Januskinase-Inhibitoren: EMA empfiehlt Maßnahmen zur Risikominimierung

Aufgrund möglicher schwerer Nebenwirkungen sollen bestimmte Personengruppen nur dann Januskinase-Inhibitoren erhalten, wenn eine geeignete Behandlungsalternative fehlt – so die aktuelle EMA-Empfehlung. Grundlage für die Einschätzung bilden u. a. zwei klinische Studien.

Warnhinweis Arzneimittel

Aufgrund ihrer immunmodulierenden Effekte werden Januskinase-Inhibitoren (JAK-Inhibitoren) bei verschiedenen chronisch-entzündlichen Erkrankungen, wie z. B. rheumatoider Arthritis, Colitis ulcerosa, axialer Spondyloarthritis, atopischer Dermatitis und Alopecia areata, eingesetzt. Durch ihre immunsuppressive Wirkung können die Wirkstoffe allerdings auch schwere Nebenwirkungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Blutgerinnsel, Krebs und schwere Infektionen verursachen.

CHMP stimmte Maßnahmen zu

Aus diesem Grund entschloss sich der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA), die für die Januskinase-Inhibitoren verfügbaren Daten zu überprüfen. Neben der ORAL Surveillance-Studie, eine offene klinische Studie mit Xeljanz (Tofacitinib), umfasste die Bewertung auch die Beobachtungsstudie B023 mit Olumiant (Baricitinib). Die Experten kamen zu dem Ergebnis, dass die Einnahme von JAK-Inhibitoren verglichen mit der von TNF-alpha-Inhibitoren mit einem höheren Risiko für schwere Nebenwirkungen, wie schwere kardiovaskuläre Ereignisse, venöse Thromboembolien, bösartige Erkrankungen und schwere Infektionen, sowie auch mit einer höheren Gesamtmortalität verbunden ist.. Aus diesem Grund hatte der PRAC bereits im Oktober 2022 verschiedene Maßnahmen zur Risikoreduktion veröffentlicht. Diesen Empfehlungen hat nun im Januar auch der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der EMA zugestimmt.

Keine JAK-Inhibitoren bei bestimmten Patienten

Die EMA kam zu dem Schluss, dass die festgestellten Risiken auf alle JAK-Inhibitoren zutreffen, die für die Behandlung von chronisch-entzündlichen Erkrankungen zugelassen sind. Aus diesem Grund sollen Xeljanz, Cibinqo, Olumiant, Rinvoq und Jyseleca bei folgenden Patientengruppen nur dann verordnet werden, wenn keine geeignete Behandlungsalternativen zur Verfügung stehen:

  • Patienten im Alter von 65 Jahren oder älter
  • Patienten mit einer Vorgeschichte von atherosklerotischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder anderen kardiovaskulären Risikofaktoren
  • Patienten, die rauchen oder in der Vergangenheit lange geraucht haben
  • Patienten mit erhöhtem Krebsrisiko

Außerdem rät die EMA, die Wirkstoffe bei Patienten mit Risikofaktoren für Blutgerinnsel in der Lunge und in tiefen Venen (venöse Thromboembolien) nur mit Vorsicht anzuwenden und die Dosierung bei Patientengruppen mit erhöhtem Risiko für venöse Thromboembolien, Krebs oder schweren kardiovaskulären Problemen möglichst zu reduzieren.

Informationen für Angehörige der Heilberufe

Für Angehörige der Heilberufe bedeutet diese Einschätzung der EMA, dass

  • sie mit ihren Patienten über die Risiken, die mit der Einnahme von JAK-Inhibitoren verbunden sind, sprechen sollten. Beispielsweise muss bei Schmerzen oder einem Engegefühl in der Brust, Kurzatmigkeit, kalten Schweiß, Benommenheit, plötzlichem Schwindelgefühl, Schwäche in Armen und Beinen oder einer undeutlichen Sprache sofort ein Arzt verständigt werden.
  • sie ihre Patienten regelmäßig auf Hautkrebs untersuchen sowie diese dazu anhalten, ebenfalls nach Hautveränderungen Ausschau zu halten.
  • das Schulungsmaterial für Patienten und Angehörige der Heilberufe überarbeitet wird.
  • Produktinformationen für Januskinase-Inhibitoren, die zur Behandlung chronisch-entzündlicher Erkrankungen eingesetzt werden, mit den neuen Empfehlungen und Warnhinweisen versehen werden.
  • sie einen Rote-Hand-Brief mit dem Ergebnis der Überprüfung erhalten, wenn erwartet wird, dass sie diese Arzneimittel verschreiben.
Autor:
Stand:
13.02.2023
Quelle:

Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), Risikoinformation, 27 Januar 2023

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