
Bisher sollte zwischen der COVID-19-Impfung und anderen Impfungen ein Mindestabstand von 14 Tagen eingehalten werden. Im aktuellen Epidemiologischen Bulletin der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert-Koch-Institut vom 30. September 2021 wurde diese Empfehlung nun aufgehoben [1].
Grund dafür ist laut den Experten, dass mittlerweile ausreichend Daten zur Sicherheit und Verträglichkeit der COVID-19-Impfstoff vorliegen. Der zuvor empfohlene Abstand sollte eine Differenzierung und genaue Zuordnung möglicher Impfreaktionen erlauben.
Simultane Impfung mit anderen Totimpfstoffen möglich
Die Aufhebung der Regelung gilt laut STIKO für die Impfung mit anderen Totimpfstoffen. Diese Empfehlung ist im Hinblick auf die anstehenden Grippe-Impfungen von Interesse. Bei den in Deutschland verfügbaren Influenza-Impfstoffen handelt es sich nämlich größtenteils um Totimpfstoffe. Die Impfung kann also simultan erfolgen, sofern die Indikation gegeben ist.
Die Grippe-Impfung soll laut den STIKO-Experten frühestens ab Oktober erfolgen.
COVID-19-Impfung und Grippe-Impfung – das ist zu beachten
Die Injektion sollte an unterschiedlichen Gliedmaßen erfolgen. Bei der simultanen Anwendung können Impfreaktionen häufiger als bei der getrennten Gabe auftreten. Aus den umfangreichen Erfahrungen bei der simultanen Impfung von Nicht-COVID-19-Impfstoffen geht hervor, dass das Nebenwirkungsprofil und die Immunantwort bei der simultanen Verabreichung verschiedener Impfstoffe dem der einzelnen Impfstoffe entsprechen.
Zur gleichzeitigen Anwendung von COVID-19-Impfstoffen und anderen Totimpfstoffen liegen in Deutschland aktuell noch keine Daten vor. Die STIKO weist in diesem Zusammenhang auf noch unveröffentlichte Daten aus Großbritannien hin, welche auf eine leicht erhöhte Reaktogenität bei gleichzeitiger Anwendung von COVID-19- und Influenza-Impfstoffen hindeuten.
Dritte COVID-19-Impfdosis für Immunsupprimierte
In der aktuellen Ausgabe des Epidemiologischen Bulletins thematisiert die STIKO auch die Frage nach einer dritten COVID-19-Impfdosis. Diese ist derzeit in Deutschland für immunsupprimierte Menschen und Senioren bereits verfügbar, nachdem sich die Gesundheitsministerkonferenz Anfang August 2021 dafür ausgesprochen hatte.
Die STIKO empfiehlt die dritte Impfdosis derzeit allerdings ausschließlich für immunsupprimierte Menschen und nicht für Senioren.
Auffrischung halbes Jahr nach Grundimmunisierung oder früher
Laut STIKO soll alle Personen mit einer Immundefizienz etwa sechs Monate nach der COVID-19-Grundimmunisierung eine zusätzliche Impfdosis eines mRNA-Impfstoffes angeboten werden. Dies gilt unabhängig davon, ob die Grundimmunisierung nach einem homologen oder heterologen Impfschema erfolgt ist.
Bei schwer immundefizienten Personen, bei denen eine stark verminderte Immunantwort zu erwarten ist, kann die dritte Impfung früher, nämlich vier Wochen nach der zweiten Impfdosis, verabreicht werden. Darunter fallen beispielsweise Personen mit Krebserkrankungen und immunsuppressiver, antineoplastischer Therapie, Hämodialysepatienten sowie bestimmte HIV-Patienten (≤200 CD4-Zellen und/oder nachweisbarer Viruslast). Ob bei diesen Personen eine vierte Impfung nach weiteren sechs Monaten erforderlich ist, sollte im Einzelfall entschieden werden.
Antikörpertestung nach COVID-19-Impfung
Die STIKO empfiehlt keine Antikörpertestung, da kein Wert bekannt ist, ab dem man auf eine dritte Impfdosis verzichten würde. Lediglich bei schwer immundefizienten Personen, bei denen eine stark reduzierte Immunantwort zu erwarten ist, sollte frühestens vier Wochen nach der zweiten Impfung und erneut vier Wochen nach der dritten Impfung eine serologische Untersuchung auf spezifische Antikörper gegen das SARS-CoV-2-Spike-Protein durchgeführt werden.
Die zwei- oder mehrmalige Messung soll im Vergleich den Nachweis einer einsetzenden Impfantwort ermöglichen. Lassen sich auch nach der dritten Impfdosis unveränderte oder sehr niedrige Antikörper-Spiegel nachweisen, so müssen die Patienten über den möglicherweise fehlenden Immunschutz aufgeklärt werden.