Mumps

Mumps ist eine systemische Infektionskrankheit, die in jedem Alter auftreten kann. Meist verläuft die Erkrankung milde oder sogar asymptomatisch. Eine Infektion resultiert in der Regel in einer lebenslangen Immunität, wobei Reinfektionen möglich, aber eher selten sind.

ICD-10 Code
Mumps

Definition

Mumps ist eine ansteckende virale Erkrankung und war einmal eine sehr häufige Kinderkrankheit. Ausgelöst wird die Erkrankung durch das Mumpsvirus. Mumps-Infektionen zeigen sich typischerweise durch ein Prodromalstadium mit Kopfschmerzen, Fieber, Erschöpfung, Appetitlosigkeit und allgemeinem Unwohlsein. Daraufhin folgt die charakteristische schmerzhafte Parotitis mit Schwellung der Ohrspeicheldrüse.

Epidemiologie

In den vergangenen Jahrzehnten wurden deutschlandweit mehrere größere Ausbrüche von Mumps verzeichnet. Der umfangreichste Ausbruch ereignete sich in Bayern in den Jahren 2010/2011 mit nahezu 300 gemeldeten Fällen. Besonders Jugendliche und junge Erwachsene waren von dem Ausbruch betroffen. Die Erkrankung betrifft Menschen weltweit und ist die einzige bekannte Ursache für epidemische Parotitis. Auch in den USA, Kanada und dem Vereinigten Königreich wurden in den letzten Jahrzehnten anhaltende und weitreichende Mumps-Ausbrüche beobachtet.

Daten zur Mumps-Epidemiologie deuten darauf hin, dass seit Einführung der Mumps-Impfung eine Verlagerung der Erkrankungen auf höhere Altersgruppen stattgefunden hat. Dies ist von besonderer Bedeutung, da mit zunehmendem Alter ein Anstieg der Komplikationsrate bei Mumps beobachtet wird. Als Ursache hierfür werden vor allem nachlassender Impfschutz im Laufe der Zeit, unzureichende Boosterung durch weniger zirkulierende Wildviren, sowie mögliche Unterschiede im Antigenprofil zwischen Impfstoffviren und den zirkulierenden Viren (Antigen-Mismatch) diskutiert.

Ursachen

Mumps wird durch ein Rubulavirus aus der Familie der Paramyxoviridae verursacht. Nukleoprotein, Phosphoprotein und Polymerase zusammen mit der genomischen RNA replizieren das Virus und bilden das Ribonukleokapsid. Eine vom Wirt stammende Lipiddoppelschicht umgreift das Ribonukleokapsid. Innerhalb der Lipiddoppelschicht befinden sich virale Neuraminidase- und Fusionsproteine, die die Bindung an Zellen und das Eindringen des Virus ermöglichen. Diese Fusionskomplexe sind die Hauptziele von virusneutralisierenden Antikörpern. Das Virus selbst ist stabil und genetische Veränderungen sind unwahrscheinlich. Dies ermöglicht eine langanhaltende Immunität durch Impfungen. Risikofaktoren für Mumps umfassen Immundefizienz, internationale Reisen und fehlende Impfungen.

Pathogenese

Menschen sind die einzigen natürlichen Wirte für das Mumpsvirus. Die Übertragung des Virus erfolgt hauptsächlich aerogen durch Tröpfcheninfektion und direkten Speichelkontakt. Eine mögliche Virusausscheidung über den Urin oder die Muttermilch hat meist keine praktische Bedeutung für die Übertragung. Mumpsviren bleiben auf Oberflächen und Gegenständen nur wenige Stunden infektiös. Die Inkubationszeit beträgt normalerweise 16 bis 18 Tage. Die primäre Vermehrung erfolgt im Schleimhautepithel der oberen Atemwege. Die Infektion von mononukleären Zellen in den regionalen Lymphknoten fördert die Virämie, die zu systemischer Entzündung in den Parotiden, Hoden, Eierstöcken, Bauchspeicheldrüse, Milchdrüsen und dem zentralen Nervensystem führen kann.

