
Die Einnahme von Paxlovid (Nirmatrelvir/Ritonavir) hat sich während der Coronapandemie als effektiv erwiesen. In einer randomisierten kontrollierten Studie (Evaluation of protease inhibition for COVID-19 in high-risk patients [EPIC-HR]) konnte das Arzneimittel bei ungeimpften, nicht hospitalisierten Hochrisiko-PatientInnen in der Prä-Omikron-Phase einen schweren Covid-19-Verlauf wirksam verhindern [1]. Kanadische Forscher untersuchten nun, ob der Vorteil der Kombinationsbehandlung auch in der Omikron-dominierten Phase anhält. Die Ergebnisse ihrer Studie wurden im „Canadian Medical Association Journal“ (CMAJ) publiziert [2].
Daten von mehr als 170.000 Personen ausgewertet
Die bevölkerungsbezogene Kohortenstudie schloss alle Einwohner Ontarios ein, die älter als 17 Jahre waren und zwischen dem 4. April und 31. August 2022 per PCR-Test positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurden. Die Forschenden verglichen zwei Gruppen: PatientInnen, die entweder mit Nirmatrelvir/Ritonavir behandelt wurden und PatientInnen ohne diese Therapie. Als primärer Endpunkt waren Krankenhauseinweisung oder Tod aufgrund einer Covid-19-Erkrankung innerhalb von 30 Tagen nach der SARS-CoV-2-Infektion definiert.
Im Studien-Zeitraum erkrankten insgesamt 177.545 Personen an Covid-19. 8.876 (5%) von ihnen wurden mit Paxlovid® behandelt, 168.669 (95%) nicht.
Paxlovid halbiert etwa das Risiko von Krankenhauseinweisung und Tod
Der primäre Endpunkt trat bei 2,1% PatientInnen der Paxlovid-Gruppe und bei 3,7% der nicht behandelten Personen ein. Die gewichtete Wahrscheinlichkeit (Odds Ratio [OR]) für eine Krankenhauseinweisung betrug 0,56 (p<0,001) und für den Tod 0,49 (p < 0,001).
Damit reduzierte Nirmatrelvir/Ritonavir das Risiko für eines der beiden Ereignisse signifikant um etwa die Hälfte. Um einen schweren Covid-19-Verlauf zu verhindern, müssen 62 PatientInnen (95%-KI 43–80) mit dem Virostatikum behandelt werden (Number Needed to Treat [NNT]).
Größter Nutzen bei älteren und ungeimpften Personen
Die Ergebnisse waren in den meisten Kollektiven bezüglich Alter, Impfstatus, Begleiterkrankungen und Vormedikation konsistent. Allerdings war die absolute Risikoreduktion bei jüngeren PatientInnen und Personen mit einem geringeren Risiko für schwere Covid-19-Verläufe wesentlich geringer.
Der größte Nutzen wurde bei PatientInnen beobachtet, die nicht oder nur unzureichend geimpft waren, sowie bei Menschen im Alter von 70 Jahren oder älter.
Fazit: Nirmatrelvir/Ritonavir wirkt auch bei Omikron
Nirmatrelvir/Ritonavir war auch in der Phase, in der Omikron und seine Subvarianten dominierten, mit einer signifikant geringeren Wahrscheinlichkeit von Krankenhauseinweisungen und Todesfällen aufgrund von Covid-19 assoziiert. Das spricht für eine Paxlovid-Behandlung von PatientInnen mit leichten Covid-19-Symptomen, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf aufweisen, schlussfolgert das Autorenteam.