COVID-19: Paxlovid-Studie bei Standard-Risikopatienten gestoppt

Paxlovid (Nirmatrelvir + Ritonavir) hat sich bei COVID-19-Patienten mit hohem Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf bewährt. Weniger gefährdete Patienten scheinen jedoch kaum zu profitieren.

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Paxlovid von Pfizer enthält die Wirkstoffkombination Nirmatrelvir plus Ritonavir. Das oral einzunehmende Arzneimittel ist bei Erwachsenen, die keine zusätzliche Sauerstoffzufuhr benötigen und ein erhöhtes Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf aufweisen, zugelassen. Studien belegen positive Effekte bezüglich Krankenhauseinweisungen und Tod im Vergleich zu Placebo. Bei Standard-Risikopatienten waren die Ergebnisse nicht so eindeutig.

Methodik

In der Phase-II/III-Studie EPIC-SR (Evaluation of Protease Inhibition for COVID-19 in Standard-Risk Patients) wurde Paxlovid im Vergleich zu Placebo an 1.153 Patienten getestet. Die Studienpopulation umfasste ungeimpfte Erwachsene ohne zusätzliches Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf und geimpfte Personen, die mindestens einen Risikofaktor für das Fortschreiten der Erkrankung aufwiesen. Als primärer Endpunkt wurde die anhaltende Symptomverbesserung aller Beschwerden an vier aufeinanderfolgenden Tagen festgelegt. Wichtigster sekundärer Endpunkt war eine Hospitalisierung oder Todesfolge, ein weiterer der Rückgang von Arztbesuchen.

Ergebnisse

Den sekundären Endpunkt Hospitalisierung oder Tod erreichten im Placeboarm 10 von 569 Patienten (1,76%), verglichen mit 5 von 576 Patienten (0,87%) in der Verumgruppe. Das bedeutet ein um 51 Prozent geringeres Risiko; das statistische Signifikanz-Niveau wurde jedoch verfehlt. Das liegt insbesondere daran, dass die Standard-Risikopopulation im Gegensatz zu Hochrisikopatienten nur ein sehr geringes Risiko für eine Krankheitsverschlechterung mit Klinikeinweisung und letalen Verläufen birgt.

Ebenso wenig überzeugte Paxlovid beim primären Endpunkt. Hier war schon zuvor kein signifikanter Unterschied nachweisbar.

Einzig bei der Anzahl der COVID-19-bedingten Arztbesuche erzielte die Behandlung mit Paxlovid im Vergleich zu Placebo einen „nominell signifikanten“ Rückgang pro Tag um 62 Prozent (p=0,0228). Dazu gehörten Aufenthalte in der Notaufnahme, in der Notfallversorgung, Krankenhauseinweisungen und telemedizinische Gespräche. Eine ähnliche Entwicklung wurde bereits in der EPIC-HR-Studie beobachtet.

Subgruppenanalyse geimpfter Personen

In einer Subgruppenanalyse von 721 gegen COVID-19 geimpften Erwachsenen erreichten im Placeboarm 7 von 360 Patienten (1,94%) den Endpunkt Hospitalisierung oder Tod, verglichen mit 3 von 361 Patienten (0,83%) in der Verumgruppe. Dies entspricht einem relativen – ebenfalls nicht signifikanten – Rückgang um 57 Prozent.

Unerwünschte Ereignisse

Unerwünschte Ereignisse während der Behandlung waren zumeist leicht und mit jeweils etwas mehr als 23 Prozent in der Paxlovid- und Placebogruppe vergleichbar. Ähnlich waren auch die Raten schwerwiegender unerwünschter Ereignisse und nebenwirkungsbedingter Therapieabbrüche (1 bis knapp 2%).

Fazit

Ein signifikanter Nutzen von Paxlovid bei Standard-Risikopatienten wurde in keinem der gewählten Endpunkte erzielt. Da Pfizer auch zukünftig nicht mehr mit einem eindeutigen Vorteil von Paxlovid rechnet, hat der Hersteller die Studie EPIC-SR gestoppt. Eine Ausweitung der Zulassung auf Patienten ohne Risikofaktoren dürfte damit ausbleiben.

Autor:
Stand:
20.06.2022
Quelle:
  1. Pfizer, Pressemitteilung: Pfizer Reports Additional Data on PAXLOVID™ Supporting Upcoming New Drug Application Submission to U.S. FDA; 14. Juni 2022.
  2. Hammond, J. et al. (2022): Oral Nirmatrelvir for High-Risk, Nonhospitalized Adults with COVID-19. N Engl J Med. 2022 Apr; 386(15):1397–408; DOI: 10.1056/NEJMoa2118542.
  3. Europäische Arzneimittelagentur (EMA), Übersicht: Paxlovid; Stand Januar 2022; abgerufen am 18. Juni 2022.
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