Nur noch ein Hauptversorger für Paracetamol-Säfte

Seit kurzem stemmt nur noch ein Hersteller die Hauptversorgung mit Paracetamol-Säften. Der Verband der Generika- und Biosimilarunternehmen in Deutschland befürchtet, dass es zu Versorgungsengpässen kommen könnte.

Kind Fiebersaft

Das Schmerz- und Fiebermittel Paracetamol zählt im pädiatrischen Bereich zu den am häufigsten verordneten Arzneistoffen. Jährlich werden durch Kinderärzte etwa eine Millionen Flaschen Paracetamol-Säfte verschrieben. Zudem sind solche Präparate auch ohne Rezept in der Apotheke erhältlich. Der Verband der Generika- und Biosimilarunternehmen in Deutschland, Pro Generika, sieht die Versorgung mit Paracetamol-Säften gefährdet, da seit Kurzem nur noch ein Hersteller die Hauptversorgung übernimmt.

Anzahl Hersteller stark gesunken

Die Anzahl der Hersteller für flüssige Paracetamol-Zubereitungen hat in den vergangenen Jahren stark abgenommen. Während es vor zwölf Jahren noch elf Anbieter gab, sind, seit im Mai 2022 ein großer Hersteller die Produktion einstellte, nur noch zwei Unternehmen am Markt. Die Produktion stemmt nun zu fast 90% die Firma Teva GmbH mit ihrer Arzneimittelmarke ratiopharm. Diese kämpfe bereits mit Lieferengpässen.

Unveränderter Festbetrag trotz steigender Produktionskosten

Grund für die Marktverengung ist laut Pro Generika der Festbetrag von 1,36 Euro pro Paracetamol-Saft. Obwohl die Preise für Energie, Logistik und Wirkstoffe ansteigen, hat sich der Betrag, den die Hersteller von den Krankenkassen erhalten, seit zehn Jahren nicht verändert. Dabei habe sich der Preis für Paracetamol allein in den letzten zwölf Monaten um 70% erhöht.

Verlustgeschäft für Arzneimittelhersteller

„Rasant steigende Wirkstoff- und Produktionspreise bei eingefrorenen Preisen machen die Produktion von Arzneimitteln wie Paracetamol-Säften zum Verlustgeschäft. Kein Unternehmen hält das auf Dauer durch.“, erklärt Andreas Burkhardt, General Manager Teva Deutschland & Österreich und stellvertretender Vorsitzender von Pro Generika. Er fordert den Kostendruck auf Generika besonders bei Arzneimitteln, die nur von wenigen Herstellern produziert werden, zu lockern.

Versorgungsengpass verhindern

Er verweist auf den Versorgungsmangel mit dem Krebsmedikament Tamoxifen, der durch verschiedene Maßnahmen, wie beispielsweise Arzneimittelimporte, bewältigt wurde. „Festbeträge und Rabattverträge müssen so lange ausgesetzt werden, bis wieder mehr Unternehmen in die Versorgung eingestiegen sind. Ansonsten kommt es zu Versorgungsengpässen – das wissen wir nicht erst seit Tamoxifen.“, so Burkhardt weiter.

Autor:
Stand:
13.05.2022
Quelle:
  1. Pro Generika: Zahl des Monats – Dramatische Marktverengung bei Paracetamol-Säften: 1 Hersteller sichert fast die gesamte Versorgung (Mai 2022)
  2. TK: Kinder und Arzneimittel – Versorgungsreport 2022
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