Corona-Impfung nach Covid-19 gegen Long-Covid?

Menschen, die nach einer SARS-CoV-2-Infektion an Long Covid leiden, profitieren möglicherweise von einer nachträglichen Covid-19-Impfung. Schon eine einzelne Impfdosis könnte sich günstig auf den Verlauf auswirken.

Long-Covid

Hintergrund

Eine Corona-Impfung hilft auch Menschen mit einer durchgemachten Covid-19-Erkrankung. Die Impfdosis boostert das Immunsystem, sodass die Antikörpertiter steigen und das Risiko einer erneuten Covid-19-Erkrankung sinkt. Ob auch Personen mit Long-Covid von einer Covid-19-Impfung profitieren, wurde bisher noch in keiner randomisierten Studie untersucht. Ebenso wenig ist bekannt, wie sich die Impfung auf Long-Covid-Beschwerden auswirkt und wie gut sie von den Betroffenen vertragen wird. Diesen Fragen ging jetzt eine Forschergruppe aus Frankreich nach.

Demnach könnte eine Covid-19-Impfung im Anschluss an eine SARS-CoV-2-Infektion Long-Covid-Beschwerden lindern. Die Ergebnisse ihrer Arbeit wurden in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift „The BMJ“ publiziert [1].

Long-Covid-Betroffene mit Covid-19-Impfung wurden solchen ohne Impfung gegenübergestellt

Ein Team um Viet-Thi Tran vom „Hôpital Hôtel-Dieu“ in Paris hat in einer „Target-trial“-Emulierung versucht, die Bedingungen einer randomisierten Studie zu imitieren. Hierzu verwendeten sie Daten aus der elektronischen „Community of Patients for Research“(ComPaRe)-Kohorte. Diese umfasst 1.296 PatientInnen, die vor dem 1. Mai 2021 an Long Covid erkrankt waren und regelmäßig online Fragen zu ihren Beschwerden beantworteten.

Die Forschenden stellten 455 Long-Covid-Betroffene, die eine Covid-19-Impfung erhalten hatten, 455 Long-Covid-PatientInnen ohne Impfung gegenüber. Beide Kohorten glichen sich in allen Punkten. Für eine stärkere Aussagefähigkeit führte das Team drei „Target-trial“-Emulierungen durch, die sich in der Dauer der Long-Covid-Beschwerden vor der Impfung unterschieden.

Nach Covid-19-Impfung weniger Beschwerden

Als primären Endpunkt der Studie schauten sich die Epidemiologen die Entwicklung der Long-Covid-Symptome an, die mit einem einfachen Score von 0–53 bewertet wurde. Die Ziffern spiegelten die Anzahl der Beschwerden wider: 0 Punkte = Remission, 53 Punkte = 53 Krankheitszeichen.

Nach 120 Tagen lagen die geimpften Personen durchschnittlich bei 13 und die Ungeimpften bei 14,8 Punkten. Die Differenz von 1,8 Punkten war mit einem 95%-Konfidenzintervall (95%-KI) von -3,0 bis -0,5 signifikant.

Noch auffälliger waren die Unterschiede bei den ProbandInnen, die nach 120 Tagen keine Long-Covid-Symptome mehr aufwiesen (sekundärer Endpunkt). Diesen Zustand erreichten 16,6% der geimpften, aber nur 7,5% der ungeimpften Personen. Die Differenz von 9,1%-Punkten war mit einem 95%-KI von 5,0–13,2 signifikant.

Weniger Probleme im Alltag

Darüber hinaus wirkte sich die Corona-Impfung positiv auf das Alltagsleben mit Long Covid aus. Die geimpften PatientInnen bewerteten die Long-Covid-Effekte auf das soziale, berufliche und familiäre Leben mit 24,3 Punkten, verglichen mit 27,6 Punkten bei den ungeimpften Teilnehmenden.

Überdeutlich ging der Anteil der Personen mit inakzeptable Long-Covid-Beschwerden zurück. Nach der Impfung wurden solche noch von 38,9% der geimpften Personen empfunden, bei den Ungeimpften waren es 46,4%.

Schlechtere Impfverträglichkeit bei Long Covid?

Möglicherweise wird die Covid-19-Impfung von Long-Covid-PatientInnen schlechter vertragen. Aufgrund einer fehlenden Kontrollgruppe ohne Long Covid lässt sich die Verträglichkeit der Impfung jedoch nur schwer beurteilen.

Nach der Impfung berichteten insgesamt 26 von 455 Patienten (5,7%) über Nebenwirkungen, 13 davon gaben eine Verschlechterung ihrer Long-Covid-Symptome an. Vier Personen (0,9%) litten an schwerwiegenden Nebenwirkungen, zwei (0,4 %) von ihnen mussten stationär aufgenommen werden. Als Einweisungsdiagnosen wurden eine tiefe Venenthrombose und eine Meningitis dokumentiert. Bei letzterer ist allerdings unklar, ob diese wirklich auf die Impfung zurückzuführen war.

Fazit: Coronaimpfung könnte den Verlauf von Long Covid verbessern

Den Studienergebnissen zufolge könnte sich bereits eine einzelne Impfdosis günstig auf den Verlauf von Long Covid auswirken. Dabei machte es keinen Unterschied, ob die Impfung mit einer mRNA-Vakzine (BioNTech/Pfizer, Moderna) oder mit einem Vektor-Impfstoff (AstraZeneca, Johnson & Johnson) erfolgte.

Einschränkungen der Studie

Als Einschränkung der Arbeit heben die Forschenden hervor, dass die Studie vor der Delta- und Omikron-Welle durchgeführt wurde. Damit ist die Wirksamkeit einer Impfung bei Long-Covid nach einer Infektion mit diesen Varianten unbekannt. Auch Verzerrungen (Bias) durch Störfaktoren seien nicht auszuschließen, so das Autorenteam.

Autor:
Stand:
07.03.2023
Quelle:

Tran, V.-T. et al. (2023): Efficacy of first dose of covid-19 vaccine versus no vaccination on symptoms of patients with long covid: target trial emulation based on ComPaRe e-cohort. BMJ Medicine, DOI: 10.1136/bmjmed-2022-000229.

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