Aktualisierte Endometriose-Guideline der ESHRE

Veränderungen in der klinischen Praxis führten zur Aktualisierung der Leitlinie für die Behandlung von Endometriose, wie die European Society of Human Reproduction and Embryology erklärt.

Frau Wärmeflasche

Hintergrund

Bei Endometriose handelt es sich um chronische Entzündungskrankheit, die dazu führt, dass außerhalb der Gebärmutter endometriumähnliches Gewebe bei Frauen wächst. Das Wachstum ist östrogenabhängig und daher tritt die Endometriose im gebärfähigen Alter auf. Die klinischen Folgen können aber bis weit nach der Menopause andauern.

Bis heute ist die genaue Prävalenz der Endometriose nicht bekannt. Schätzungen gehen davon aus, dass circa 2-10% der weiblichen Allgemeinbevölkerung betroffen ist und somit weltweit etwa 190 Millionen Frauen darunter leiden. Bei unfruchtbaren Frauen sind bis zu 50% von einer Endometriose betroffen.

Klinisch gekennzeichnet ist die chronische Entzündungskrankheit durch Endometriose-assoziierte Schmerzen und Unfruchtbarkeit, die sich nachweislich auf die Lebensqualität der Frauen, aber auch der Partner und Familien auswirkt. Gesellschaftliche Folgen entstehen ebenfalls, da die direkt oder indirekt entstehenden Gesundheitskosten groß sind und mit denen anderer Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus Typ II, Rheumatoider Arthritis oder Morbus Crohn vergleichbar sind.

Inhaltliche Aktualisierungen

Bei der Überarbeitung handelt es sich um die erste Aktualisierung seit 2014. Die aktualisierte Version umfasst mehr als 100 Empfehlungen, die auf Forschungsarbeiten beruhen, die bis Dezember 2020 publiziert worden sind. Als Zielgruppe werden primär Angehörige der sekundären und tertiären Gesundheitsberufe genannt, die Frauen mit Endometriose behandeln oder Entscheidungen über deren Versorgung treffen. Primäre Gesundheitsdienstleister sind hingegen nicht die Hauptzielgruppe der Leitlinie. Sie kann jedoch auch für sie von Interesse sein. Eine Version für Patienten wurde ebenfalls erstellt, die der Patientenaufklärung dienen und in der gemeinsamen Entscheidungsfindung unterstützen soll.

Was hat sich geändert?

Die meisten der neueren berücksichtigten Studien bestätigen frühere ESHRE-Empfehlungen. Die Aktualisierungen spiegeln fünf Themen wider, bei denen signifikante Änderungen in der klinischen Praxis erwartet werden.

Diagnostische Laparoskopie und postoperative Hormontherapie

So wurden wichtige Änderungen der Empfehlungen zur Relevanz der diagnostischen Laparoskopie und der postoperativen Hormontherapie umgesetzt.

Die Laparoskopie wird nun nicht mehr als diagnostischer Goldstandard empfohlen und sollte nur noch bei Patientinnen mit negativer Bildgebung eingesetzt werden, bei denen eine empirische Behandlung erfolglos war.

Weiterhin unterstützen neue Studiendaten die Therapie mit GnRH-Antagonisten als zusätzliche (zweite) Behandlungsoption und jüngste Daten zeigen den Vorteil einer medikamentösen Schmerztherapie bei Frauen auf, die nicht sofort schwanger werden wollen. Hingegen werden Danazol und Antigestagene sowie eine laparoskopische uterosakrale Nervenablation (LUNA), die präsakrale Neurektomie (PSN) und Antiadhäsionsmittel nicht mehr empfohlen. Sie werden aber weiterhin thematisch abgehandelt.

Therapie der Unfruchtbarkeit

Bei der Behandlung der Endometriose-bedingten Unfruchtbarkeit wird eine verlängerte Gabe der GnRH-Agonisten vor einer ART-Behandlung aufgrund eines unklaren Nutzens ebenfalls nicht mehr empfohlen. Diese sollte die Geburtenrate bei unfruchtbaren Frauen verbessern. Hingegen wurde der Endometriose-Fertilitätsindex (EFI) als Behandlungsschritt hinzugefügt, da er die Entscheidungsfindung für die vielversprechenste Option einer Schwangerschaft nach erfolgter Operation unterstützt.

Ebenfalls aktualisiert, aber ohne große Änderungen zu den bisherigen Empfehlungen, hat die ESHRE die Themen der asymptomatischen Endometriose, der extrapelvinen Endometriose und der primären Prävention der Endometriose.

Was ist neu?

Im Vergleich zur Version von 2014 wurden wichtig Lücken der Leitlinie geschlossen. So wurde ein Abschnitt über Endometriose in der Adoleszenz, die Informationen über diagnosegerechte Behandlungen für das Symptommanagement bei weiblichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen enthält, neu eingeführt sowie das Thema Fertilitätserhalt bei Endometriose. Die Themen Menopause, Schwangerschaft sowie Endometriose und Krebs wurden detaillierter ausgeführt.

Fazit

Zusammenfassend bietet die Leitlinie Empfehlungen für die beste Praxis der Behandlung von Frauen mit vermuteter oder diagnostizierter Endometriose sowie zur Linderung schmerzhafter Symptome und der Behandlung der Endometriose-assoziierten Unfruchtbarkeit.

Es gibt aber immer noch viele unbeantwortete Fragen für die bislang nur wenige oder ungenügende Daten zur Verfügung stehen. Die dazugehörigen Bereiche werden durch Forschungsempfehlungen in den Leitlinien hervorgehoben.

Autor:
Stand:
09.03.2022
Quelle:

ESHRE Endometriosis Guideline Development Group (2022): Endometriosis – Guideline of European Society of Human Reproduction and Embryology.

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