
Hintergrund
Coronaviren sind seit den 60er Jahren bekannt. Sie lösen Krankheiten aus, die von Erkältungen bis hin zu gefährlichen Erkrankungen wie dem severe acute respiratory syndrome (SARS) oder dem middle east respiratory syndrome (MERS) gehen. Im Dezember 2019 ist in der Stadt Wuhan in Zentralchina über einen Ausbruch des 2019-nCoV berichtet worden. Der Ausgangspunkt des 2019-nCoV scheint ein geschlossener Fischmarkt in Wuhan zu sein.
Epidemiologie
Coronaviren können sowohl Menschen als auch Tiere wie Vögel und Säugetiere befallen.
Das aktuelle 2019-nCoV konnte vor allem in Asien nachgewiesen werden. Der Großteil der Infektionen steht im Zusammenhang mit der Stadt Wuhan und der Provinz Hubei. Aktuell sind in China etwa 4500 Krankheitsfälle bekannt. Es liegen aber bereits bestätigte Fälle in Europa (Frankreich, Deutschland) und USA vor. Der Großteil der Betroffenen war in Wuhan, bei einigen bestand Kontakt zu bestätigten 2019-nCoV Fällen.
Pathogenese
Bei dem neuartigen Coronavirus 2019-nCoV handelt es sich wie bei der SARS Infektion um ein beta-Coronavirus. Diese Viren verursachen zoonotische Infektionen. Die hohe Übereinstimmung der Gensequenzen des 2019-nCoV zum SARS-CoV sprechen dafür, dass sein Reservoir Fledermäuse sind. Der Nachweis steht aber noch aus. Das 2019-nCoV ist aber auch von Mensch-zu-Mensch übertragbar.
Aktuell fehlen noch Informationen zum genauen Übertragungsmechanismus.
Symptome
In der Regel verursachen Coronavireninfektionen Erkältungssymptome wie Husten und Schnupfen. Das neue Coronavirus scheint einen schwereren Verlauf zu nehmen. Bei dem 2019-nCoV scheinen insbesondere die unteren Atemwege betroffen zu sein. Die Patienten beklagen beispielsweise Husten, Fieber, Atemnot, Schüttelfrost und Kopfschmerzen. Auch Pneumonie, akutes Lungenversagen (acute respiratory distress syndrome, ARDS), Nierenversagen können auftreten. Todesfälle kamen insbesondere bei Patienten mit schweren Grunderkrankungen vor.
Diagnostik
Inkubationszeit
Das Robert Koch Institut gibt die vermutliche Inkubationszeit des Coronavirus mit bis zu 14 Tagen an. Vermutlich sind die Betroffenen bereits ansteckend, wenn sie noch keine Symptome entwickelt haben.
Wann sollte eine Diagnostik eingeleitet werden
Die Einleitung einer Diagnostik auf eine Coronavirusinfektion, empfiehlt das RKI bei:
- Patienten, die eine akute respiratorische Symptome zeigen und einen Kontakt mit einem bestätigten Fall mit dem neuartigen Coronavirus bis maximal 14 Tage vor Erkrankungsbeginn hatten
- Bei Patienten mit akuten respiratorischen Symptomen, bei denen der klinische oder radiologische Verdacht auf eine Infektion der unteren Atemwege besteht (z.B. Pneumonie) und die sich bis maximal 14 Tage vor Erkrankungsbeginn in einem Risikogebiet aufgehalten haben (z.B. Wuhan in China) (Liste der Risikogebiete auf www.rki.de/ncov abrufbar.)
Welche Maßnahmen sollten Ärzte beachten
Zusätzlich zur Basishygiene sind weitere Maßnahmen zur Verhinderung einer Tröpfchenübertragung durchzuführen.
Dazu gehören:
- Isolation von Betroffenen in Einzelzimmer mit Vorraum/Schleuse sonst Einzelzimmer mit eigener Nasszelle ggf. Kohortenisolierung
- Tragen von Schutzkleidung (Schutzkittel, Einmalhandschuhe, mindestens FFP2 Maske, Schutzbrille) beim Betreten des Patientenzimmers eines Betroffenen
- Bei Tätigkeiten, die direkt am Patienten oder in dessen Nähe durchgeführt werden, sollte der Patient ebenfalls einen Mund-Nasenschutz tragen.
