
Die Myokarditis ist eine seltene Komplikation von Covid-19-Impfungen mit den mRNA-Impfstoffen BNT162b2 (Comirnaty von BioNTech/Pfizer) und mRNA-1273 (Spikevax von Moderna). Ebenso wurden Herzmuskelentzündungen nach einer SARS-CoV-2-Infektion beobachtet. Das Outcome der PatientInnen richtet sich nach der Genese. Einer skandinavischen Studie zufolge verläuft eine impfstoffassoziierte Herzmuskelentzündung deutlich milder als eine Myokarditis nach Covid-19. Verglichen mit einer konventionellen Myokarditis ist die impfstoffassoziierte Herzmuskelentzündung seltener mit Herzinsuffizienz oder Tod verbunden.
Skandinavische Studie analysierte Myokarditis-Diagnosen
Eine populationsbasierte Kohortenstudie wertete Registerdaten aus vier skandinavischen Ländern hinsichtlich einer Myokarditis-Diagnose aus. Der Beobachtungszeitraum erstreckte sich vom 1. Januar 2018 bis zum letzten Datum der Nachbeobachtung im Jahr 2022. Ein Team um Dr. Anders P. Hviid, Epidemiologe vom Statens Serum Institut in Kopenhagen, verglich den Verlauf der Herzmuskelentzündung im Zusammenhang mit einer mRNA-Impfung gegen SARS-CoV-2, einer Covid-19-Erkrankung und einer herkömmlichen Myokarditis.
Studienendpunkte waren:
- Herzinsuffizienz oder Tod (ursachenunabhängig) innerhalb von 90 Tagen nach einer Krankenhauseinweisung aufgrund einer Myokarditis
- erneute Hospitalisierung aufgrund einer Myokarditis innerhalb von 90 Tagen nach Entlassung
Knapp 7.300 Menschen erlitten eine Herzmuskelentzündung
Im Beobachtungszeitraum wurden 7.292 PatientInnen mit einer neu aufgetretenen Myokarditis in ein Krankenhaus aufgenommen. Davon hatten:
- 530 Personen (7,3%) eine Myokarditis im Zusammenhang mit der mRNA-Impfung
- 109 (1,5%) eine Myokarditis im Zusammenhang mit der Covid-19-Erkrankung
- 6.653 (91,2%) eine konventionelle Myokarditis
Myokarditis als Impfkomplikation meist bei jungen Menschen
Als Impfkomplikation trat eine Myokarditis vor allem bei jüngeren Menschen im Alter von 16 bis 24 Jahren auf. Die Forschenden ermittelten in dieser Altersgruppe 5,6 (nach BNT162b2) bzw. 18,4 (nach mRNA-1273) zusätzliche Erkrankungen auf 100.000 Geimpfte. Bis 2022 wurden insgesamt 530 Erkrankungen registriert, darunter 64,1% bei den unter 40-Jährigen.
In den ersten 28 Tagen nach einem positiven SARS-CoV-2-Test erkrankten 109 Personen an einer Herzmuskelentzündung, 56% von ihnen waren über 40 Jahre.
Hinweis: Da deutlich mehr Menschen gegen Corona geimpft wurden als an Covid-19 erkrankt waren, ist ein direkter Vergleich der Zahlen nicht möglich – demzufolge auch nicht die Schlussfolgerung, dass eine Myokarditis häufiger nach einer Impfung als nach Covid-19 auftritt.
Herzinsuffizienz und Tod
In der Covid-19-Myokarditis-Gruppe mussten zwölf PatientInnen (11%) wegen einer Herzmuskelschwäche hospitalisiert werden (6 bzw. 5,5% verstarben). Nach einer Impfstoff-assoziierten Myokarditis wurden 22 PatientInnen (4,5%) aufgrund einer Herzinsuffizienz ins Krankenhaus eingeliefert (6 bzw. 1,1% verstarben). Das heißt, dass eine Covid-19-assoziierte Myokarditis häufiger mit einer Herzinsuffizienz oder dem Tod verbunden ist. Verglichen mit der konventionellen Myokarditis liegt das relative Risiko bei 1,48 (95%-KI 0,86–2,54) für eine Herzinsuffizienz und bei 2,35 (95%-KI 1,06–5,19) für den Tod.
Demgegenüber war eine Myokarditis nach einer Covid-19-Impfung seltener mit einer Herzinsuffizienz oder dem Tod verbunden als eine konventionelle Herzmuskelentzündung. Die relativen Risiken waren 0,56 (95%-KI 0,37–0,85) und 0,48 (95%-KI 0,21–1,09).
In einer Subgruppe jüngerer PatientInnen (12–39 Jahre) ohne prädisponierende Begleiterkrankungen war das relative Risiko für Herzinsuffizienz oder Tod bei einer Myokarditis im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung deutlich höher als bei einer Myokarditis als Impfkomplikation (relatives Risiko 5,78, 95%-KI 1,84–18,20).
Fazit
Die Ergebnisse zeigen, dass eine Myokarditis als Komplikation nach einer Impfung mit SARS-CoV-2-mRNA-Impfstoffen milder verläuft als eine Myokarditis im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung und eine konventionelle Myokarditis, resümieren Hviid und Kollegen.