
Eine SARS-CoV-2-Infektion erhöht das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen (CVD), selbst nach einer Genesung der akuten Covid-19-Erkrankung. Das wurde bereits in mehreren Studien belegt [1–3]. Britische Autoren untersuchten nun, ob das erhöhte CVD-Risiko nur schwer erkrankte PatientInnen oder auch weite Bevölkerungsschichten mit nur leichtem Covid-19-Verlauf betrifft. In ihrer Studie berücksichtigten sie das Auftreten von Myokardinfarkt, Schlaganfall, Herzinsuffizienz, Vorhofflimmern, venösen Thromboembolien (VTE) und Perikarditis sowie von Todesumständen unterschiedlicher Ursache. Personen, die aufgrund von Covid-19 hospitalisiert werden mussten, hatten ein erhöhtes Risiko für alle betrachteten Endpunkte. Die Ergebnisse der Arbeit wurden in der Fachzeitschrift „Heart“ publiziert [2].
Daten von mehr als 17.800 Covid-19-Verläufen ausgewertet
Eine Arbeitsgruppe um Prof. Steffen Petersen vom William Harvey Research Institute an der Queen Mary University of London analysierte den Zusammenhang zwischen Covid-19 und kardiovaskulären Ereignissen bei 17.871 Personen der UK Biobank-Fällen zwischen März 2020 und März 2021.
Jeder Covid-19-Proband wurde mit zwei Personen gematcht, die in den wesentlichen Charakteristika wie Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index (BMI), ethnische Zugehörigkeit, Diabetes, ischämische Herzkrankheit, Raucherstatus, Blutdruck- und Cholesterinwerten übereinstimmten. So stand den 17.871 positiv getesteten StudienteilnehmerInnen eine Vergleichsgruppe von 35.741 Menschen ohne Covid-19-Diagnose gegenüber.
Von den Covid-19-PatientInnen wurden 3.567 (20%) stationär behandelt. Bei 866 von ihnen war eine SARS-CoV-2-Infektion eine Nebendiagnose.
Hospitalisierung erhöht CVD-Risiko
Im Beobachtungszeitraum erlitten 9% der PatientInnen in der Covid-19-Gruppe und 0,7% ProbandInnen im Kontroll-Arm wenigstens ein kardiovaskuläres Ereignis. 7,3% der Covid-19-Patientinnen verstarben, verglichen mit 0,2% in der Vergleichsgruppe. Die hospitalisierten Patienten hatten bezüglich aller erfassten CVD ein signifikant höheres Risiko.
Am stärksten ausgeprägt war die Wahrscheinlichkeit für:
- eine venöse Thromboembolie (Hazard Ratio [HR] 27,6; 95%-Konfidenzintervall [95%-KI] 14,5–52,3)
- Herzinsuffizienz (HR 21,6, 95%-KI 10,9–42,9)
- Schlaganfall (HR 17,5; 95%-KI 5,3–57,9)
Signifikant erhöht waren auch die Risiken für Kammerflimmern (um fast das 15-Fache), Perikarditis (fast das 14-Fache) und Herzinfarkt (fast das 10-Fache).
Stark erhöhte Todesrate bei stationär behandelten Patienten
Das Sterblichkeitsrisiko war in der Covid-19-Gruppe unabhängig von der Ursache mit einer HR von 118 (95%-KI 73,32–190,0) extrem erhöht. Dies zeigte sich besonders deutlich bei Patientinnen, die mit einer SARS-CoV-2-Infektion als Primärdiagnose hospitalisiert wurden.
Selbst bei nicht hospitalisierten Covid-19-Fällen konnte ein erhöhtes Todesrisiko nachgewiesen werden (HR 10,23; 95%-KI 7,63–13,7). Bei den kardiovaskulären Ereignissen war nur das Risiko einer VTE statistisch signifikant erhöht (HR 2,74; 95%-KI 1,38–5,45).
Fazit
In der prospektiven Studie wiesen vor allem stationär behandelte Covid-19-PatientInnen ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Komplikationen (inklusive Tod) auf. Die meisten davon traten in den ersten 30 Tagen – das heißt in der frühen postinfektiösen Phase – ein; das Risiko blieb aber auch in den folgenden Monaten erhöht.
Weitere Studien sollten klären, wie lange das erhöhte kardiovaskuläre Risiko anhält. Darüber hinaus sei eine genauere Analyse der Faktoren erforderlich, die die Anfälligkeit für Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach Covid-19 verändern könnten, so das Autorenteam [4].