Neueinführung Onpattro bei hATTR

Onpattro wird zur Therapie der hereditären Transthyretin-Amyloidose bei Erwachsenen mit Polyneuropathie eingesetzt. Der Wirkstoff Patisiran führt zum verstärkten Abbau des Transthyretin-Proteins.

Forschung DNA

Wofür wird Onpattro angewendet?

Onpattro von Alnylam ist indiziert zur Therapie der hereditären Transthyretin-Amyloidose (hATTR-Amyloidose) bei Erwachsenen, die eine Polyneuropathie der Stadien 1 oder 2 aufweisen.

Anfang Oktober 2018 wurde ein weiteres Medikament, Tegsedi, zur Behandlung der hATTR zugelassen. Weitere Informationen zu diesem Medikament finden Sie hier.

Heriditäre Transthyretin-Amyloidose

Die hATTR zählt mit einer Prävalenz von 1,1:100.000 zu den seltenen Erkrankungen. Die Erkrankung wird autosomal dominant vererbt. Transthyretin (TTR), auch als Präalbumin bezeichnet, fungiert als Transportprotein für Thyroxin und Vitamin A. Durch die bei der hATTR entstehenden Mutationen kommt es zur Destabilisierung des Proteins und es bilden sich extrazelluläre Amyloid-Ablagerungen.

Die fehlgefalteten Proteine lagern sich als Transthyretin-Amyloidfibrillen in den Nerven und verschiedenen Organen ab. Die Patienten sind bei Erstmanifestation zwischen 20 und 70 Jahre alt. Unbehandelt führt die systemische Erkrankung nach durchschnittlich 10 Jahren zum Tod.

Die Krankheit verläuft in verschiedenen Stadien. Im Stadium 1 der Erkrankung kann der Patient noch ohne Hilfe gehen, im Stadium 2 ist er eingeschränkt gehfähig und benötigt Hilfe. Darüber hinaus gibt es noch das Stadium 3, in dem hATTR-Patienten nicht mehr gehfähig und auf einen Rollstuhl angewiesen sind.

Wie wird Onpattro angewendet?

Onpattro mit dem Wirkstoff Patisiran wird als intravenöse Infusion alle drei Wochen verabreicht. Die empfohlene Dosis liegt bei 300 Mikrogramm/kg Körpergewicht. Patienten, die ≥ 100 kg wiegen, sollten eine Maximaldosis von 30 mg erhalten.

Patienten unter Onpattro sollten Vitamin A in einer Dosis von ca. 2.500 I. E. täglich erhalten. Die Therapie sollte unter Aufsicht eines Arztes erfolgen, welcher in der Therapie von Amyloidose-Patienten erfahren ist. Eine Prämedikation ist erforderlich, um das Risiko infusionsbedingter Reaktionen zu senken.

Wie wirkt Patisiran?

Der Wirkstoff Patisiran ist eine doppelsträngige, kleine interferierende Ribonukleinsäure (siRNA [small interfering ribonucleic acid]). Diese zielt spezifisch auf eine genetisch konservierte Sequenz in der 3‘-untranslatierten Region der gesamten mRNA ab, sowohl von mutiertem als auch von Wildtyp-TTR.

Die Hepatozyten stellen die primäre Quelle des TTR dar. Durch die Zubereitung von Patisiran als Lipid-Nanopartikel, wird die siRNA zu den Hepatozyten befördert. Dort bewirkt Patisiran, durch den Prozess der RNA-Interferenz (RNAi), den katalytischen Abbau der TTR-mRNA in der Leber. Daraus resultiert eine Reduktion des TTR-Proteins im Serum und letztendlich eine Reduktion der Amyloid-Ablagerungen.

Studienlage Onpattro

Die klinische Wirksamkeit von Onpattro wurde in der multizentrischen, randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Phase-III-Studie APOLLO untersucht. An der Studie nahmen 225 Patienten mit Amyloidose und Polyneuropathie teil. Im Patientengut waren 39 verschiedene TTR-Mutationen vorhanden.

Methodik

Die Patienten wurden 2:1 auf Patisiran oder Placebo randomisiert. Die Patienten der Verum-Gruppe erhielten Patisiran in einer Dosierung von 300 Mikrogramm/kg Körpergewicht i. v. alle drei Wochen, über einen Zeitraum von 18 Monaten.

Der primäre Wirksamkeitsendpunkt war die Veränderung des modified Neuropathy Impairment Score +7 (mNIS+7). Der mNIS+7 ist eine zusammengesetzte Messgröße, die motorische, sensorische und autonome Polyneuropathie beurteilt. Die Beurteilung von motorischer Kraft, Reflexen, quantitativer sensorischer Prüfung und, Nervenleitungstests und posturalem Blutdruck fließt ebenfalls mit ein. Der mNIS+7 reicht von 0 bis 304 Punkten. Je höher der Punktwert, desto schlimmer die Einschränkung.

Ergebnisse

Unter Onpattro wurde ein statistisch signifikanter Vorteil des mNIS+7 gegenüber von Placebo beobachtet. Dies trifft auch auf die einzelnen Komponenten des mNIS+7 zu. Statistisch signifikante Vorteile (p < 0,001) zeigten die Patienten der Onpattro-Gruppe auch bei allen sekundären Endpunkten.

Nebenwirkungen von Onpattro

Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Onpattro zählen periphere Ödeme und infusionsbedingte Reaktionen. Letztere war die einzige Nebenwirkung, die zum Absetzen des Medikaments führte.
Weitere Nebenwirkungen, die häufig auftraten, waren unter anderem Bronchitis, Vertigo, Dyspnoe, Arthralgie und Muskelspasmen.

Weitere Informationen zu Onpattro können Sie der Fachinformation des Herstellers entnehmen.

Autor:
Stand:
17.10.2018
Quelle:

Fachinformation Onpattro, European Medicines Agency (EMA)

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