontakt mit unbehandelten infizierten Personen. Der Erreger ist wenig virulent.
- Pathophysiologie: Nach der Infektion befällt Mycobacterium leprae bevorzugt Haut, periphere Nerven, die oberen Atemwege und Augen. Das Bakterium vermehrt sich langsam und löst eine granulomatöse Entzündungsreaktion aus, die zu Gewebeschädigung und Funktionsverlust führt.
Vorkommen
- Globales Vorkommen: Lepra ist endemisch in tropischen und subtropischen Regionen, insbesondere in Brasilien, Indien, Südostasien und einigen afrikanischen Ländern.
- Fallzahlen weltweit: Laut WHO werden jährlich etwa 200.000 neue Fälle von Lepra gemeldet.
Symptome
Lepra kann in verschiedenen klinischen Formen auftreten, die regional unterschiedlich verteilt sind. Die häufigsten Formen sind tuberkuloide, borderline und lepromatöse Lepra. Die Inkubationszeit ist sehr variabel, liegt meist zwischen drei und fünf Jahren, kann aber bis zu 20 Jahre betragen.
Tuberkuloide Lepra
- Symptome: Hypopigmentierte oder erythematöse Hautläsionen mit klaren Rändern, Verlust der Sensibilität in den betroffenen Hautarealen, verdickte periphere Nerven.
- Regionale Schwerpunkte: Vor allem in Teilen Indiens und Afrikas.
Borderline Lepra
- Symptome: Hautläsionen in unterschiedlichen Formen und Größen, asymmetrische Verteilung, teilweise Sensibilitätsverlust, periphere Nervenschäden können schwerwiegender sein, Paresen.
- Regionale Schwerpunkte: Häufig in Südostasien und Lateinamerika.
Lepromatöse Lepra
- Symptome: Zahlreiche symmetrische Hautläsionen, Noduli, Papeln, Platten, Schleimhautbeteiligung, Verlust der Augenbrauen, Verdickung der Haut (Facies leontina), schwere periphere Neuropathie.
- Regionale Schwerpunkte: Vor allem in Brasilien, Nepal und Teilen Afrikas.
Komplikationen
- Augenbefall: Trockenheit, verminderte Tränenproduktion, Hornhautulzerationen, Lagophthalmus, Iritis, Iridozyklitis. Unbehandelt können diese Komplikationen zu Sehbehinderung oder Erblindung führen.
- Neuritis: Entzündung der peripheren Nerven, die zu Schmerzen, Sensibilitätsverlust und Muskelschwäche führen kann.
- Lepra-Reaktionen: Immunologische Reaktionen, die während der Behandlung auftreten können und zu akuten Entzündungen führen.
- Deformitäten: Permanente Schäden und Verformungen, insbesondere der Hände, Füße und des Gesichts.
- Sekundäre Infektionen: Aufgrund von Haut- und Nervenschäden erhöhtes Risiko für bakterielle Infektionen.
Diagnostik
- Hautbiopsie: Histopathologischer Nachweis von säurefesten Stäbchen
- Leprahauttest: Intradermale Injektion von Lepromin zur Beurteilung der zellvermittelten Immunantwort.
- PCR: Molekularbiologischer Nachweis von Mycobacterium leprae-DNA.
- Serologie: Nachweis spezifischer Antikörper gegen Mycobacterium leprae.
Therapie
- Mehrfachtherapie: Kombination von Dapson, Rifampicin und Clofazimin.
- Behandlungsdauer: 6-12 Monate für paucibacilläre Lepra, 12-24 Monate für multibacilläre Lepra.
- einzelne Hautläsionen: Kombination aus Rifampicin, Ofloxacin und Minocyclin
- Supportive Behandlung: Behandlung von Neuritis und anderen Komplikationen, Physiotherapie zur Vermeidung von Deformitäten und Funktionsverlust.
Prophylaxe/Impfung
- Impfung: bedingter Schutz durch Impfung gegen Tuberkulose (BCG-Impfung).