
Gerade noch wurde das bundesweite Roll-out des E-Rezeptes aufgrund fehlender technischer Voraussetzungen verschoben, schon wird die Modernisierung der Telematikinfrastruktur (TI) geplant. Dies gab die gematik GmbH am 11. Oktober 2021 bekannt. Für die Einführung der »TI 2.0« bis 2025 habe sich die Gesellschafterversammlung, bestehend aus dem Bundesministerium für Gesundheit, der Bundesärzte- und Zahnärztekammer, der kassenärztlichen und -zahnärztlichen Bundesvereinigung, der deutschen Krankenhausgesellschaft, dem Deutschen Apothekerverband sowie den Verbänden der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung, einstimmig entschieden.
Wirtschaftlichkeit, Prozessoptimierung und Sicherheit
Ziel der Modernisierung ist eine Vereinfachung sowie eine größere Sicherheit der TI. Dr. med. Markus Leyck Dieken, CEO der gematik, betonte: „Mit einem entsprechenden Governance-Verfahren (…) wollen wir gemeinsam mit unseren Gesellschaftern bei der schrittweisen Weiterentwicklung ein besonderes Augenmerk auf den Nutzen für die Patienten, die Wirtschaftlichkeit und auf eine Verbesserung der Versorgungsprozesse legen.“ Mithilfe eines Regelwerks sollen organisatorische, rechtliche und technische Mindeststandards festlegt werden.
Zero-Trust-Ansatz
Die gematik hat ein 6-Säulen-Konzept für die TI 2.0 entwickelt. Durch das Prinzip des sogenannten „Zero-Trust“-Ansatzes soll die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung vollständig ausgeschöpft werden, um die Sicherheit der TI zu erhöhen.
Vereinfachte und erweiterte Nutzung
Ziel ist außerdem die Komplexität der Nutzung zu verringern und eine möglichst einfache Einbindung der TI in die täglichen Arbeitsabläufe zu fördern. Kernanforderungen seien hierfür rechtssichere digitale Identitäten, eine vertrauenswürdige IT-Sicherheit und Datenschutz sowie interoperable Schnittstellen.
Zugang ohne Smartcards und Konnektoren
Eine Authentifizierung soll künftig nicht ausschließlich über die Smartcards (eGK, eHBA und SMC-B) möglich sein, sondern auch über elektronische Identitäten (eIDs), die von der gematik zugelassenen Identitätsprovidern verwaltet werden. Dadurch soll eine einmalige Anmeldung zur Nutzung aller Anwendungen möglich werden (Single-Sign-On).
Eine weitere Neuerung soll die zeit- und ortsunabhängige Nutzung der TI-Dienste direkt über das Internet sein. Das bedeutet auch, dass für den Zugriff keine Konnektoren mehr benötigt werden.
Mehr Schnittstellen unter den Anwendungen
Außerdem sind neue Schnittstellen geplant, die die Möglichkeiten der Nutzer erweitern sollen. So soll eine Standardisierung der Datenformate und Schnittstellentechnologien beispielsweise die Verknüpfung von Schmerztagebüchern (DiGA) mit der elektronischen Patientenakte ermöglichen.