Natürliche und synthetische Gerbstoffe binden und fällen Proteine, woraus sich die adstringierende Wirkung ergibt [5]. Es wird vermutet, dass die Substanzen eine abdichtende wasserunlösliche Koagulationsmembran auf Haut und Schleimhäuten bilden, die reizmildernd, entzündungs- und sekretionshemmend wirkt [14]. Es stehen verschiedene Gerbstoff-Präparate zur Verfügung, die lokal bei Hämorrhoidalleiden angewendet werden können.
Hamamelisblätter
Hamamelisblätter werden als Fluidextrakte oder Destillate in Cremes, Salben oder Suppositorien (z.B. Faktu lind Salbe/Zäpfchen, Hamasana Salbe, Hametum Hämorrhoidensalbe/Zäpfchen, Posterine Salbe/Zäpfchen) zur lokalen Anwendung bei symptomatischen Hämorrhoiden Grad I und II eingesetzt. Die Anwendung erfolgt mehrmals täglich [12].
Was gibt es zu beachten?
Die Analregion sollte vor der Anwendung sorgfältig gereinigt und abgetrocknet werden, um Reizungen zu vermeiden. Aufgrund des Allergengehalts ist auf klinische Anzeichen einer Sensibilisierung wie Pruritus, Rötung und Schwellung der umgebenden Haut zu achten.
Salben können die Hilfsstoffe Paraffin und Vaselin beinhalten. Diese können bei gleichzeitiger Anwendung von Kondomen aus Latex zu einer Verminderung der Reißfestigkeit und damit zur Beeinträchtigung der Sicherheit führen.
Nach einer Woche ohne Besserung oder nach vier Wochen ohne Abklingen der Symptome sollte ein Arzt aufgesucht werden. Eine Anwendung in der Schwangerschaft sollte nur unter ärztlicher Rücksprache erfolgen [12].
Studienlage
In vitro-Untersuchungen zeigen adstringierende, venentonisierende, antiphlogistische sowie antibakterielle und antivirale Effekte von Hamamelisblättern [5]. Diese werden insbesondere auf die enthaltenen Gerbstoffe wie Hamamelistannine zurückgeführt [3]. Die vasokonstriktorische und antiphlogistische Wirksamkeit bei Hämorrhoidalleiden wurde in wenigen offenen, kontrollierten klinischen Studien bestätigt [5]. Das HMPC bescheinigt Hamamelisblättern bei leichten Hautentzündungen, trockener Haut, Juckreiz und Brennen bei Hämorrhoiden einen Traditional use [13]. Zur Bewertung der Wirksamkeit sind weitere Studien wünschenswert [3].
Tanninalbuminat
Bei Tanninalbuminat (Phenol-Methanal-Harnstoff-Polykondensat-Natriumsalz, sulfoniert) handelt es sich um einen synthetischen Gerbstoff mit adstringierenden, antientzündlichen Eigenschaften [14]. Die Anwendung kann als Sitzbad (z.B. Tannolact Badezusatz, Tannosynt flüssig) oder Creme (z.B. Tannolact Fettcreme, Tannosynt Creme) erfolgen.
Studienlage
Laut Fachinformation konnte nach Applikation von Tanninalbuminat bei der sogenannten Lippenreiz-Methode eine vergleichbare Unempfindlichkeit wie bei einem Lokalanästhetikum gezeigt werden. Tanninalbuminat hemmt außerdem proinflammatorische Enzyme (Leukozyten-Elastase). Die antipruriginöse Wirkung wurde mit der Histamin-Quaddelmethode belegt [14].
Basisches Bismutgallat
Basischem Bismutgallat (z.B. Mastu Salbe/Zäpfchen) werden adstringierende Eigenschaften zugeschrieben [3]. Die lokal anzuwendenden Salben oder Suppositorien sollen den Juckreiz, das Brennen und Nässen bei Hämorrhoiden lindern sowie die Wundheilung fördern. Die Anwendung erfolgt nach Bedarf zwei- bis dreimal täglich. Die Präparate sind als Medizinprodukte auf dem Markt [11].
Was gibt es zu beachten?
Die Anwendungsdauer von basischem Bismutgallat sollte nicht länger als 30 Tage andauern. Es können Überempfindlichkeitsreaktionen auftreten. Eine Anwendung bei Schwangeren und Kindern sollte mit einem Arzt besprochen werden [11].
Studienlage
Derzeit liegen keine Studiendaten vor, die für eine Empfehlung von basischem Bismutgallat zur lokalen Anwendung bei Hämorrhoidalleiden ausreichen [3].