
Der US-Pharmakonzern Merck & Co (außerhalb der USA und Kanadas als MSD bekannt) und sein Partner Ridgeback haben bei der US-amerikanischen Zulassungsbehörde (FDA) die Notfallzulassung für Molnupiravir beantragt. Die Behörde bewertet aktuell die vorgelegten Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit der neuen oralen antiviralen Behandlungsoption für Hochrisikopersonen mit einer neu diagnostizierten COVID-19-Infektion.
Nach positivem Zulassungsbescheid wäre es das erste orale Arzneimittel gegen COVID-19 auf dem Markt. Zunächst ist die Anwendung bei erwachsenen SARS-CoV-2-Infizierten mit milden bis moderaten COVID-19-Symptomen angedacht, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf mit Hospitalisierung aufweisen. Für eine optimale Wirkung muss Molnupiravir innerhalb der ersten fünf Tage nach dem Auftreten von Symptomen eingenommen werden [1,2].
Studienlage
Die Zwischenergebnisse der globalen randomisierten, placebokontrollierten, doppelblinden, multizentrischen Phase-III-Studie MOVe-OUT überzeugen. Demnach senkt Molnupiravir das relative Risiko für eine Hospitalisierung oder Tod innerhalb der ersten 29 Tage nach Studieneinschluss gegenüber Placebo um die Hälfte. Im Detail mussten 7,3 Prozent der Patienten (28 von 385), die Molnupiravir erhielten, hospitalisiert werden – verglichen mit 14,1 Prozent (53 von 377) im Placebo-Arm. In der Verum-Gruppe verstarb kein Patient, während unter Placebo acht Todesfälle berichtet wurden.
Die Inzidenz arzneimittelbedingter Nebenwirkungen war in beiden Gruppen ähnlich hoch (12 vs. 11 Prozent). Die Therapie-Abbruchrate aufgrund eines unerwünschten arzneimittelbedingten Ereignisses überraschte. So beendeten in der Molnupiravir-Gruppe 1,3 Prozent der Patienten die Studie vorzeitig; im Placebo-Arm hingegen 3,4 Prozent [3].
Frühzeitige Anwendung entscheidend
Die Studie umfasste nicht hospitalisierte erwachsene Probanden, bei denen ein Risikofaktor im Zusammenhang mit einem schweren COVID-19-Verlauf und/oder einer Hospitalisierung vorlag. Die Patienten zeigten leichte bis mittelschwere Krankheitssymptome. Sie erhielten innerhalb der ersten fünf Tage nach Symptombeginn bis zu 800 mg Molnupiravir zweimal täglich über fünf Tage. Bei späterer Anwendung sei ein klinischer Nutzen unwahrscheinlich. Entsprechende Untersuchungen aus der MOVe-IN-Studie bei hospitalisierten Patienten mit längerer Beschwerdedauer wurden deshalb im April 2021 beendet [4].
Studie zur Post-Expositionsprophylaxe begonnen
Merck und Ridgeback gaben im September den Beginn einer weiteren klinischen Phase-III-Studie bekannt. Die MOVe-AHEAD-Studie prüft den Einsatz von Molnupiravir als Post-Expositionsprophylaxe bei Haushaltsangehörigen von Corona-Infizierten. An der weltweiten Studie nehmen Personen teil, die mindestens 18 Jahre alt sind und im selben Haushalt wie eine Person mit einer im Labor bestätigten symptomatischen SARS-CoV-2-Infektion leben. „Im Erfolgsfall könnte Molnupiravir eine wichtige zusätzliche Option sein, um die Belastung unserer Gesellschaft durch COVID-19 zu verringern“, hofft Dr. Nick Kartsonis, Senior Vice President für klinische Forschung für Infektionskrankheiten und Impfstoffe bei Merck Research Laboratories [5].
Weitere Zulassungsanträge geplant
Der Antrag auf Notfallzulassung bei der FDA soll nicht der Letzte bleiben. Die Unternehmen arbeiten aktiv mit den Zulassungsbehörden weltweit zusammen, um in den kommenden Monaten weitere Anträge auf eine Notfall- oder Marktzulassung einzureichen [2].