Rote-Hand-Brief zu Flucytosin

Der Zulassungsinhaber Meda Pharma informiert über aktualisierte Empfehlungen zur Anwendung von Flucytosin (Ancotil) bei Patienten mit Dihydropyrimidin-Dehydrogenase (DPD)-Mangel.

Rote-Hand-Brief

Zusammenfassung:

Folgende Hinweise sind bei der Behandlung mit Flucytosin zu beachten:

  • Bei Patienten mit bekanntem vollständigem Dihydropyrimidin-Dehydrogenase-Mangel (DPD-Mangel) ist die Behandlung kontraindiziert, da das Risiko einer lebensbedrohlichen Toxizität besteht.
  • Bei Patienten mit einem partiellen DPD-Mangel besteht ebenfalls ein erhöhtes Risiko für eine schwere Toxizität.
  • Die Bestimmung der DPD-Aktivität kann in Betracht gezogen werden, wenn eine Arzneimitteltoxizität bestätigt oder vermutet wird.
  • Im Falle einer Arzneimitteltoxizität sollte der Abbruch der Behandlung mit Flucytosin in Betracht gezogen werden.
  • Um Verzögerungen in der antimykotischen Therapie zu vermeiden, sind jedoch vor Behandlungsbeginn keine Tests auf DPD-Mangel vorgeschrieben.

Hintergrund der Sicherheitsbedenken

Flucytosin ist Prodrug von 5-Fluorouracil (5-FU) und ein Antimykotikum für die Behandlung von systemischen Hefe- und Pilzinfektionen, die durch empfindliche Organismen verursacht werden: Solche Infektionen sind:

  • Kryptokokkose
  • Candidiasis
  • Chromomykose
  • Infektionen durch Ansenula (Pichia) spp.

Pharmakologie der DPD

Das geschwindigkeitsbestimmende Enzym im Katabolismus von 5-FU ist die Dihydropyrimidin-Dehydrogenase (DPD). DPD-Aktivitäten unterliegen einer großen Variabilität. Ein vollständiger DPD-Mangel ist selten (0.01-0.5% der Kaukasier). Ein partieller DPD-Mangel betrifft schätzungsweise 3-8% der kaukasischen Bevölkerung.

Risiken

Bei Patienten, die mit systemischen 5-FU oder deren Prodrug behandelt werden, führt eine beeinträchtigte DPD-Enzymfunktion zu einem erhöhten Risiko für schwere oder lebensbedrohliche Toxizität:

  • Stomatitis
  • Schleimhautentzündung
  • Durchfall
  • Neutropenie
  • Neurotoxizität

Bei Patienten mit einem DPD-Mangel ist das Risiko einer schweren Arzneimitteltoxizität erhöht, wobei die Intensität der Toxizität mit dem Ausmaß des DPD-Mangels korreliert.

Bei Patienten mit vollständigem DPD-Mangel besteht ein erhöhtes Risiko, eine lebensbedrohliche oder tödliche Toxizität zu entwickeln, weshalb unter diesen Voraussetzungen die Behandlung mit Flucytosin kontraindiziert ist.

Maßnahmen

Wenn eine bestätigte oder vermutete Arzneimitteltoxizität vorliegt, kann die Bestimmung der DPD-Aktivität und der Abbruch der Behandlung mit Flucytosin in Betracht gezogen werden.

Um Verzögerungen in der antimykotischen Therapie zu vermeiden, sind jedoch vor Behandlungsbeginn keine Tests auf DPD-Mangel vorgeschrieben.

Meldung von unerwünschten Arzneimittelwirkungen

Angehörige der Heilberufe sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem entsprechenden Zulassungsinhaber bzw. dessen Vertreter anzuzeigen:

Meda Pharma GmbH & Co KG, Benzstraße 1, 61352 Bad Homburg v. d. Höhe, www.medapharm.de

Alternativ können Verdachtsfälle von unerwünschten Wirkungen auch dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gemeldet werden: elektronisch über das Internet (www.bfarm.de – Arzneimittel – Pharmakovigilanz – Risiken), schriftlich an die Postadresse Kurt-Georg-Kiesinger Allee 3, 53175 Bonn oder per Fax an 0228/207 5207.

PDF öffnenRote-Hand-Brief Flucytosine

Quelle:

Rote-Hand-Brief BfArM

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