Evolocumab bei Statin-Intoleranz

Eine neue US-amerikanische Studie der Cleveland-Klinik zeigt, dass der PCSK9-Inhibitor Evolocumab dem Cholesterol-Resorptionshemmer Ezetimib bei dokumentierter Statin-Intoleranz überlegen ist.

Evolocumab bei Statin-Intoleranz

Eine neue US-amerikanische Studie der Cleveland-Klinik zeigt, dass der PCSK9-Inhibitor Evolocumab dem Cholesterol-Resorptionshemmer Ezetimib bei dokumentierter Statin-Intoleranz überlegen ist. Die Forscher aus Cleveland fanden heraus, dass Evolocumab - verglichen mit Ezetimib - den Cholesterinspiegel deutlich besser senkt, wenn Statine aufgrund von Myopathien nicht gegeben werden können.

Das Problem der Myopathien

Bei Fettstoffwechselstörungen mit erhöhten LDL-Cholesterol-Konzentrationen sind Statine das Mittel der Wahl, um die Blutfettwerte zu senken und das Risiko von kardiovaskulären Folgeerkrankungen zu reduzieren. Bedauerlicherweise aber berichten nahezu 1/3 beziehungsweise bis zu 29 Prozent aller mit Statinen behandelten Patienten über mitunter sehr ausgeprägte Myopathien. Diese äußern sich zumeist in Form von Muskelkrämpfen, Muskelschmerzen, Schwäche oder Steifheit der Muskulatur. Oft bleiben die Beschwerden auch nach einer Dosisreduktion oder die Umstellung auf ein anderes Statin bestehen. Dann ist eine Therapieänderung unausweichlich.

Alternativen sind beispielsweise der Cholesterol-Resorptionshemmer Ezetimib  (Ezetrol) sowie Hemmer der Proproteinkonvertase Subtilisin/Kexin Typ 9 (PCSK9-Inhibitoren) wie die monoklonalen Antikörper Evolocumab (Repatha) und Alirocumab (Praluent). Die Cleveland-Klinikforscher untersuchten in ihrer Studie Wirksamkeit und Verträglichkeit von Ezetimib und Evolocumab bei statinintoleranten Patienten.

Studienaufbau

An der Studie nahmen 511 Patienten mit einer Statin-Intoleranz für 2 oder mehr Statine und LDL-Cholesterol-Konzentration von mehr als 210 mg/dl teil. In Phase A überprüften die Mediziner Patienten mittels eines Cross-Over-Designs placebokontrolliert in zwei Gruppen auf eine Atorvastatin-Intoleranz (20 mg pro Tag). Jede Gruppe erhielt 10 Tage das Statin oder ein Placebo. Nach 10 Wochen wurde für erneut 10 Wochen gewechselt.

42,6 Prozent der Patienten berichteten über Myopathien während der Statin-Behandlung, nicht jedoch unter Placebo. 26,5 Prozent der Probanden berichteten über Muskelbeschwerden unter Placebo, während mit Atorvastatin keinerlei Beschwerden auftraten.

Patienten der 1. Gruppe wurden als statinintolerant eingestuft und folgten in Phase B. Weitere Probanden der Phase B waren Patienten mit einer zehnfach erhöhten Creatinphosphokinase-Konzentration, die aufgrund der hohen Werte nicht an Phase A teilnahmen.

Ergebnisse der Studie

24 Wochen lang erhielten alle Teilnehmer der Phase B oral 10 mg Ezetimib pro Tag oder subkutan 420 mg Evolocumab einmal monatlich. Nach 24 Wochen wurde die LDL-Cholesterol-Konzentration bewertet. Patienten, die Ezetimib einnahmen, konnten eine Reduktion des LDL-Cholesterol-Spiegels von 16,7 Prozent vorweisen. Bei Probanden, die Evolocumab injiziert bekamen, senkte sich der Wert um durchschnittlich 52,8 Prozent.

Dr. Steven E. Nissen, Vorsitzender der Kardiovaskulären Medizin an der Cleveland Klinik subsummiert: „ Statin-Intoleranz ist ein sehr schwieriges klinisches Problem. Die Studie zeigt, dass PCSK9-Inhibitoren die LDL-Cholesterol-Konzentration bei Patienten mit dokumentierter Statin-Intoleranz beträchtlich senken kann und eine effektive Therapieoption für diese Patienten bereitstelle.“ Patienten können sich nach einer medizinischen Einweisung und Schulung Evolocumab einmal im Monat selbst spritzen.

Fazit

Neben der großen Euphorie äußern kritische Mediziner jedoch auch Bedenken am Einsatz von Evolocumab zur Senkung von Blutfettwerten. Unbenommen ist die sehr erfolgreiche Reduktion der LDL-Cholesterol-Konzentration, die bereits in mehreren Studien belegt wurde. Patienten mit nachgewiesener Statin-Intoleranz könnten von dieser Therapieoption durchaus profitieren. Dennoch gilt es zu beachten, dass es bislang keine Langzeitstudien zum Einsatz von Evolocumab bei Fettstoffwechselstörungen gibt. Zudem sind auch keine Auswirkungen bezüglich kardiovaskulärer Ereignisse oder der Einfluss auf Morbidität und Mortalität bekannt. Ob Evolocumab auf lange Sicht hält, was aktuelle Studienergebnisse versprechen, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall aber ist der Wirkstoff ein hoffnungsvoller Ansatz bei Statin-Intoleranz.

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