Kombinationspräparate

Analgetika in Kombination mit Coffein zeigen eine effektivere und schnellere Schmerzreduktion im Vergleich zu den Monosubstanzen. Zusätzlich sind diese, aufgrund eines Synergie-Effekts, meist besser verträglich. Nach den Empfehlungen zur Selbstmedikation von Spannungskopfschmerzen zählt die Wirkstoffkombination aus ASS, Paracetamol und Coffein zu den Mitteln der ersten Wahl, sowohl für Spannungskopfschmerzen als auch für Migräne.

Zusammenhalt

In der Akuttherapie von Spannungskopfschmerzen ist der Einsatz von Kombinationspräparaten empfehlenswert [1]. Der adjuvante Effekt von Coffein sorgt für eine Wirksamkeitssteigerung und eine überlegene Wirksamkeit im Vergleich zu den Einzelsubstanzen [7]. Ein weiterer Vorteil von Kombinationspräparaten ist, dass die einzelnen Wirkstoffe darin niedriger dosiert sind als in den jeweiligen Einzelpräparaten. Dieser Synergie-Effekt steigert die Verträglichkeit.

Coffein wirkt in den üblichen Dosierungen (50 bis 200 mg) hemmend auf G-Protein-gekoppelte Adenosinrezeptoren, wodurch Ermüdungserscheinungen aufgehoben und die geistige Leistungsfähigkeit erhöht wird. Die positive Wirkung von Coffein bei Kopfschmerzen ist bedingt durch eine Senkung des Liquordrucks und eine Kontraktion von Hirngefäßen [7].

Studienlage

In einer Cochrane Analyse wurden fünf Studien (1504 Teilnehmer) verglichen, die den positiven Effekt von coffeinhaltigen Analgetika bei Migräne- und Spannungskopfschmerzen untersuchten. Nach Einnahme eines Analgetikums mit Coffein berichteten 33% der Teilnehmer über eine mindestens 50%ige Schmerzlinderung (42 von 740). Dieser Effekt wurde bei nur 25% der Teilnehmer nach Einnahme des Analgetikums allein berichtet (172 von 763) [15].

Acetylsalicylsäure (ASS), Paracetamol und Coffein (z.B. Thomapyrin® Classic, Thomapyrin® Intensiv)

Jugendliche ab 12 Jahren und Erwachsene nehmen ein- bis dreimal täglich ein bis zwei Tabletten (max. Tagesdosis: 1500 mg ASS, 1200 mg Paracetamol und 300 mg Coffein) ein. Das Dosierungsintervall sollte vier Stunden nicht unterschreiten.

Wirkeintritt

Der Wirkeintritt erfolgt 15 Minuten schneller als bei den Einzelwirkstoffen ASS und Paracetamol [14]. Bei einer Einnahme während oder nach einer Mahlzeit verzögert sich der Wirkeintritt, jedoch wird die Verträglichkeit erhöht.

Studienlage

Diener et al. [14] führten eine multizentrische, randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studie im Parallelgruppendesign mit typischen OTC-Kopfschmerzpatienten (n=1983) durch. Der primäre Endpunkt wurde definiert als Zeit bis zu einer 50%igen Schmerzreduktion. Zwei Tabletten der fixen Kombination (250 mg ASS + 200 mg Paracetamol + 50 mg Coffein) waren signifikant gegenüber allen anderen Vergleichsgruppen (100 mg ASS, 1000 mg Paracetamol, Kombination ASS + Paracetamol, 100 mg Coffein, Placebo).

Entsprechend der Leitlinie Selbstmedikation bei Migräne und beim Kopfschmerz vom Spannungstyp zählen zwei Tabletten der fixen Kombination ASS (250 bis 265 mg) + Paracetamol (200 bis 265 mg) + Coffein (50 bis 65 mg) zu den Mitteln der ersten Wahl bei Kopfschmerzen vom Spannungstyp [1].

Paracetamol und Coffein (z.B. vivimed®)

Jugendliche ab 12 Jahren und Erwachsene nehmen ein- bis viermal täglich ein bis zwei Tabletten (max. Tagesdosis: 8 Tabletten, dies entspricht 2664 mg Paracetamol und 400 mg Coffein) ein. Das Dosierungsintervall sollte sechs Stunden nicht unterschreiten.

Wirkeintritt

Bei einer Einnahme während oder nach einer Mahlzeit verzögert sich der Wirkeintritt, jedoch wird die Verträglichkeit erhöht.

Studienlage

Eine Cochrane Analyse [13] verglich 15 Studien (n=2186), die Paracetamol allein im Vergleich zu Paracetamol mit Coffein untersuchten. Dabei wurden verschiedene Schmerzarten, nicht nur Kopfschmerzen, eingeschlossen. Die Dosierung von Paracetamol variiert von 500 mg bis 2000 mg. Eine 50%ige Schmerzreduktion konnte bei 62% der Patienten in der Paracetamol plus Coffein Gruppe erreicht werden, im Vergleich konnte dieser Effekt nur bei 54% der Patienten in der Paracetamol Gruppe erreicht werden.

