
Hintergrund
Typische Symptome von COVID-19 sind Fieber, Husten, Dyspnoe und schwere Hypoxien. Mittlerweile hat sich gezeigt, dass eine Infektion mit SARS-CoV-2 zu weiteren Symptomen außerhalb des Respirationstraktes führen kann.
Im Bereich des Nervensystems sind Kopfschmerzen, ein veränderter mentaler Status oder eine Anosmie beschrieben. Auch eine akute nekrotisierende hämorrhagischen Enzephalopathie (ANE) ist sekundär zu COVID-19 beobachtet worden [1]. Mittlerweile ist eine S1-Leitlinie zu den neurologischen Manifestationen von COVID-19 erschienen.
Bei schweren Verläufen von COVID-19 kann ein Zytokinsturm durch die Bindung des Virus an den Angiotensin Converting Enzyme 2-Rezeptor ausgelöst werden. Dies führt zu einem hyperkoagulablen Status und erhöht die Inzidenz für vaskuläre Thrombosen bei COVID-19. Weiterhin ist das Outcome bei COVID-19 bei Patienten mit vaskulären Risikofaktoren wie Hypertension, koronarer Herzkrankheit und Diabetes mellitus schlechter.
Zielsetzung
In einer Fall-Kontroll-Studie untersuchte ein Team um Dr. Puneet Belani vom Mount Sinai Hospital in New York, ob akut an COVID-19 erkrankte Patienten ein höheres Risiko für Schlaganfälle haben [2].
Methodik
Es handelt sich um eine retrospektive Fall-Kontroll-Studie, die Daten aus dem Zeitraum vom 16. März bis zum 5. April 2020 an sechs Kliniken in New York City analysierte. Es wurden 42 Schlaganfall-Patienten und 82 Kontroll-Probanden einbezogen. Bei den Schlaganfall-Patienten war ein akuter ischämischer Schlaganfall mittels Bildgebung (CT und CT-Angiographie) diagnostiziert worden. Bei den Kontroll-Probanden war aufgrund eines klinischen Verdachtes ebenfalls eine Bildgebung durchgeführt worden, es zeigte sich jedoch kein Hinweis auf einen akuten hämorrhagischen Insult.
Ergebnisse
Das mittlere Alter in der Schlaganfall-Gruppe lag bei 65,5 Jahren ± 15,3 Jahre und in der Kontroll-Gruppe bei 68,8 Jahren ± 13,2 Jahre. 43% der Patienten mit einem akuten ischämischen Schlaganfall hatten zusätzlich eine Infektion mit SARS-CoV-2 im Vergleich zu 18,3% bei den Kontrollen (p = 0,001). Nach der Adjustierung von Alter, Geschlecht und Risikofaktoren zeigte sich eine COVID-19-Erkrankung als unabhängig assoziiert mit einem akuten ischämischen Schlaganfall im Vergleich zu den Kontrollen (Odds Ratio 3,9; 95% Konfidenzintervall 1,7-8,9; p = 0,001).
Fazit
Die Studienergebnisse zeigen, dass bei Patienten mit akuter COVID-19-Erkrankung eine erhöhte Prävalenz für ischämische Schlaganfälle besteht.
Die Autoren fordern eine Überprüfung der Resultate ihrer Studien in größeren Kohorten. Ob durch den Einsatz von Anikoagulantien das Schlaganfallrisiko bei Patienten mit COVID-19 gesenkt werden kann, bleibt abzuwarten. Hierzu sind weitere Studien nötig.