
Aufgrund dieser positiven Zwischenergebnisse der klinischen Phase-III-Studie MOVe-OUT wurde die Rekrutierung in die Studie auf Empfehlung eines unabhängigen Data Monitoring Committee und in Absprache mit der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) nun vorzeitig gestoppt.
Die geplante Zwischenanalyse wertete Daten von 775 Patienten aus, die am oder vor dem 5. August 2021 in die Studie aufgenommen wurden.
Über die Studie
Bei MOVe-OUT handelt es sich um eine globale, randomisierte, placebokontrollierte, doppelblinde, multizentrische Studie der Phase III an nicht hospitalisierten erwachsenen Patienten mit laborbestätigtem leichtem bis mittelschwerem COVID-19, mindestens einem Risikofaktor im Zusammenhang mit einem schweren Krankheitsverlauf und Symptombeginn innerhalb von fünf Tagen vor der Randomisierung.
Die häufigsten Risikofaktoren für einen schweren Krankheitsverlauf waren Adipositas, höheres Alter (> 60 Jahre), Diabetes mellitus und Herzerkrankungen. Die Varianten Delta, Gamma und Mu machten fast 80% der auswertbaren Fälle der Studie aus. Rekrutierungen in Lateinamerika, Europa und Afrika betrugen 55%, 23% bzw. 15% der Studienpopulation.
Aufgrund eines potenziellen teratogenen Risikos von Molnupiravir mussten männliche Teilnehmer zustimmen während des Interventionszeitraums und für mindestens 4 Tage nach der letzten Dosis der Studienintervention entweder auf heterosexuelle Kontakte zu verzichten oder der Anwendung von Verhütungsmitteln zuzustimmen. Weibliche Teilnehmer durften nicht schwanger sein oder stillen und mussten eine sichere Kontrazeption nachweisen.
Ergebnisse
Wie die Pharmaunternehmen MSD und Ridgeback mitteilen, senkte der Wirkstoff das Risiko einer Hospitalisierung oder eines Todesfalls um etwa 50 Prozent: 7,3 Prozent der Patienten (28/385), die Molnupiravir erhielten, wurden bis Tag 29 nach Einschluss in die Studie hospitalisiert, verglichen mit 14,1 Prozent, der mit Placebo behandelten Patienten (53/377); p=0,0012. Bis Tag 29 wurden bei Patienten, die Molnupiravir erhielten, keine Todesfälle gemeldet, im Vergleich zu 8 Todesfällen bei Patienten, die Placebo erhielten [1].
Die Inzidenz jeglicher unerwünschter Ereignisse war in der Molnupiravir- und der Placebo-Gruppe vergleichbar (35% bzw. 40%). Auch die Inzidenz arzneimittelbedingter unerwünschter Ereignisse war vergleichbar (12% bzw. 11%). In der Molnupiravir-Gruppe (1,3%) brachen weniger Patienten die Studientherapie aufgrund eines unerwünschten Ereignisses ab als in der Placebo-Gruppe (3,4%).
Kleines Prodrug große Wirkung
Bei Molnupiravir (MK4482, EIDD-2801) handelt es sich um ein orales Prodrug des Ribonukleosid-Analogons β-D-N4-Hydroxycytidin (NHC), das eigentlich zur Behandlung einer Influenza entwickelt wurde. Molnupiravir wurde von Drug Innovations at Emory (DRIVE), LLC, einem gemeinnützigen Biotechnologieunternehmen, das sich vollständig im Besitz der Emory University befindet, entdeckt und nun von Merck & Co., Inc. in Zusammenarbeit mit Ridgeback Biotherapeutics entwickelt.
Der Wirkstoff wird im Plasma schnell zu NHC und dann von Wirtskinasen in die aktive 5′-Triphosphatform umgewandelt. Das aktive 5′-Triphosphat dient als kompetitives Substrat für viral-kodierte RNA-abhängige RNA-Polymerase (RdRp) und induziert, sobald es in naszierende virale RNA eingebaut wurde, eine antivirale Wirkung durch die Akkumulation von Mutationen, die mit jedem viralen Replikationszyklus zunehmen.
Präklinische Studien zeigen eine antivirale Aktivität mit breitem Spektrum gegen Coronaviren, einschließlich SARS-CoV-2. In einem SARS-CoV-2-Frettchenmodell blockierte die Behandlung mit Molnupiravir die Übertragung auf unbehandelte Tiere vollständig und betonte, dass eine frühzeitige Behandlung möglicherweise Sekundärinfektionen von SARS-CoV-2 verhindern könnte [2].
In einer ersten am Menschen durchgeführten Phase-I-Studie an gesunden Freiwilligen hatte sich Molnupiravir als sicher und gut verträglich erwiesen [3].
Aussicht
MSD plant nun auf der Grundlage dieser Ergebnisse so bald wie möglich einen Antrag auf eine Zulassung für den Notfall (EUA–Emergency Use Authorization) bei der US-amerikanischen FDA zu stellen sowie weitere Zulassungsanträge bei anderen Aufsichtsbehörden weltweit einzureichen.