Ibuprofen und Coffein (z.B. Thomapyrin® Tension Duo)

Jugendliche ab 18 Jahren und Erwachsene nehmen ein- bis dreimal täglich eine Tablette (max. Tagesdosis: 1200 mg Ibuprofen und 300 mg Coffein) ein. Das Dosierungsintervall sollte sechs Stunden nicht unterschreiten.

Wirkeintritt

Nach Weiser et al. setzt eine spürbare Schmerzlinderung bereits nach 15 Minuten ein. Bei einer Einnahme während oder nach einer Mahlzeit verzögert sich der Wirkeintritt, jedoch wird die Verträglichkeit erhöht [16].

Studienlage

Diamond et al. [15] führten eine multizentrische, doppelblinde, placebokontrollierte Studie im Parallelgruppendesign mit ungefähr 300 Spannungskopfschmerz-Patienten durch. Nach Einnahme von zwei Tabletten Ibuprofen (400 mg) plus Coffein (200 mg) zeigte diese Gruppe ab 90 Minuten bis zum Ende der Studie eine signifikant bessere Schmerzreduktion, gemessen anhand einer Fünf-Punkte-Skala, verglichen zu Placebo. Im Vergleich zu Ibuprofen (400 mg) war die Schmerzreduktion ebenfalls signifikant, mit Ausnahme zum fünf Stunden Zeitpunkt und im Vergleich zu Coffein (200 mg) war die Schmerzreduktion ab dem Zeitpunkt von 120 Minuten bis zum Ende der Studie signifikant.

Autor:
Stand:
07.04.2022
Quelle:
  1. Haag et al. (2009): Self medication in migraine and tension type headache – guidelines of the German, Austrian and Swiss headache societies and the German Society of Neurology. Nervenheilkunde, DOI: 10.1007/s10194-010-0266-4
  2. International Headache Society (2021): Available: https://ichd-3.org/de/. [Zugriff am 29 11 2021].
  3. Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V.(2019): Available: https://www.dmkg.de/startseite [Zugriff am 29.11.2021]
  4. S1-Leitlinie Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln (Medication Overuse Headache = MOH),2018 AWMF-Register Nr. 030/131.
  5. S2k-Leitlinie Behandlung der Migräne und idiopathischer Kopfschmerzsyndrome in der Schwangerschaft und Stillzeit, 2009 AWMF-Reigster Nr. 062/005.
  6. S2k-Leitlinie Therapie idiopathischer Kopfschmerzen im Kindes- und Jugendalter, 2009 AWMF-Register Nr. 062/004.
  7. Mutschler Arzneimittelwirkungen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, 2020.
  8. Schachtel, Thoden (1996): Nonprescription Ibuprofen and Acetaminophen in the Treatment of Tension-Type Headache. The Journal of Clinical Pharmacology, DOI: 10.1002/j.1552-4604.1996.tb04165.x
  9. Kyselovic (2020): A Randomized, Double-Blind, Placebo-Controlled Trial of Ibuprofen Lysinate in Comparison to Ibuprofen Acid for Acute Postoperative Dental Pain. Pain and Therapy, DOI: 10.1007/s40122-019-00148-1
  10. Stevens et al. (2019): In-vivo disintegration and absorption of two fast acting aspirin tablet formulations compared to ibuprofen tablets using pharmacoscintigraphy. Drug Delivery Science and Technology, DOI: 10.1016/j.jddst.2019.02.027
  11. Kubitzek et al. (2003): Low-dose diclofenac potassium in the treatment of episodictension-type headache. European Journal of Pain, DOI: 10.1016/S1090-3801(02)00094-0
  12. Steiner et al. (2003): Aspirin in episodic tension-type headache: placebocontrolled dose-ranging comparison with paracetamol. Cephalalgia, DOI: 10.1046/j.1468-2982.2003.00470.x
  13. Derry et al. (2012): Caffeine as an analgesic adjuvant for acute pain in adults. Cochrane Database of Systematic Reviews, DOI: 10.1002/14651858.CD009281.pub2
  14. Diener et al. (2005): The Fixed Combination of Acetylsalicylic acid, Paracetamol and Caffeine is more Effective than Single Substances and Dual Combination for the Treatment of Headache: a Multicentre,Randomized,Double-Blind, Single-Dose,Placebo-Controlled Parallel Group Study. Cephalalgia, DOI: 10.1111/j.1468-2982.2005.00948.x
  15. Diamond et al. (2000): Ibuprofen plus caffeine in the treatment of tension-type headache. Clinical Pharmacology & Therapeutics, DOI: 10.1067/mcp.2000.109353
  16. Weiser et al. (2018): Efficacy and safety of a fixed-dose combination of ibuprofen and caffeine in the management of moderate to severe dental pain after third molar extraction. European Journal of Pain, DOI: 10.1002/ejp.1068
  17. Cassella-med GmbH & Co. KG: Fachinformation Euminz®
  18. Göbel et al. (1996): Effectiveness of Oleum menthae piperitae and paracetamol in therapy of headache of the tension type. Nervenarzt, DOI: 10.1007/s001150050040
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