Ein Ende der Corona-Pandemie im Frühjahr? Eher unwahrscheinlich

Mit der Impfung kam die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Corona-Pandemie. Maskenpflicht, Homeschooling, Abstand halten – all das spielt in ein paar Monaten keine Rolle mehr? Die international teilweise niedrigen Impfquoten sprechen gegen ein baldiges Verschwinden von COVID-19.

Welt Corona Pandemie

Corona soll in wenigen Monaten vorbei sein, so die Hoffnung vieler Deutscher. Wissenschaftler bezweifeln jedoch, dass die Pandemie im Frühjahr 2022 überstanden ist. Diese Vorstellung ist nach dem Epidemiologen Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie „eine sehr deutsch-zentrierte Sicht“. Dagegen sprechen vor allem die stellenweise noch sehr niedrigen Impfquoten.

Laut dem Impfdashboard der Johns Hopkins University liegt beispielsweise der Anteil vollständig Geimpfter auf dem afrikanischen Kontinent in fast allen Ländern bei deutlich unter 10 Prozent [1,2].

Ungleichheit bei Impfungen ist das größte Problem

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt davor, dass sich besonders in Bevölkerungen mit einer großen Anzahl an ungeimpften Personen neue Varianten von SARS-CoV-2 entwickeln können. Je nach Mutation besteht dann auch für Geimpfte und Genesene eine potenzielle Gefährdung. „Die Ungleichheit bei den Impfungen ist das größte Hindernis weltweit bei der Beendigung der Pandemie und der Überwindung von COVID-19 “, erklärte der WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Ergänzend fügt er hinzu: „Aus wirtschaftlicher, epidemiologischer und moralischer Sicht ist es im Interesse aller Länder, die neuesten verfügbaren Daten zu nutzen, um lebensrettende Impfstoffe für alle verfügbar zu machen." [3]

Im Frühjahr keine Corona-bedingten Einschränkungen mehr in Deutschland?

Doch nicht nur im Ausland, auch in Deutschland wird es im Frühjahr 2022 noch eine große Anzahl nicht geimpfter Personen geben. „Wir haben dann wahrscheinlich immer noch einige Millionen Menschen, die nicht geschützt sind und von denen immer noch Tausende wirklich krank werden können“, so Zeeb. Deswegen ist die Annahme, dass COVID-19 im Frühjahr 2022 keine Rolle mehr spiele, nicht zielführend [1].

SARS-CoV-2 wird bleiben

Professor Dr. Christian Drosten, Leiter der Virologie der Berliner Charité, schätzte die Lage im „Deutschlandfunk“ folgendermaßen ein: „Wir werden natürlich infektionsmedizinisch, epidemiologisch Nachwirkungen der Pandemie noch jahrelang haben.“ Weltweit sind Wissenschaftler davon überzeugt, dass SARS-CoV-2 langfristig bleiben und endemisch werden wird. Zukünftig wird also das Coronavirus – wie Influenza-Viren – in der Bevölkerung zirkulieren und saisonale Ausbrüche verursachen. Da die meisten Menschen dann aber eine Grundimmunität gegen das Virus aufgebaut haben – sei es durch eine vorherige Infektion oder Coronaschutzimpfung – ist in der Regel nicht mehr mit allzu schweren Krankheitsverläufen zu rechnen [1].

Wirtschaft – reichere Länder erholen sich schneller

Werden Impfstoffe nicht in gerechter Weise hergestellt, verbreitet und verteilt, schadet das dem weltweiten Wirtschaftsaufschwung, so die WHO. „In einigen Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen ist weniger als ein Prozent der Bevölkerung geimpft – dies trägt zu einer zweigleisigen Erholung von der COVID-19-Pandemie bei", sagte UNDP-Administrator Achim Steiner. Laut einer Analyse von Daten aus dem „New Global Dashboard on COVID-19 Vaccine Equity“ werden reichere Länder voraussichtlich eine höhere und schnellere Impfquote erreichen und sich wirtschaftlich schneller von der Pandemie erholen.

Ärmere Staaten, die nicht einmal in der Lage waren, ihr Gesundheitspersonal und die am stärksten gefährdete Bevölkerungsgruppe zu impfen, können voraussichtlich bis 2024 nicht an das Wachstumsniveau von vor Corona anknüpfen. Aus diesem Grund sind dringende Maßnahmen erforderlich, um die Ungleichheit bei Impfstoffen zu verringern [3].

Autor:
Stand:
10.09.2021
Quelle:

[1] Deutsche Presse-Agentur, dpa: 210902-99-66946/4
[2] John Hopkins University & Medicine, Dashboard: Understanding Vaccination Progress; abgerufen am 07. September 2021.
[3] World Health Organization (WHO), News: Vaccine inequity undermining global economic recovery. 22. Juli 2021; abgerufen am 07. September 2021.

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