Bilharziose (Schistosomiasis)

Bilharziose ist eine durch Schistosoma-Parasiten verursachte Infektionskrankheit, die in tropischen Regionen vorkommt. Bei nicht einzuordnenden Symptomen und fehlender Diagnose sollte Bilharziose vor allem bei Afrika-Urlaubern als Differenzialdiagnose ausgeschlossen werden.

Wasseruntersuchung

Bilharziose, auch als Schistosomiasis bekannt, ist eine parasitäre Infektionskrankheit, die durch Trematoden der Gattung Schistosoma verursacht wird. Diese Krankheit betrifft Menschen in tropischen und subtropischen Regionen und stellt ein bedeutendes Gesundheitsproblem dar. Übertragen durch kontaminiertes Wasser, kann sie zu Fieber, Hautausschlag und langfristig zu Organschäden führen. Die WHO stuft Bilharziose als eine der vernachlässigten tropischen Krankheiten ein, die weltweit signifikante gesundheitliche und sozioökonomische Auswirkungen hat. 

Ätiologie

  • Erreger: Verschiedene Spezies von Schistosoma, darunter S. mansoni, S. haematobium, S. japonicum, S. mekongi, S. intercalatum. 
  • Lebenszyklus: Der Parasit durchläuft verschiedene Entwicklungsstadien, einschließlich freilebender Zerkarien, die in die Haut eindringen und sich im Körper zu erwachsenen Würmern entwickeln. 
  • Infektionsmechanismus und Pathophysiologie: Nach Kontakt mit kontaminiertem Süßwasser dringen Zerkarien in die Haut ein und entwickeln sich zu adulten Würmern in den Blutgefäßen. Die erwachsenen Würmer wandern zu verschiedenen Organen und legen Eier, die Entzündungen und Gewebeschäden verursachen. Die Immunantwort des Wirts auf die Eier führt dann granulomatösen Entzündungen und Fibrose.

Verbreitung

  • Regionen: Hauptsächlich in Afrika südlich der Sahara, aber auch in Teilen von Südamerika, dem Nahen Osten und Asien. Es sind über 78 Länder weltweit betroffen.
  • Fallzahlen: Laut WHO sind weltweit mehr als 200 Millionen Menschen infiziert, davon 90 % in Afrika südlich der Sahara. Jährlich werden etwa 20.000 bis 200.000 Todesfälle auf Bilharziose zurückgeführt. Besonders gefährdet sind Menschen in ländlichen Gebieten mit begrenztem Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen.

Symptome

Akute Phase (Katayama-Fieber)

  • Symptome: Fieber, Urtikaria, Eosinophilie, Myalgie, Kopfschmerzen, Husten als systemische Reaktion auf die wandernden und sich entwickelnden Schistosomenlarven.

Chronische Phase

  • Intestinale Schistosomiasis (Schistosoma japonicum, Schistosoma mekongi, Schistosoma mansoni und Schistosoma intercalatum): Bauchschmerzen, Diarrhö, Blut im Stuhl, Hepatosplenomegalie. Mögliche Komplikationen sind chronische Darmblutungen, Leberfibrose und portale Hypertension.
  • Urogenitale Schistosomiasis (Schistosoma haematobium): Hämaturie, Dysurie, Blasenschmerzen. Mögliche Komplikationen sind Blasenfibrose, Hydronephrose und ein erhöhtes Risiko für Harnblasenkarzinome

Langzeitfolgen

Chronische Bilharziose kann zu schwerwiegenden Langzeitfolgen führen. Leberfibrose und portale Hypertension sind häufige Komplikationen der intestinalen Schistosomiasis, die das Risiko für Ösophagusvarizen und Aszites erhöhen. Urogenitale Schistosomiasis kann durch Blasenfibrose und Hydronephrose langfristig zu chronischer Niereninsuffizienz führen und das Risiko für Blasenkrebs erhöhen. Frauen können gynäkologische Komplikationen wie häufige Aborte und Unfruchtbarkeit entwickeln. Auch nerurologische und kardiopulmonale Komplikationen sind beschrieben. 

Diagnostik

  • Anamnese und Klinik: Berücksichtigung der Expositionsgeschichte und der klinischen Symptome.
  • Parasitologischer Nachweis: Mikroskopische Untersuchung von Stuhl- oder Urinproben zum Nachweis von Schistosomeneiern.
  • Serologische Tests: Nachweis spezifischer Antikörper gegen Schistosomenantigene, zehn bis zwölf Wochen nach der letzen Exposition. 
  • Bildgebende Verfahren: Ultraschall, Endoskopie oder CT zur Beurteilung von Organschäden.

Eine detaillierte Übersicht über die verschiedenen Befundkonstellationen und die daraus zu ziehenden diagnostischen und therapeutischen Konsequenzen kann den Leitlinien entnommen werden. 

Therapie

  • Erstlinientherapie: Praziquantel ist das Mittel der Wahl für alle Formen der Schistosomiasis.
  • Analgetika und Antipyretika nach Bedarf
  • Nach Abschluss der Therapie sollten mehrmalige Kontrolluntersuchungen erfolgen.

Prophylaxe/Impfung

  • Impfung: bislang nicht verfügbar.
  • Vektorbekämpfung, Verbesserung der Wasserversorgung, Aufklärungsarbeit.
Autor:
Stand:
26.07.2024
Quelle:
  1. World Health Organization (WHO): Schistosomiasis, aufgerufen am 26. Juli 2024.
  2. Centers for Disease Control and Prevention (CDC): Schistosomiasis, aufgerufen am 26. Juli 2024.
  3. AWMF online: Leitlinie: Diagnostik und Therapie der Schistosomiasis (Bilharziose), aufgerufen am 26. Juli 2024.
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