Rote-Hand-Brief zu Venclyxto

Der Hersteller informiert über aktualisierte Empfehlungen zum Tumorlysesyndrom (TLS) bei Patienten mit chronisch lymphatischer Leukämie (CLL), die Venclyxto (Venetoclax) einnehmen.

Rote-Hand-Brief

Die Firma AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG informiert in Abstimmung mit der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) und dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) über folgenden Sachverhalt.

Zusammenfassung

  • Es wurden tödlich verlaufende Tumorlysesyndrom (TLS)-Fälle beobachtet, selbst bei Patienten, die die niedrigste Venetoclax-Dosis im Rahmen des Schemas zur Aufdosierung erhielten.
  • TLS stellt ein bekanntes Risiko im Zusammenhang mit Venetoclax dar.
  • Bei allen Patienten ist eine strikte Einhaltung der Maßnahmen zur Aufdosierung und zur Minimierung des TLS-Risikos gemäß den Angaben in der Fachinformation erforderlich.
  • Den verschreibenden Hämatologen werden Patientenkarten zur Verfügung gestellt, die jedem Patienten auszuhändigen ist.

Hintergrund zu den Sicherheitsbedenken

Der Wirkstoff Venetoclax ist ein selektiver Inhibitor des B-Zell-Lymphom-2 (BCL-2)-Proteins, der den Mechanismus der Apoptose in Krebszellen wiederherstellt. Venclyxto ist daher indiziert zur Behandlung erwachsener Patienten mit vorbehandelter chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) als Monotherapie oder in Kombination mit Rituximab und bei nicht vorbehandelter CLL in Kombination mit Obinutuzumab.

Die Anwendung von Venclyxto kann zu einer raschen Verringerung der Tumorlast führen und birgt somit zu Beginn und während der Aufdosierungsphase ein TLS-Risiko bei allen CLL-Patienten.
Eine rasche Verringerung des Tumorvolumens kann zu Stoffwechselanomalien führen, die manchmal klinisch toxische Effekte nach sich ziehen können, darunter Niereninsuffizienz, Herzrhythmusstörungen, Krampfanfälle und Tod (klinisches TLS). Nach Markteinführung wurden bei CLL-Patienten, die mit Venclyxto behandelt wurden, tödlich verlaufende TLS-Fälle berichtet. Einige dieser Ereignisse traten bei Patienten auf, die eine Einzeldosis von 20 mg Venetoclax (die niedrigste Dosis, die zu Beginn und während der Aufdosierungsphase angewendet wird) erhielten und bei Patienten mit einem niedrigen bis mittleren TLS-Risiko.

Prophylaxe, Überwachung und Maßnahmen bei TLS

Um das TLS-Risiko bei CLL-Patienten zu minimieren, sollten die verordnenden Ärzte folgende Empfehlungen befolgen.

  • Vor der ersten Dosis von Venclyxto sind patientenspezifische Faktoren im Hinblick auf das TLS-Risiko zu beurteilen, einschließlich Begleiterkrankungen und insbesondere eine eingeschränkte Nierenfunktion, Tumorlast und Splenomegalie.
  • Bei allen Patienten sind vor der ersten Dosis von Venclyxto eine prophylaktische Flüssigkeitszufuhr sicherzustellen und harnsäuresenkende Arzneimittel anzuwenden.
  • Es sollen die laborchemischen Blutwerte überwacht sowie eine Einstufung der Tumorlast vorgenommen werden.
  • Im Falle von Veränderungen der Blutwerte oder dem Auftreten von Symptomen, die auf ein TLS im Zusammenhang mit Venclyxto hindeuten, müssen die empfohlenen Dosisanpassungen und Maßnahmen befolgt werden.
  • Jedem Patienten soll die Patientenkarte (die an verschreibende Hämatologen verteilt werden wird) geben werden. Diese Karte enthält die Wichtigkeit der Hydratation und eine Liste der Symptome eines TLS, die den Patienten veranlassen sollten, im Falle ihres Auftretens sofort ärztliche Hilfe aufzusuchen.

Aktualisierung der Fachinformation

Die Fachinformation wurde überarbeitet, um die aktualisierten Empfehlungen widerzuspiegeln und die Bedeutung der strikten Einhaltung der Maßnahmen zur Minimierung des TLS-Risikos bei allen CLL-Patienten hervorzuheben, unabhängig von der Tumorlast und anderen bekannten Risikofaktoren für ein TLS.

Aufforderung zur Meldung von Nebenwirkungen

Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen‐Risiko‐ Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem Zulassungsinhaber oder dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), oder der jeweiligen Arzneimittelkommission gemeldet werden. Die Kontaktdaten können dem beigefügten Rote-Hand-Brief entnommen werden.

PDF öffnenRote-Hand-Brief zu Venclyxto

Autor:
Stand:
10.06.2021
Quelle:

AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG: Rote-Hand-Brief zu Venclyxto (Venetoclax)

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