
Closed-Loop-Systeme sind seit einigen Jahren in verschiedener Ausprägung auf dem Markt. Häufig bestehen sie aus einer Insulinpumpe und einem Glukosesensor, der kontinuierlich den Blutzucker misst und an die Insulinpumpe weitergibt. Bei solchen Hybrid-Systemen müssen die Trägerinnen und Träger weiterhin manuell Daten wie Mahlzeiten und Kohlenhydratangaben an der Pumpe eingeben. Die Pumpe gibt dann automatisch – basierend auf den Glukosemessungen und eingegebenen Daten – die notwendige Insulinmenge ab. Anders ist das bei Fully-Closed-Loop-Systemen. Sie erhalten ihre Daten ebenfalls über einen Glukosesensor, ermitteln aber anhand eines lernfähigen Algorithmus, wie viel Insulin wann abgegeben werden muss und geben diese Menge dann eigenständig frei. So sollen, zumindest in der Theorie, Diabetikerinnen und Diabetiker entlastet werden und ein möglichst normaler Glukosestoffwechsel wieder hergestellt werden.
Fully-Closed-Loop-Systeme bei Typ 2 Diabetes
Zu Typ-1-Diabetes gibt es bereits einige positiv stimmende Studien [2, 3, 4]. Bei Typ-2-Diabetes hingegen ist die Studienlage bisher relativ dünn. In einer Cross-over-Studie untersuchte ein Forschungsteam um Dr. Charlotte Boughton von der Cambridge Universität nun bei ambulant betreuten Typ-2-Diabetikerinnen und Diabetikern, ob ein mehrwöchig eingesetztes Fully-Closed-Loop-System die Glukosekontrolle verbessern kann.
Erste längere Studie bei Typ-2-Diabetes
Für die Studie wurden 26 Erwachsene mit Diabetes mellitus Typ 2 rekrutiert und in eine von zwei Gruppen randomisiert. Die eine Gruppe erhielt für 8 Wochen ein Fully-Closed-Loop System, während die andere Gruppe mittels Standardinsulintherapie (Kontrollgruppe) behandelt wurde. Nach einer anschließenden zwei- bis vierwöchigen Washout-Phase wurde getauscht und die erste Gruppe erhielt die Standardinsulintherapie, während die zweite Gruppe ein Fully-Closed-Loop-System bekam.
Signifikant bessere Werte mit Fully-Closed-Loop-Systemen
Zu Beginn der Studie lag der durchschnittliche HbA1c bei 9,0% (Standardabweichung: ±1,4%). In der Fully-Closed-Loop-System-Gruppe (kurz: FCL-System-Gruppe) sank der HbA1c signifikant. Er lag mit 7,3% (±0,8%) deutlich niedriger als der Wert von 8,7% (±1,2%) in der Gruppe mit der Standardtherapie (durchschnittliche Differenz: -1,4%; 95%-Konfidenzintervall [KI]: -1,0 bis -1,8%; p<0,001). Auch die Time-in-Range, also die Zeit, die Betroffene innerhalb des vorab definierten Bereichs mit Glukosewerten zwischen 3,9 und 10,0 mmol/L lagen, war in der FCL-System-Gruppe signifikant höher mit 66,3% (±14,9%) im Vergleich zu 32,3% (±24,7%) (durchschnittliche Differenz: 35,3% Prozentpunkte, 95%-KI: 28,0 bis 42,6; p<0,001). Auch waren Diabetikerinnen und Diabetiker in der FCL-System-Gruppe deutlich seltener hyperglykäm mit einem Blutzucker >10,0 mmol/L als in der Kontrollgruppe (p<0,001) und hatten insgesamt signifikant niedrigere durchschnittliche Blutzuckerwerte (p<0,001).
Mehr Angst vor Hypoglykämien
Fully-Closed-Loop-Systeme bedeuten für die Nutzenden, dass sie sich umstellen müssen und Verantwortung abgeben können aber auch müssen. Das kann belastend sein. Denn: Obwohl in keiner der Gruppen schwere Hypoglykämien auftraten, sorgten sich die Teilnehmenden während der Fully-Closed-Loop-System-Zeit stärker, zu unterzuckern. Das könnte jedoch, so die Studie, auch an einer größeren Wahrnehmung des eigenen Blutzuckers durch das Sytem liegen. Ob sich die Ergebnisse auf alle ethnischen Gruppen übertragen lassen, lässt sich aktuell nicht sagen. Die Studie umfasste keine ethnisch diversen Gruppen und wurde nur an einem Zentrum und in einer Praxis durchgeführt. Sie bekräftigt allerdings bereits vorbekannte Ergebnisse, dass Fully-Closed-Loop-Systeme die Glukosekontrolle auch bei Typ-2-Diabetes signifikant verbessern können und eine sichere und wirksame Methode darstellen, um Diabetes bei Erwachsenen zu behandeln.