
Die Impfkampagne für Booster-Impfungen gegen das Coronavirus nimmt stak an Fahrt auf. Für die Woche vom 22. bis 28. November haben die Arztpraxen fast 5 Millionen Impfstoffdosen bestellt – so viele wie nie zuvor. Bislang sind laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn 5,6 Millionen Auffrischungsimpfungen erfolgt. Bis zum Jahresende sollen es 20 bis 25 Millionen sein. Nun hat das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) überraschend bekannt gegeben, dass die Dosen des Impfstoffs Comirnaty von BioNTech/Pfizer ab Ende November kontingentiert werden. Auffrischungsimpfungen für über 30-Jährige sollen dann vornehmlich mit Spikevax von Moderna durchgeführt werden.
Ausbremsen der Impfkampagne
„Gerade jetzt, wo die Praxen ihre Kapazitäten wieder deutlich hochfahren und für die nächste Woche fast fünf Millionen Impfstoffdosen geordert haben, wird die Impfkampagne empfindlich gestört“, kritisierte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) Dr. Andreas Gassen. Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) warf dem BMG vor, „Brocken in das Impfgetriebe“ zu werfen, und forderte eine Rücknahme der Bestellobergrenze.
Keine ausreichende Verfügbarkeit
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn erklärte, er könne die Entscheidung nicht zurückziehen, da es eine Frage der verfügbaren Menge sei. „Wir halten da nichts zurück. Ich kann ja keinen Impfstoff ausliefern von BioNTech, der nicht da ist.“ Die Nachfrage sei in den vergangenen zwei Wochen stark gestiegen. In einem Schreiben an die Länder wurde als Begründung für die Bestellobergrenze von Comirnaty außerdem angeführt, dass eingelagerte Moderna-Dosen zu verfallen drohten. Zudem zeigt eine Übersicht des BMG, dass Deutschland im November voraussichtlich fast 8,8 Millionen Dosen Comirnaty über die Initiative Covax an Drittstaaten spenden wird oder gespendet hat.
Erhöhter Aufklärungsbedarf erwartet
Die KBV rechne mit einem deutlich erhöhten Beratungs- und Aufklärungsbedarf, da Patienten mit einer Comirnaty-Grundimmunisierung nun eine Auffrischung mit Spikevax erhalten werden, so Dr. Stephan Hofmeister, stellvertretender Vorstandsvorsitzender. Die Umstellung werde wertvolle Zeit binden, die für das Impfen dann fehle. Spahn sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Ich weiß, dass diese kurzfristige Umstellung für viele engagierte Helferinnen und Helfer vor Ort in den Arztpraxen und Impfzentren viel zusätzlichen Stress bedeutet. Und das bedauere ich ausdrücklich“.
48 Impfstoffdosen für KW 48
Für die Woche vom 29. November bis 5. Dezember können die Arztpraxen am Dienstag, den 23. November 2021 maximal 48 Impfstoffdosen von Comirnaty bestellen. Impfzentren und mobile Impfteams können bis zu 1.020 Dosen ordern. Zunächst konnte das BMG den Ärzten nur 30 Dosen (5 Vials) des Impfstoffs zusichern. BioNTech hat jedoch die Lieferung von Comirnaty um eine Millionen Impfstoffdosen aufgestockt, sodass nun drei statt zwei Millionen Dosen zur Verfügung stehen. Die zusätzliche Menge soll laut BMG nur an Arztpraxen und Betriebsärzte ausgeliefert werden. Die Ärzte müssten jedoch in Abhängigkeit der insgesamt georderten Impfstoffdosen mit Kürzungen der Bestellung rechnen.
Verlängerte Bestellfrist
Aufgrund der kurzfristigen Änderungen kann die Impfstoffbestellung am heutigen Dienstag, den 23. November 2021, bis 14 Uhr statt 12 Uhr getätigt werden.
Keine Begrenzung für Spikevax und Janssen-Impfstoff
Der Impfstoff von Moderna sowie COVID-19 Vaccine Janssen können in unbegrenzten Mengen bestellt werden. Bis Jahresende stünden noch insgesamt rund 24 Millionen Dosen von BioNTech und 26 Millionen von Moderna zur Verfügung, genug Impfstoff für alle.
Impfungen mit Spikevax
In Bezug auf die Auffrischungsimpfungen sind nach aktuellen Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) die beiden mRNA-Impfstoffe Comirnaty und Spikevax gleichermaßen geeignet. Letzterer ist für eine Grundimmunisierung ab 12 und für eine Auffrischungsimpfung ab 18 Jahren zugelassen. Ausgenommen hiervon sind Personen unter 30 Jahren sowie Schwangere. Comirnaty sollte in diesen Indikationsgebieten daher bevorzugt eingesetzt werden.
20 Auffrischungsdosen pro Vial
Bei dem Impfstoff von Moderna ist keine Rekonstitution erforderlich. Für die Grundimmunisierung werden im Abstand von vier bis sechs Wochen zwei Dosen je 0,5 ml appliziert. Für den Booster ist eine Dosis von 0,25 ml ausreichend. Mit dem Inhalt einer Durchstechflasche können demnach bis zu 20 Auffrischungsimpfungen durchgeführt werden. Dies sollte bei der Bestellung berücksichtigt werden. Da derzeit vor allem Booster-Impfungen durchgeführt werden, erhalten die Praxen künftig ein Vial Spikevax für 20 Impfstoffdosen inklusive der entsprechenden Menge Impfzubehör.
Engpässe bei Etiketten
Die KBV informiert darüber, dass vorübergehende Engpässe bei den mitgelieferten Etiketten für die Dokumentation im Impfausweis geben könne. Bislang werden elft Etiketten pro Vial mitgeliefert. Die KBV habe sowohl beim BMG als auch beim Hersteller angemahnt, dass schnellstens genügend Klebeetiketten für die Durchführung von Auffrischimpfungen zur Verfügung gestellt werden müssten.