
Seit des weltweiten Auftretens von SARS-CoV-2-Infektionen im Jahr 2020 erkrankten in den USA mehr als 13 Millionen Kinder und Jugendliche an COVID-19. In der Regel verlaufen SARS-CoV-2-Infektionen bei Kindern mild – aber nicht immer. Bis März 2022 mussten in den Vereinigten Staaten 118.058 Patienten unter 21 Jahren wegen schwerer COVID-19-Krankheitsverläufe hospitalisiert werden. Dazu kommen Krankenhauseinweisungen aufgrund der postinfektiösen Komplikation eines multisystemischen Entzündungssyndroms (MIS-C). Diese Kinder sind oft auf eine intensivmedizinische Betreuung angewiesen; etwaige Folgeschäden sind noch nicht abzusehen. Bis zum 1. Quartal 2022 verzeichnete die USA 975.000 Todesfälle, darunter 1.375 Kinder.
Zielsetzung
Ein Wissenschaftsteam aus dem Bostoner Children’s Hospital untersuchte in einer multizentrischen prospektiven Kohortenstudie den Genesungsverlauf von Kindern und Jugendlichen unter 21 Jahren, die wegen einer akuten COVID-19-Infektion oder eines MIS-C hospitalisiert werden mussten. Ferner ermittelten sie Risikofaktoren für Folgeerkrankungen nach der Entlassung.
Methodik
Das Team um Adrienne G. Randolph befragte die Eltern von 358 pädiatrischen COVID-19-Patienten, die von Mai 2020 bis Mai 2021 an 25 US-amerikanischen Kinderkliniken behandelt wurden, darunter 203 Kinder mit MIS-C. Die Nachuntersuchung erstreckte sich über einen Zeitraum von zwei bis vier Monaten nach Klinikeinweisung. Die Auswertung umfasste anhaltende Symptome oder Aktivitätseinschränkungen, stationäre Wiederaufnahmen sowie Neuerkrankungen.
Ergebnisse
Von den 358 infrage kommenden Kindern und Jugendlichen wurden Daten für 119 von 155 (76,8%) Patienten mit akuter COVID-19-Infektion und für 160 von 203 (78,8%) mit MIS-C übermittelt. Demnach hatten sich rund drei Viertel der Erkrankten zwei bis vier Monate nach der Entlassung erholt. Bei 32 (26,9%) der kleinen Patienten mit akuter COVID-19-Erkrankung und 48 (30%) mit MIS-C blieben die Symptome und/oder Aktivitätseinschränkungen weiter bestehen.
Anhaltende Beschwerden
Als häufigste Beschwerden wurden Fatigue und allgemeine Schwäche genannt (11,3% der COVID-19- und 20% der MIS-C-Patienten). Über Dyspnoe klagten 9,2% bzw. 2,5%, über Husten 9,2% bzw. 2,5% und über Kopfschmerzen 8,4% bzw. 7,5%; Muskel- und Körperschmerzen gaben 5% bzw. 3,1% und Fieber 2,5% bzw. 0,6% an (jeweils COVID-19- bzw. MIS-C-Patienten).
Einschränkende Alltagsaktivitäten
Einschränkungen der Alltagsaktivität wurden nach MIS-C etwas häufiger beobachtet (21,3%) als nach einer akuten COVID-19-Infektion (14,3%). Es erreichten 6,7% der COVID-19- und 14,4% der MIS-C-Patienten nicht das körperliche Aktivitätsniveau wie vor der Erkrankung. Es schliefen 6,7% bzw. 7,5% deutlich mehr als vorher und 4,2% bzw. 3,8% hatten Schwierigkeiten, ihre Schulaufgaben zu erledigen, fühlten sich abgelenkt oder waren unkonzentriert.
Wiederaufnahme und Neuerkrankungen
Es mussten 13 (11%) der COVID-19- und zwölf (8%) der MIS-C-Patienten erneut stationär eingewiesen werden. Neue Erkrankungen traten nur selten auf (9% bzw. 1%).
Risikofaktoren
Nach Auswertung aller Daten scheinen drei Faktoren eine verlangsamte Genesung zu fördern: bei COVID-19 eine Beteiligung mehrerer Organsysteme und bei einer MIS-C vorbestehende Atemwegserkrankungen (meist Asthma) und Adipositas.
Fazit
Gemäß der Studie erholen sich zwar die meisten Kinder mit akuter COVID-19-Infektion und MIS-C, dennoch gibt es etliche mit anhaltenden Folgeerscheinungen. Wie lange diese bestehen bleiben, müsse in weiteren Untersuchungen geklärt werden, so die Studienautorin.
Der Zeitpunkt der Studie lag vor der Delta- und Omikron-Welle, zudem waren noch keine Impfungen verfügbar. Beides kann die Situation erheblich verändern. So gibt es Belege dafür, dass Impfungen schweren akuten COVID-19-Verläufen und MIS-C wirksam vorbeugen und daher auch das Risiko von Folgeerkrankungen nach der Entlassung verringern können. Angesichts dieser Erfahrungen empfiehlt Randolph allen Eltern, ihre Kinder impfen zu lassen.