Symptome

Im Kindesalter verläuft der Großteil der Mumps-Infektionen ohne offensichtliche Symptome oder äußert sich lediglich als akute Atemwegserkrankung. Charakteristisch für Mumps ist die schmerzhafte Schwellung der Ohrspeicheldrüsen. Diese Schwellungen können einseitig oder auch beidseitig auftreten und dauern in der Regel etwa 3 bis 8 Tage an. Die Haut über den Drüsen kann ödematös gespannt sein und bei starker Schwellung stehen die Ohrläppchen ab.

In etwa 10-15% der Fälle sind andere Speicheldrüsen, wie die unter dem Kiefer oder der Zunge, betroffen. Diesen Speicheldrüsen-Schwellungen geht oft eine Prodromalstadium voraus, begleitet von Symptomen wie Fieber, Kopfschmerzen, Unwohlsein, Muskelschmerzen und Appetitverlust.

Während der Erkrankung können verschiedene Komplikationen auftreten. Eine Beteiligung des zentralen Nervensystems (ZNS) stellt eine häufige Komplikation dar. Dies reicht von einer leichten Entzündung im Gehirn (Pleozytose) bis hin zur seltenen Enzephalitis, welche tödlich verlaufen kann.

Weitere mögliche Komplikationen sind aseptische Meningitis, wiederkehrende Sialadenitis, vorübergehende Taubheit, Orchitis bei Männern, sowie Mastitis und Oophoritis bei Frauen. Während der Schwangerschaft können verschiedene andere Komplikationen auftreten, darunter Pankreatitis, Nephritis, Arthritis, Anämie und Myokarditis.

Die Schwere der Erkrankung und die Häufigkeit von Komplikationen sind bei Personen mit zweifacher Impfung in der Regel geringer als bei ungeimpften Personen.

Zwei Tage vor Erkrankungsbeginn bis vier Tage danach ist die Ansteckungsfähigkeit am größten. Jedoch kann eine infizierte Person 7 Tage vor dem Auftreten der Parotisschwellung und bis zu 9 Tage danach ansteckend sein. Auch klinisch inapparente Infektionen sind ansteckend.

Diagnostik

Bei einem typischen Verlauf wird die Diagnose der Mumps-Erkrankung meist anhand der charakteristischen Schwellung der Ohrspeicheldrüsen gestellt. Da die Bestätigung der klinischen Diagnose nicht immer sicher ist und die Häufigkeit von Mumps-Erkrankungen heutzutage gering ist, wird empfohlen, eine Laboruntersuchung durchzuführen, um die Diagnose zu bestätigen. Dies gilt insbesondere für Fälle, bei denen die Krankheit trotz Impfung auftritt.

Die Labordiagnostik bietet eine Vielzahl von Methoden, um spezifische Antikörper und das Vorhandensein des Virus nachzuweisen:

ELISA

In akuten Fällen kann Mumps bei Personen ohne Impfung oder mit niedrigem Antikörperstatus durch den Nachweis von virusspezifischen IgM-Antikörpern mittels Enzym-gekoppeltem Immunadsorptionsverfahrens (Enzyme-linked Immunosorbent Assay, ELISA) im Labor bestätigt werden. IgM-Antikörper sind bereits in den frühen Tagen der Erkrankung nachweisbar, erreichen ihr Maximum etwa 7 Tage nach Beginn der Symptome und bleiben über mehrere Wochen erhöht.

RT-PCR

Eine zusätzliche Reverse Transkriptase Polymerase-Kettenreaktion (RT-PCR)-Diagnostik ist unerlässlich, um eine eindeutige Klärung zu gewährleisten.