Diagnostik
Das RKI empfiehlt als spezifische Diagnostik die Durchführung einer RT-PCR aus den tiefen Atemwegen als Sputum, Trachealsekret, bronchoalveoläre Lavage (BAL)und zusätzlich aus den oberen Atemwegen in Form von Abstrichen aus dem Naso-Oropharynxbereich.
Proben können an das Konsiliarlaboratorium für Coronaviren (=Institut für Virologie der Charité Berlin) geschickt werden.
Der Ausschluss einer nCoV Infektion ist erst nach Rücksprache des Labors möglich.
Ist der Befund positiv ist die Coronarvirusinfektion bestätigt. Liegt ein negativer Befund vor und liegt ein anhaltend hoher Verdacht auf eine 2019-nCoV-Infektion vor, sollte die Diagnostik wiederholt werden und wenn dieser negativ ist kann erst eine Infektion ausgeschlossen werden.
Das Serum sollte asserviert werden, bis ein Antikörpernachweis verfügbar ist.
Differentialdiagnosen
Zudem sollten Differentialdiagnosen bedacht/ausgeschlossen werden. Dazu gehören beispielsweise die aviäre Influenza und die MERS-CoV Infektion.
Für weiterführende Informationen wird auf die Seite des Robert-Koch-Instituts verwiesen.
Therapie
Therapieziele
Spezifische Therapie
Eine spezifische Therapie gegen das Coronavirus ist derzeit nicht verfügbar.
Im Rahmen von Studien werden Medikamente für andere Coronaviren evaluiert.
Supportive Therapie
Entsprechend dem Schweregrad der Infektion stehen verschiedene supportive Maßnahmen bei einer Infektion mit dem Coronavirus zur Verfügung. Dazu gehören z.B. Sauerstoffgabe, Ausgleich des Flüssigkeitshaushaltes, ggf. eine Antibiotikagabe beim Auftreten einer sekundären bakteriellen Infektion, ggf. unterstützende nicht-invasive/invasive Beatmung. Eine Beratung zu klinischen Fragen ist über das jeweils zuständige „Ständiger Arbeitskreis der Kompetenz- und Behandlungszentren für Krankheiten durch hochpathogene Erreger“ (STAKOB) Behandlungszentrum möglich.
Für weiterführende Informationen wird auf die Seiten des RKI verwiesen.
Prognose
Zur Prognose ist derzeit noch nicht viel bekannt.
Derzeit sind bei circa 4500 Erkrankungsfällen 106 Todesfälle gemeldet worden (Stand 28.01.2020). Zum Vergleich beträgt die Letalität bei der MERS-CoV 37% und bei SARS 10%.
Prophylaxe
Zur Ausbreitungs- und Übertragungsprophylaxe sollte eine gute Händehygiene, Husten und Nies-Etikette sowie Abstand zu Erkrankten eingehalten werden.
Zur Desinfektion sind entsprechend dem RKI Mittel mit nachgewiesener Wirksamkeit mit dem Wirkungsbereich „begrenzt viruzid“, „begrenzt viruzid PLUS“ oder „viruzid“ zu verwenden. Für weiterführende Informationen wird auf die Liste der vom RKI geprüften und anerkannten Desinfektionsmittel- und verfahren und die Desinfektionsmittel-Liste des Verbundes für Angewandte Hygiene verwiesen.
Eine spezifische Impfung für das Coronavirus steht derzeit nicht zur Verfügung. Impfstoffe für andere Coronaviren insbesondere MERS-CoV werden derzeit in Studien getestet.
Das Auswärtige Amt warnt derzeit vor Reisen in die Provinz Hubei und rät nicht notwendige Reisen nach China zu verschieben.
Hinweise/Meldepflicht
Der Verdacht sowie der bestätigte Erkrankungsfall mit dem neuartigen Coronavirus ist beim Gesundheitsamt gemäß Infektionsschutzgesetz meldepflichtig.
Die Meldung muss innerhalb 24 Stunden erfolgt sein.