Corona: Braucht es eine dritte Impfung?

BioNTech und Pfizer haben bekanntgegeben, dass sie bald die Zulassung für die Verabreichung einer dritten Dosis ihres Corona-Impfstoffs beantragen wollen. Hintergrund sind Daten aus Israel, die einen Rückgang der Schutzwirkung der Corona-Impfstoffe nach einem halben Jahr zeigen.

Spritzen

„Wie anhand der vom israelischen Gesundheitsministerium erhobenen Daten aus der praktischen Anwendung bereits deutlich wurde, sinkt die Schutzwirkung des Impfstoffs gegenüber Infektionen und symptomatischen Erkrankungen sechs Monate nach der zweiten Impfung“, informierten die beiden Unternehmen BioNTech und Pfizer in einer gemeinsamen Mitteilung. Die Wirksamkeit bei der Prävention schwerer Verläufe sei allerdings weiterhin hoch.

Erste Daten aus einer Studie zur Auffrischimpfung würden zeigen, dass eine dritte Dosis sechs Monate nach der zweiten ein konsistentes Verträglichkeitsprofil aufweise und gleichzeitig hohe Neutralisationstiter gegenüber dem Wildtyp und der Beta-Variante hervorrufe, die fünf bis zehn Mal höher seien als nach zwei Impfungen. Die Unternehmen gehen zudem davon aus, dass eine dritte Dosis die höchste Wirkung gegenüber allen bisher getesteten Coronavirus-Varianten erzielen würde. Doch entwickle man parallel auch eine angepasste Version des gemeinsamen mRNA-Impfstoffs, für den klinische Studien im August beginnen sollen.

Die Unternehmen möchten in Kürze weitere Daten in einem von Experten begutachteten Journal veröffentlichen und planen, die Daten in den kommenden Wochen bei der FDA, EMA und anderen Behörden einzureichen.

Reaktionen und Ansichten

Kurz nach der Mitteilung der Unternehmen hieß es in einer Mitteilung der US-Gesundheitsbehörde CDC, „dass Amerikaner, die vollständig geimpft wurden, derzeit keine Auffrischimpfung benötigen.“ Darüber hinaus betont die Behörde: „FDA, CDC und NIH arbeiten an einem wissenschaftlich fundierten, strengen Verfahren, um zu prüfen, ob oder wann eine Auffrischung erforderlich sein könnte (…) Wir prüfen weiterhin alle neuen Daten, sobald diese verfügbar sind, und werden die Öffentlichkeit auf dem Laufenden halten. Wir sind auf Auffrischungsdosen vorbereitet, wenn die Wissenschaft zeigt, dass sie benötigt werden.“

Ende Juni sagte Leif Erik Sander, Infektionsimmunologe an der Berliner Charité der Deutschen Presse-Agentur, dass wir die nächste Phase beim Impfen jetzt schon abdenken müssten. „Ich gehe davon aus, dass wir bei älteren Menschen, die zu Beginn dieses Jahres ihre Erst- und Zweit­impfung erhalten haben, eine nachlassende Immunantwort sehen werden.“ Für Jüngere und Gesunde seien Auffrischungsimpfungen dagegen noch kein Thema, so Sander.

Wunsch nach mehr Klarheit

Wie aus einem Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz (GMK) vom 6. Juli hervorgeht, wünschen sich die Gesundheitsminister der Länder mehr Klarheit bei Fragen rund um die Auffrischimpfung gegen SARS-CoV-2. Sie sehen dabei das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und die Ständige Impfkommission (STIKO) in der Pflicht.

Thomas Mertens, Vorsitzender der STIKO, äußerte sich heute noch etwas zurückhaltend zu Auffrischimpfungen, sagte jedoch, dass die dritte Impfung in Zukunft eine Möglichkeit sei, „vor allem für Menschen mit Vorerkrankungen.“ Seiner Meinung nach gilt es jetzt auch zu prüfen, „inwieweit alte Menschen, die als erstes geimpft worden sind, solch eine dritte Impfung bekommen müssen.“ Laut Mertens sei die Datenlage aber noch nicht ausreichend.

Studie zur Effektivität von dritter Corona-Impfung

Parallel wollen britische Forscher die Effektivität einer Auffrischimpfung in einer großangelegten Studie prüfen. In der sogenannten Cov-Boost study sollen folgende sieben Corona-Impfstoffe als Booster getestet werden:

  1. Vaxzevria von Astra-Zeneca,
  2. Comirnaty von Biontech/Pfizer,
  3. Spikevax von Moderna,
  4. NVX-CoV2373 von Novavax,
  5. Ad26.COV2.S von Janssen,
  6. CVnCoV von Curevac und
  7. VLA2001 von Valneva

Die staatlich finanzierte Studie unter der Leitung der University of Southampton findet an 18 Standorten in Großbritannien statt und ist die erste Studie weltweit, die die Auswirkungen einer dritten Dosis auf die Immunantwort liefern soll. Erste Ergebnisse der Studie werden im September erwartet.

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