
Seit Mai 2022 werden weltweit immer mehr Fälle von Affenpocken gemeldet. Bis zum 14. Juni 2022 hat das Robert Koch-Institut 229 Affenpocken-Fälle aus 11 Bundesländern (Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein) registriert. Zum Schutz vor Ansteckungen und einer weiteren Ausbreitung des Affenpockenvirus empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine:
- Postexpositionsprophylaxe nach Affenpocken-Exposition
- Indikationsimpfung für Personen mit einem erhöhten Expositions- und/oder Infektionsrisiko
Eingesetzt werden soll der Lebendimpfstoff Imvanex des dänisch-deutschen Impfstoffherstellers Bavarian Nordic A/S, der in der Europäischen Union (EU) für Menschen ab 18 Jahren zugelassen ist. Ein entsprechender Beschlussentwurf ist in das vorgeschriebene Stellungnahmeverfahren gegangen. Nach dessen Abschluss wird die Affenpocken-Impfempfehlung und die wissenschaftliche Begründung zeitnah im Epidemiologischen Bulletin erscheinen.
Postexpositionsprophylaxe
Die Postexpositionsprophylaxe nach Kontakt mit einem Affenpocken-Patienten sollte so rasch wie möglich im Zeitraum von bis zu 14 Tagen nach Exposition erfolgen. Gemäß der STIKO ist sie indiziert:
- nach engem körperlichem Kontakt über nicht intakte Haut oder über Schleimhäute mit einer an Affenpocken erkrankten Person (zum Beispiel sexuelle Kontakte, Haushaltskontakte) oder bei längerem ungeschützten Face-to-face-Kontakt bei einer Distanz von unter 1 Meter
- nach Kontakt ohne ausreichende persönliche Schutzausrüstung (FFP2-Maske/medizinischer Mund-Nasenschutz, Handschuhe, Schutzkittel) zu einer Person mit einer bestätigten Affenpocken-Erkrankung, ihren Körperflüssigkeiten oder zu kontaminiertem potenziell infektiösen Material in der medizinischen Versorgung
- bei Personal in Laboratorien mit akzidentell ungeschütztem Kontakt zu Laborproben, die nichtinaktiviertes Affenpocken-Material enthalten
Indikationsimpfung
Die Indikationsimpfung soll eine Affenpocken-Infektion bei Personen mit erhöhtem Expositionsrisiko verhindern. Sie wird für folgende Gruppen empfohlen:
- Männer, die gleichgeschlechtliche sexuelle Kontakte mit wechselnden Partnern haben. Diese Empfehlung basiert darauf, dass die bisher gemeldeten Fälle in Deutschland ausschließlich bei Männern der MSM-Community (Männer, die Sex mit Männern haben) aufgetreten sind. Diese Gruppe soll deshalb besonders geschützt werden.
- Personal in Speziallaboratorien, das mit infektiösem Orthopocken-Material arbeitet. Eine individuelle Risikobewertung erfolgt durch Sicherheitsbeauftragte.
Grundimmunisierung mit zwei Impfstoffdosen
Für die Grundimmunisierung sind zwei Impfstoffdosen notwendig, die in einem Abstand von mindestens 28 Tagen als subkutane Applikation verabreicht werden. Bei Menschen, die in der Vergangenheit bereits gegen Pocken geimpft wurden, genügt eine einmalige Impfstoffgabe.
Der Pockenimpfstoff sei vorerst nur eingeschränkt verfügbar, so die STIKO. Aus diesem Grund sollte eine Postexpositionsprophylaxe zunächst bevorzugt exponierten Personen angeboten werden.
Weitere Maßnahmen
Um den Affenpocken-Ausbruch wirksam zu bekämpfen, sind neben der Impfung weitere Maßnahmen erforderlich. Dazu gehören vor allem:
- rasche Identifikation von Infizierten und deren Kontaktpersonen
- zeitnahe Einleitung von Isolations- und Quarantänemaßnahmen
- frühzeitige diagnostische Abklärung möglicher Verdachtsfälle
- Aufklärung und Information betroffener Risikogruppen