Bei Personen, die trotz Impfung an Mumps erkranken, sind IgM-Antikörper oft nicht nachweisbar, daher kann Mumps bei geimpften Personen nicht sicher ausgeschlossen werden. In solchen Fällen ist es wichtig, zusätzlich zur Serologie eine RT-PCR aus Rachenabstrich oder Urin durchzuführen.

Ein signifikanter Anstieg (>4-fach) der parallel untersuchten IgG-Titer zwischen den beiden Proben weist auf eine Mumps-Infektion hin.

Therapie

Die Therapie der Mumps-Erkrankung erfolgt ausschließlich symptomatisch, wobei Analgetika und Antipyretika zur Linderung der Symptome eingesetzt werden. Es existiert keine spezifische antivirale Behandlung für Mumps.

Präventive Maßnahmen sind für die Vorbeugung der Mumps-Erkrankung von großer Bedeutung.

Im Falle von Einzelerkrankungen sollten an Mumps erkrankte Patienten für 9 Tage ab Beginn der Symptomatik isoliert werden. Zur Desinfektion sollten viruzide Mittel verwendet werden. Personen, die Kontakt zu Erkrankten hatten, sollten vorübergehend keine Tätigkeiten in Gemeinschaftseinrichtungen ausüben, bis nach ärztlichem Urteil keine Weiterverbreitung der Krankheit zu befürchten ist.

Prognose

Die Mumps-Erkrankung verläuft in den meisten Fällen selbstlimitierend und die Betroffenen erholen sich in der Regel vollständig. Je älter Betroffene bei Ansteckung sind, umso größer ist das Risiko für Komplikationen. Mitunter können lebenslange Auswirkungen wie beispielsweise Innenohrschwerhörigkeit, Hirnnervenlähmungen und Infertilität bestehen bleiben.

Prophylaxe

Die effektivste Methode zur Vorbeugung von Mumps ist die Impfung. Der Mumps-Impfstoff ist ein Lebendimpfstoff mit abgeschwächten Mumpsviren. Seit 1976 ist er als Teil des Masern-Mumps-Röteln-Impfstoffs bzw. seit 2006 als Teil des Masern-Mumps-Röteln-Varizellen-Kombinationsimpfstoff zugelassen und kann ohne Altersbeschränkung verabreicht werden. Der Impfstoff wird in zwei Dosen verabreicht, wobei Kinder die erste Dosis im Alter von etwa einem Jahr und die zweite Dosis zwischen vier und sechs Jahren erhalten.

Es ist wichtig zu beachten, dass selbst bei vollständiger Grundimmunisierung mit zwei Impfungen eine Mumps-Erkrankung nicht gänzlich ausgeschlossen werden kann. Um Ausbrüche zu verhindern und die Verbreitung des Mumpsvirus einzudämmen, ist eine Impfquote von mindestens 95% für die zweite Impfung erforderlich. Zusätzlich sollten Immunitätslücken bei Jugendlichen geschlossen werden.

Hinweise

Meldung an das Gesundheitsamt nach IfSG

Nach § 6 Abs. 1 Nr. 1 des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) müssen Verdachtsfälle, Erkrankungen und Todesfälle aufgrund von Mumps namentlich an das Gesundheitsamt gemeldet werden. Ebenso ist nach § 7 Abs. 1 IfSG der direkte oder indirekte Nachweis des Mumpsvirus zu melden, wenn dieser auf eine akute Infektion hindeutet. Diese Meldungen sind verpflichtend innerhalb von 24 Stunden nach Kenntniserlangung beim Gesundheitsamt einzureichen. Die Personen, die zur Meldung verpflichtet sind, sowie die erforderlichen Angaben, die die Meldung an das Gesundheitsamt enthalten muss, sind in den §§ 8 und 9 IfSG festgelegt.

Autor:
Stand:
04.09.2023
Quelle:
  1. Robert Koch Institut: Mumps Ratgeber
  2. Davison P, Morris J. [Updated 2022 Oct 2]. Mumps. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing.
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