
Die mittlere Schicht des Tränenfilms ist die wässrige Schicht, die zum größten Teil aus Wasser besteht. Weiterhin enthält die Flüssigkeit unter anderem Glucose, Sauerstoff, Immunglobuline der unspezifischen Immunabwehr, Enzyme und Wachstumsfaktoren. Zwischen der wässrigen Schicht und der Hornhautoberfläche befindet sich die Muzinschicht. Muzine sind chemisch betrachtet Glykoproteine. Sie wirken protektiv und spielen eine Rolle bei der Barrierefunktion. Sie sorgen unter anderem dafür, dass Bakterien und Fremdkörper nicht in die Epithelzellen eindringen.
Bei einem Ungleichgewicht können Tränenersatzflüssigkeiten Abhilfe schaffen und den wässrigen Anteil des Tränenfilms erhöhen oder gar ersetzen. Die Präparate unterscheiden sich meist in ihrer Viskosität. Lösungen mit niedrigerer Viskosität (bspw. Polyvinylpyrrolidon) werden bei leichten Beschwerden empfohlen, bei stärkeren Beschwerden sollten Patienten Lösungen mit höherer Viskosität (bspw. mit Cellulosederivaten wie Hypromellose oder Carbomer) anwenden. Darüber hinaus gibt es Tropfen mit Hyaluronsäure, die zusätzlich zytoprotektiv wirken.
Oberflächenaktive Wirkstoffe in Augentropfen:
- Polyvinylalkohol: Lacrimal O.K., Vistagan Liquifilm O.K., Siccaprotect
- Polyvinylpyrrolidon (Povidon): Lac-Ophtal, Vidisept, Protagent
- Cellulosederivate: Artelac, Lacri Vision, Sic-Ophtal N, GenTeal, Berberil Dry Eye
- Hyaluronsäure: Hylo Comod, Hylo Dual, Vismed, Vislube
- Carbomere: Thilo-Tears SE, Vidisic, Visc-Ophtal sine
- Muzinanaloga: z. B. Systane Ultra
- Osmoprotektiva: z. B. mit Glycerol (Cationorm) oder Trehalose (Thealoz)
- Elektrolyt-Substitution: z. B. Oxyal, Vismed multi, Tears Again
Besondere Verpackungssysteme
Abak-System (z. B. Hyabak, Thealoz): Tropfflasche mit feinporigem hydrophobem Filter und poröser Nylonmembran mit einer Maschenweite von ca. 0,2 µm. Durch das Zusammendrücken des Fläschchens werden die Augentropfen durch den Filterkörper und die Membran in die Tropfröhre gedrückt, wobei der Membranfilter das Eindringen von Luft sowie Keimen verhindert.
COMOD-System (z. B. Hylo-COMOD, Hylo-Fresh). Das Continuous Monodose System funktioniert rein mechanisch. Die Flüssigkeit im Inneren ist in einem flexiblen, luftdicht verschlossenen Beutel verpackt und kommt zu keinem Zeitpunkt in Kontakt mit der Umgebungsluft. Bei Betätigung des Pumpsystems strömt zum Druckausgleich ein Luftstrom in den Zwischenraum von Innenbeutel und Behälterwand. Durch den so entstandenen Unterdruck zieht sich der flexible Innenbeutel mehr und mehr zusammen. Der Innenbeutel bleibt auf diese Weise verschlossen und die Flüssigkeit so vor Verunreinigungen über die Luft geschützt.
3K-System (z. B. Artelac splash MDO, Azela-Vision MD sine): Das 3-Kammer-System ist ein Pumpdosiersystem, welches sich auf einem starren Behältnis befindet. Durch Ventile und eine spezielle Bauweise wird verhindert, dass nach dem Tropfen Luft nachströmt.
OSD-System (z. B. Bepanthen Augentropfen, Tears again, Vismed gel multi). Der Ophthalmic Squeeze Dispenser (OSD) ist ein Quetschfläschchen mit einem Ventil und einer feinporigen Filtermembran. Über eine Spiralfeder und einen Ventilkonus wird verhindert, dass Mikroorganismen ins Innere gelangen.
Was gibt es zu beachten?
Bei häufiger und langfristiger Applikationsnotwendigkeit und Allergie sollten bevorzugt konservierungsstofffreie Augenpräparate (Tropfen, Gele oder Salben) angewendet werden, da Konservierungsstoffe (insbesondere Benzalkoniumchlorid) die Hornhaut angreifen können. Der Tränenfilm wird negativ beeinflusst, das Krankheitsbild des Trockenen Auges kann sich folglich verschlechtern.